Gesang des Drachen
mit einem ironischen Lächeln eine höfische Verbeugung an. »Hallo erst mal. Ich bin Spyridon, der Ewige Todfeind, und mein Begleiter heißt Naburo. Wir sind gekommen, um ...«
»Lasst ihn nicht quatschen, nehmt ihn fest!«, brüllte einer von weiter hinten. Über zweihundert weiß Betuchte hatten Naburo und Spyridon samt dem Baum, auf dem sie sich versteckt hatten, umstellt. Die meisten trugen keine Waffen. Einige griffen aber an ihre Seite, als erwarteten sie dort welche. Naburo vermutete, dass sie die Schwerter für diese morgendliche Zeremonie abgelegt hatten.
»Wir kriegen aus ihnen schon heraus, wo Deochar abgeblieben ist!« Frans stemmte breitbeinig dastehend die Hände in die Seiten. »Redet, oder ihr werdet es bereuen!«
Er fühlt sich sicher, durch den starken Rückhalt.
Naburo hob beschwichtigend die Hände, blieb aber wachsam. Diese Fanatiker waren unberechenbar. »Lasst den Teil mit der Reue lieber bleiben. Wir sind Krieger, und ...«
»Ihr seid Gesandte Deochars! Ergebt euch!«, forderte Frans.
Spyridon sah Frans herausfordernd an, seine Hände verhielten in der Luft nah an den Schwertgriffen. »Was jetzt? Sollen wir erst reden, oder wollt ihr erst versuchen, uns zu verhaften? Willst du wissen, was wir taten und was nicht, oder glaubst du, schon durchzublicken? Entscheide dich mal.«
Frans lief dunkelrot an. »Wer mich verspottet, der verspottet den einen!«
Naburo riss sich zusammen. Er hatte nicht übel Lust, Frans mit einem Handkantenschlag zum Schweigen zu bringen. »Wir kennen Deochar nicht. Wie mein Begleiter bereits sagte, sind wir ...«
Ein Stein flog auf seinen Kopf zu, sodass er sich blitzschnell wegducken musste. Er sah aus den Augenwinkeln, wie ein muskulöser Kerl, der als einer von wenigen ein Schwert trug und eine Art Wächter sein konnte, mit einem lauten Brüllen auf Spyridon losging. Zwei weitere bewaffnete Männer schlossen sich ihm an. Sie lagen alle drei so schnell auf dem Boden, dass selbst Naburo kaum mitkam.
Spyridon hatte nicht einmal seine Waffe gezogen, sondern dem ersten Angreifer das Schwert genommen. Nach zwei Schlägen mit dem Ende der Waffe und zwei Tritten war die Situation geklärt. Doch Spyridon machte weiter, während Naburo seinen Rücken schützte.
Er kam Frans entgegen, zog ihm die Beine unter dem Leib fort und zwang seinen Arm hinter dem Rücken in einen Hebel. Der dicke Mensch brüllte auf. Sein Ellbogen stand unnatürlich weit ab. Eine Winzigkeit mehr, und die Schulter würde mit einem Knacken aus der Gelenkpfanne hüpfen. Spyridon presste ihn mit dem Gesicht voran zu Boden.
»Noch einmal«, sagte Spyridon, der aufrecht über dem keuchenden Frans stand. »Ich bin Spyridon, der Ewige Todfeind, und ihr habt uns weder festzunehmen noch uns in irgendeiner Form Befehle zu erteilen.« Er sah zu einem Mann auf, der ein Schwert gezogen hatte, jedoch ängstlich von einem zum anderen blickte. »Wir töten euch nicht, solange ihr vernünftig bleibt. Aber wenn ihr die Nerven verliert, wird es Blut regnen. Und mit dir fange ich an.«
Der Mann wich zurück. Er sah sich Hilfe suchend nach anderen Bewaffneten um.
Naburo zog seine Schwerter, um Spyridons Worten Nachdruck zu verleihen. »Wir wollen euch nicht verletzen. Aber wir werden es tun, wenn ihr uns keine Wahl lasst.«
Die Vorsängerin trat einen Schritt auf ihn zu, sodass ihr Hals beinahe die Spitze von Naburos Schwert berührte. Sie hob stolz das Kinn. Naburo hätte ihren Mut bewundert, wenn es echter Mut gewesen wäre. Er war sicher, dass sie sich im festen Glauben wiegte, der Schattenlord würde sie beschützen.
Neben ihm lockerte Spyridon den Hebel, sodass Frans zu keuchen aufhörte und stattdessen leise wimmerte.
»Frans führt uns an«, sagte die Vorsängerin. »Lasst ihn sofort los und offenbart euch! Mein Name ist Gina. Glaubt ihr an die hocherwürdige Herrschaft des Schattenlords, unseres Gottes?«
»Eher nicht«, entgegnete Naburo trocken. »Aber ich habe auch nicht geglaubt, mal als Schaf durch die Gegend zu laufen.«
Neben ihm zuckten Spyridons Mundwinkel trotz der angespannten Situation. Offensichtlich hatte er ohne Absicht einen Scherz gemacht. Dabei war es die Wahrheit gewesen, und keine sehr angenehme Erfahrung. In einer Schafslarve hatten sie sich Alberichs schwarzem Turm genähert.
»Dennoch lautet die Antwort: nein.«
Die Augen Ginas verengten sich. »Dann seid ihr Feinde!« Sie warf sich vor.
Naburo zog das Schwert zur Seite, wendete es mit der Hand in einem Kreis und ließ die
Weitere Kostenlose Bücher