Gesang des Drachen
einem halben Käse unter dem Arm zurückkam. Er bekam kaum noch Luft, so schnell schlug sein Herz.
»Wir sollten Vorräte anlegen, bevor die Putzkolonne des Schattenlords anfängt, das Essen zu rationieren.« Cedric reichte ihm ein Brot und brach den Käse auseinander. »Hier. Wenn du gegessen hast, erkläre ich dir deine Aufgabe. Maurice ...« Er unterbrach sich. Sein Blick glitt über Peddyrs Gesicht. »Ist alles in Ordnung? Du siehst blass aus.«
»Ich ... ich will nicht mehr helfen. Das ist falsch und ... gefährlich und ... Lass mich in Ruhe!« Er riss Cedric den Käse aus der Hand. »Lang lebe der Schattenlord!«
Dann drehte Peddyr sich um und rannte los. Erst als er tief im Wald atemlos stehen blieb, wurde ihm klar, was er gesagt hatte. Jetzt halten sie mich endgültig für einen Verräter.
»Er hat was gesagt?«, fragte Simon.
Cedric legte Brot und Käse auf den Tisch. »Lang lebe der Schattenlord! Und dann ist er abgehauen.«
»Glaubst du, dass er zu den Gläubigen übergelaufen ist?«, fragte Emma, während Reggie einige Stühle und Hocker heranzog.
»Ganz ehrlich?« Cedric griff nach einem Messer und zerteilte den Käse in vier gleich große Stücke. »Nein. Aber irgendwas stimmt nicht mit ihm. Ihr hättet ihn sehen sollen. Er war so nervös, dass er kaum ein Wort herausbrachte.«
Simon riss ein Stück Brot ab. Seine Wut schien sich gelegt zu haben; er wirkte so ruhig und gelassen wie zuvor. »Vielleicht hat er einfach nur Angst. Nach dem, was gestern geschehen ist, könnte ich ihm das nicht verdenken.«
Sie setzten sich an den Tisch und aßen. Cedric hatte um das Treffen in Emmas und Reggies Hütte gebeten. Ihm war klar, dass irgendein übereifriger Schattenlordjünger schon auf dem Weg zu Frans oder sogar Rimmzahn war, um ihm davon zu erzählen, aber das störte ihn nicht. Sie hatten sich versammelt, um gemeinsam zu essen. Das war nicht verboten. Noch nicht, dachte er.
»Trotzdem müssen wir etwas unternehmen«, sagte er mit vollem Mund. »Die Jungs wissen eine ganze Menge. Wenn sie überlaufen ...«
Simon lachte, aber es klang verbittert. »Was genau wissen sie denn? Dass Bricius und wir die Gläubigen beobachten und uns ab und zu treffen? Das kann sich Rimmzahn denken. Um uns gefährlich zu werden, müsste es etwas geben, was sie verraten können, aber da wir außer Reden nichts tun, sehe ich keine Gefahr.«
Die Ungeduld in seiner Stimme war unüberhörbar. Seine Wut hatte sich nicht gelegt, er unterdrückte sie nur.
»Umso besser«, sagte Reggie. Er legte seine Hand auf Emmas Arm. »Ich habe meine Freundin in gewisser Weise gerade erst kennengelernt, und ich würde sie ungern verlieren, nur weil ihr glaubt, etwas tun zu müssen, ohne sicher zu sein, dass es funktioniert.«
Emma drückte seine Hand und nickte. »Der Angriff auf den Schattenlord war nicht gerade eine unserer Sternstunden.«
»Das kann man wohl sagen.« Cedric schluckte den nussig schmeckenden Käse hinunter und griff nach dem Wasserkrug. Es überraschte ihn immer noch, wie gut Reggie damit umging, dass seine Freundin, die er für einen Menschen gehalten hatte, in Wirklichkeit eine Elfe war. Er schien sogar stolz darauf zu sein, als zeichne es ihn aus, dass sie sich für ihn entschieden hatte.
Simon fuhr sich müde mit der Hand über die Augen. »Zurück zum Thema«, sagte er. »Wir haben zwei Wendungen, die möglicherweise, aber nicht unbedingt miteinander in Verbindung stehen. Maurices Rückkehr in Rimmzahns inneren Kreis und Peddyrs merkwürdiges Verhalten. Ich schlage vor, dass wir beidem nachgehen. Einer von uns sollte Bricius informieren, damit er die Jungs nicht mehr einsetzt.«
Emma nickte. »Das mache ich.«
»Gut. Cedric, wenn du dich um Peddyr kümmerst, kann Reggie Maurice beobachten.«
»Wirklich? Ihr lasst mich mitmachen?« Reggie grinste. »Das freut mich.«
»Du bist unauffälliger als wir, und wenn Emma dir traut, haben wir keinen Grund, dir zu misstrauen.«
Cedric runzelte die Stirn und sah Simon an. »Damit haben wir alle was zu tun, nur du nicht.«
Simon erwiderte seinen Blick nicht. »Ich habe mein eigenes Projekt.«
»Und was genau ...«
Es klopfte. Cedric hielt inne. Einen Moment lang sagte niemand etwas, dann räusperte sich Emma.
»Ja?«
Die Tür wurde geöffnet, ein Schatten fiel lang in die Hütte.
»Mir wurde zugetragen, dass die Sucher zwar die Gaben des Schattenlords angenommen, sich aber trotzdem zurückgezogen haben«, sagte Frans. Hinter ihm standen drei weitere
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