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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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überwachen galt, und sein Name die Nummer drei trug.
    Nummer eins war Maurice, der sich durch seinen zweiten Verrat endgültig ins Abseits gestellt hatte. Dass er nach der Befreiung der Kinder nicht sofort getötet oder ernsthaft verletzt worden war, erschien Cedric wie ein Wunder. Frans sah in Maurice seinen Hauptverdächtigen, und Cedric konnte nicht einmal sagen, ob er damit sogar recht hatte.
    Er hielt jedenfalls ein Auge auf den schwarzhaarigen Franzosen, der sich als einer der fünf Sucher entpuppt hatte. Cedric fürchtete, ein übereifriger Anhänger des Schattenlords könnte sich an Maurice für die Befreiung der Kinder rächen und ihn meucheln. Frans selbst nahm immer den direkten Weg und würde Maurice sicher auf dem öffentlichen Weg steinigen, wenn er Indizien für seine Schuld fand, aber es gab auch andere in der Gruppe, die genauso fanatisch und weniger direkt waren.
    Verfluchter Schattenlord! Irgendetwas hatte die Gehirne der anderen so gründlich gewaschen, dass sie zu keinem eigenen Gedanken mehr fähig waren. Am Anfang hatte Cedric noch gehofft, mit Rimmzahns Flucht würde sich vielleicht etwas ändern und der Bann in den Köpfen der Menschen und Elfen brechen, aber ...
    Gina unterbrach ihren Gesang und hob den Kopf. »Wir sind nicht allein. Der Herr selbst hat es mir verraten.« Sie zeigte auf einen dicht belaubten Baum, knapp fünfzig Meter entfernt.
    Frans streckte den Arm aus. »Ungläubige! Holt sie euch!«
    Cedric fuhr herum. Sein Herz schlug schneller. Hoffnung und Aufregung wuchsen sprunghaft in ihm. War Deochar gekommen, um sie von diesem Joch aus erstickend süßem Gerede und aufgesetzter Weltliebe zu befreien? Aber Deochar musste sich um Alberich kümmern ... Trotzdem. Irgendjemand war auf dem Weg zu ihnen.
    Er musste sich zusammenreißen, um seine Bewacher nicht durch seine Freude auf sich aufmerksam zu machen. Zu seinem Glück glotzten sie wie die anderen in die gezeigte Richtung. Vielleicht Verstärkung aus Vedas Lager!
    Unauffällig suchte Cedric in der Menge Emmas Blick. Die schwarzhäutige Elfe blinzelte ihm zu. Wenn es zu einem Kampf kam, wussten sie, auf welcher Seite sie standen.

25.
    Ankunft in der Hölle
     
    »Willkommen in Cuan Bé, Naburo«, sagte Spyridon mit einem breiten Lächeln. Der Ewige Todfeind sah gesundet aus. Die dunklen Adern in seinem Gesicht waren vollständig verschwunden. »Was hat dich so lange aufgehalten? Ich warte schon eine ganze Weile.«
    Naburo schluckte und erwartete, Blut im Mund zu schmecken. »Mein Bruder ...«, murmelte er. »Hattest du auch eine Vision?«
    Spyridon legte den Kopf schief. »Keine Ahnung, wovon du da redest. Ich bin einfach hinuntergesprungen und hier gelandet. Aber bitte, jedem sein eigener Weg. Lass uns zusehen, dass wir mehr über die Lage vor Ort herausfinden. Nachdem ich angekommen bin, geht es mir hervorragend. Ich denke, ich kann meinen Dienstbeginn ein wenig hinauszögern.«
    »Großartig.« Naburo rieb sich den Bauch, noch immer verwundert, dass dort kein Loch prangte. »Wo fangen wir an?« Er sah sich unbehaglich um. Der Schattenlord konnte jederzeit auf sie aufmerksam werden und sie angreifen.
    »Wir sind schon auf dem richtigen Weg. Da vorn beginnt das Lager, wie Veda es uns beschrieben hat.« Spyridon zeigte auf die Dächer einiger Hütten, die zwischen dichtem Bewuchs hervorlugten.
    »Ich erinnere mich.«
    »Kannst du dich unsichtbar machen?«
    »Bedaure. In Bóya ist es das Fliegen, das wir in die Wiege gelegt bekommen.«
    »Dein letzter Flug war aber wohl nicht sehr erfolgreich«, konnte sich Spyridon einer gutmütig spöttischen Bemerkung nicht enthalten.
    Naburo verzichtete auf eine Entgegnung.
    Spyridon wurde wieder sachlich. »Dann sollten wir uns von Deckung zu Deckung vorarbeiten. Am besten suchen wir uns einen dicht belaubten Baum in guter Position.«
    Naburo nickte. Er hätte sich den Nebel zurückgewünscht, der sie verborgen hätte, wenn nicht seine zuckenden Eigenbewegungen gewesen wären. Zumindest diesem Schrecken waren sie entkommen. Über den Vulkan spannte sich klarer veilchenblauer Himmel.
    Sie nahmen einen Umweg zu einem Baum am Rand der Siedlung. Offensichtlich gab es gerade eine Versammlung. Ein feister Kerl mit rotem Gesicht, der übernächtigt aussah, watschelte wie eine fette Glucke vor einer Schar Menschen mit weißen Kopftüchern her. Es hatte direkt etwas Komisches, doch der fanatische Ernst, den diese Leute ausstrahlten, ließ Naburo das Lachen im Hals stecken bleiben. Auch die Art, wie

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