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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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auf. »Frans ... was tust du da? Nach allem, was ...«
    »Sei stark im Glauben, Anais! Der Schattenlord wird uns beschützen.« Frans blickte zu Naburo und Spyridon hin. »Ihr werdet euch zurückziehen, oder ich töte sie!«
    Entsetzen breitete sich in der Menge aus. Menschen und Elfen traten zurück, sodass eine Insel mit Frans und Anais in der Mitte entstand, umgeben von Naburo, Spyridon und einigen wenigen aus dem Lager.
    Naburo wartete angespannt auf eine Gelegenheit, einzugreifen. »Du weißt bereits, dass der Schattenlord fort ist, oder?«, fragte er und hoffte, dass seine zur Schau getragene Gelassenheit Frans ruhiger werden ließ.
    »Das ist nicht wahr!« Frans sah sich hektisch um. »Der Schattenelf ist in der Hütte, und ...«
    »Er lügt!«, schrie ein schmächtiger Mann. Mit wütenden Schritten trat er vor. »Der Schattenelf ist gar nicht in der Hütte! Frans täuscht euch! Er ist genauso egoistisch und falsch geworden wie Rimmzahn! Er genießt seine Macht und geilt sich daran auf!«
    »Du Verräter!«, brüllte Frans. »Du Nichts!« Er stieß Anais von sich und stürzte sich mit erhobenem Messer auf den Sprecher.
    Der wurde blass, machte aber keine Anstalten, sich zu verteidigen.
    Naburo warf, ohne zu zögern sein Schwert, Spyridon schleuderte einen Zauber.
    Zeitgleich rissen der Vierschrötige und die schwarzhäutige Frau den Sprecher zur Seite.
    Das Schwert Naburos bohrte sich in Frans' Bauch, der Zauber Spyridons brachte der Messerhand eine blutende Wunde bei. Frans stürzte ins Gras, das Messer fiel ihm aus den Fingern. Seine Augen brachen.
    Menschen und Elfen schrien auf. Einige weinten, andere jammerten. Doch keiner kam näher heran.
    »Es ist wahr!«, sagte der schmale Mann von vorher, der von der schwarzhäutigen Frau gestützt wurde. In seinen Augen glitzerten Tränen, während er zu dem Toten am Boden sah. »Frans hat uns belogen! Geht in die Hütte und seht nach, wenn ihr wollt!«
    »Hört auf Rudy!«, rief Bricius. »Lasst uns zusammen in die Hütte gehen!«
    Einen schrecklichen Moment tat niemand irgendetwas. Naburo fürchtete, die Menge würde sich als Mob gegen sie richten und den Tod ihres Anführers rächen. Doch stattdessen trotteten sie nach einem Augenblick des Zögerns hinter dem Anführer der Iolair her und folgten ihm zu einer der Hütten.
    »Viele echte Freunde kann dieser Frans hier nicht gehabt haben«, flüsterte Spyridon.
    Naburo nickte. »Zu unserem Glück. Was denkst du, wohin der Schattenlord verschwunden ist?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Wachsam beobachte Naburo die Menschen und Elfen. Er schloss nicht aus, dass die Stimmung erneut kippte, doch die Anhänger schienen von Neugierde und Entsetzen getrieben zu werden. Vielleicht hatte der Tod ihres Anführers auch den Mut des einen oder anderen abgekühlt. Wenn Frans sterben konnte, konnte es jeder von ihnen. Ihm fiel auf, dass Rudy nicht mit den anderen ging, obwohl es sein Vorschlag gewesen war, sich in der Hütte vom Verschwinden des Schattenelfen zu überzeugen.
    Stattdessen stand der schmächtige Mann an der Stelle, wo Frans vor wenigen Augenblicken gestorben war und sich bereits aufgelöst hatte, und starrte aus großen Augen auf den leeren Platz wie einer, der erst in diesem Moment begriff, dass sein größtes Glück auf Erden sich in einen Albtraum verwandelt hatte. Dann wandte Rudy sich ab und ging davon. Er zog sich in den Schatten eines Baums zurück und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Hat Gina nicht gesagt, der Gott selbst hätte ihr verraten, dass wir da sind?« Naburo hob seine Waffe auf, nachdem er sicher war, dass nicht mehr allzu viele zurücksahen. Die Geste konnte leicht neuen Unmut erregen, auch wenn keine Leiche mehr da war, in der das Schwert ursprünglich gesteckt hatte.
    »Mein Fehler.« Spyridon folgte der Menge. »Ich habe selbst auf mich aufmerksam gemacht, weil ich dachte, der Schattenlord wäre vielleicht in ihr.«
    »Dann warst du also ihr Gott?«
    »Huldige mir später und komm mit.«
    Sie schlossen zu denen auf, die sich auf ihre Seite gestellt hatten und die an der Spitze des Trosses gingen. Bricius, Cedric, Emma, Simon und Maurice stellten sich ihnen leise und hastig vor. Bricius war bereits als Anführer bekannt, die anderen vier erwiesen sich als die verbliebenen Sucher.
    Eine sonderbare Stimmung lag über der Siedlung, die Naburo schaudern ließ. Kaum jemand wagte zu sprechen. Hin und wieder sahen einige zu Frans zurück, doch die meisten konzentrierten sich ganz auf die Hütte.
    Bricius

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