Gesang des Drachen
davon.«
Frans fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. Oh Schattenlord, welche Prüfungen erlegst du mir noch auf?
In dieser Nacht fand Frans kaum Schlaf. Die Strukturen lösten sich auf, um ihn zerbrach die Welt auf beängstigende Weise. Alberich rückte mit seinem Heer unerbittlich auf Cuan Bé zu, das sagten zumindest die Iolair, Rimmzahn und der Schattenelf waren verschwunden, und nun waren auch noch die Kinder befreit worden. Gläubige hatten ihm das zugetragen.
Noch immer konnte Frans nicht mit Sicherheit sagen, wer sich gegen ihn erhoben hatte. Vielleicht waren es wirklich diese Verfluchten gewesen, die hässlichen Kreaturen, wie einige munkelten. Aber Frans traute ihnen eine solche Tat nicht zu. Sie waren Rotzlöffel, deren Intelligenz nicht mal bis zur Nasenspitze reichte – oder was immer in ihren missratenen Gesichtern aufragte. Es mussten andere dahinterstecken. Vielleicht Iolair, die Deochar geschickt hatte.
Auch Deochar war ein Punkt, der Frans Kopfschmerzen bereitete. Er wusste, dass der Anführer der Splittergruppe Guerillaangriffe gegen Alberich flog und sich auf einen Kampf im Vulkan vorbereitete. Nun, da Deochar endlich aus seiner Deckung auftauchte, konnte Frans ihn und seine Leute nicht stellen, ohne sich und seinem Herrn massiv zu schaden. Der Iolair kämpfte auf derselben Seite wie er.
Ich muss zuerst diese Kinder zurückbekommen. Die Kinder sind unser wichtigstes Gut.
Er trat aus seiner Hütte. Sofort grüßten einige der Anhänger, doch sie grüßten ihn nicht so frenetisch wie Rimmzahn. Seit gestern hatte er unter ihnen massiv an Boden verloren, das wusste er, und dagegen musste er etwas unternehmen. Die Morgenandacht war dafür ideal geeignet. Es würden viele kommen und ihm zuhören.
Mit ernstem Gesicht und aufrechtem Gang winkte er die Jünger heran. Sie kamen wie die Schafe zum Schäfer. Zumindest folgen sie meinen Anweisungen noch. So muss es bleiben.
Einen Moment kam Frans der Gedanke, der Schattenlord sei vielleicht mit Rimmzahn fortgegangen und halte seine schützende Hand gar nicht mehr über das Lager. Er schüttelte zornig den Kopf. Der Teufel selbst flüstert mir solche Überlegungen ein, um mich in Versuchung zu führen.
Dennoch. Der Stachel saß gut platziert im Fleisch. Was würde er tun, sollte sich herausstellen, dass der Schattenlord ihm nicht half und die Kinder nicht zurückholte? Frans hob den Kopf wie ein Stier, der zum Angriff ansetzte. Dann zur Hölle mit ihnen allen. Sie sollen es nie erfahren, und ich werde ihr neuer Herrscher sein, der sie führt und lenkt, bis der eine zurückkommt.
Rudy kam eilfertig zu ihm gelaufen. »Ich war die ganze Nacht auf, Frans. Ich bin inzwischen ziemlich sicher, dass es diese verunstalteten Teenies waren, die die anderen Kinder befreit haben. Ich habe mich umgehört und recherchiert. Sie haben einen Sammelplatz am Fluss, und ...«
»Halt den Mund!«, sagte Frans. »Es ist völlig ausgeschlossen, dass dies das Werk von ein paar Rotzlöffeln ist. Dahinter stecken Krieger.«
»Aber Frans ...«
Frans drehte sich zornig zu ihm um. »Störe nicht den Frieden vor der Morgenandacht, Rudy! Du willst meine Aufmerksamkeit, deshalb denkst du dir solche Geschichten aus. Du möchtest dich mit irgendwelchen Märchen anbiedern und hoffst auf eine zweite Chance. Wahrscheinlich hast du gar nicht nachgeforscht, sondern die ganze Nacht selig geschlafen und von den guten alten Zeiten geträumt. Aber weißt du was? Die sind vorbei. Endgültig. Kapier das endlich!«
Rudys Augen weiteten sich. Ein feuchtes Glitzern schimmerte darin auf. Wortlos drehte er sich um und wollte gehen.
»Wo willst du hin?«, fuhr Frans ihn an. Er hatte den Wunsch, Rudy zu packen und zu würgen. Wann würde dieser Idiot begreifen, wie es in seinem Lager ablief?
Rudy blieb zitternd stehen. »In meine Hütte«, sagte er. Seine Stimme klang erstickt.
»Willst du etwa nicht an der Morgenandacht teilnehmen und unseren Gott ehren?«, fragte Frans so scharf und so laut, dass es mindestens zwanzig der sich versammelnden Jünger hören konnten.
»Ich ...«
Frans spürte das erhabene Gefühl von Macht. Fast machte es Rudy wieder interessant, aber nur fast. Rudy war austauschbar, und was er suchte, konnte er auch bei einem anderen finden. Oder einer anderen. Ganz wie es dem Schattenlord beliebte.
»Los!«, donnerte Frans. »Zur Morgenandacht! In die erste Reihe und auf die Knie!«
Rudy gehorchte. Die anderen nickten zustimmend. Jeder musste an diesem Gottesdienst
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