Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
miteinander in Verbindung gebracht, und ich habe dafür gesorgt, dass es so bleibt.«
»Und jetzt? Warum sagst du mir das gerade jetzt?«
»Weil Nikitin über mich Bescheid weiß. Er weiß, dass ich schwul bin. Ich habe mich in ihn verliebt. Für mich war er wie die Erfüllung eines Traumes. Wir haben stundenlang miteinander geredet und gelacht. Später sind wir in sein Zimmer gegangen, haben einen Cognac getrunken und sind dann im Bett gelandet. Nicht von Anfang an. In der ersten Zeit haben wir einfach nur miteinander geredet, aber ich konnte mich nicht von ihm fernhalten, obwohl ich wusste, dass ich damit meine Karriere aufs Spiel setze. Schließlich schien er ein ebenso großes Risiko einzugehen. Er hat immer auffallend schöne Frauen an seiner Seite. Ich habe ihn gefragt, ob er bisexuell ist, und er hat Nein gesagt, aber er muss genauso sehr wie ich darauf achten, ein heterosexuelles Image zu bewahren. Er hat gesagt, das sei besser fürs Geschäft. Es war ideal. Er hat verstanden, dass ich oft auf Reisen war, und das war er ja auch. Er konnte vorgeben, in unsere Musik vernarrt zu sein, und unter diesem Vorwand der Band von Konzert zu Konzert folgen und extravagante Partys veranstalten; auf diese Weise konnten wir zusammen sein, und keiner hat etwas davon erfahren.«
Joley brauchte ein paar Minuten, um zu verdauen, was Brian ihr erzählte. Was Nikitin anging, hatte sie mit jeder ihrer Vermutungen und Überzeugungen danebengelegen. Alle
glaubten, Nikitin sei von ihr besessen, und dabei war es ihm von Anfang an um Brian gegangen. Er war der Band gefolgt, weil er Brians Liebhaber war.
»Wie lange geht das jetzt schon so?«
Brian rieb sich gequält die Stirn. »Schon lange. Seit über einem Jahr.«
»Seine Sicherheitskräfte müssen Bescheid wissen.«
»Du meinst Prakenskij. Ja, ich bin ziemlich sicher, dass er es weiß. Sergej hat sich geweigert, mit mir über ihn zu reden. Ich war so eifersüchtig, Joley. So eifersüchtig und so dumm. Prakenskij ist ein sehr gefährlicher Mann. Für mich. Für dich. Vielleicht sogar für Sergej.«
Joley trat ans Fenster und sah hinaus. Überall wuselten Menschen herum, aber sie fühlte sich allein und leer und traurig. Furchtbar traurig. Ilja hatte vor ihr über Brian Bescheid gewusst, obwohl Brian ihr bester Freund war. Warum hatte Ilja ihr nichts davon gesagt? Aus Loyalität gegenüber seinem Boss? Oder hatte er andere Motive?
Und Brian. Sie seufzte. Brian war ein guter Mensch und hatte Kummer ebenso wenig verdient wie sie. »Ich habe Angst um dich, Brian. Sergej Nikitin ist der oberste Boss der russischen Mafia. Er ist nicht nur ein kleiner Fisch, er ist die Nummer eins. Wenn er glaubt, dass du eine Bedrohung für ihn darstellst, wird er dich töten lassen.«
Brian stand hinter ihr und sah ebenfalls aus dem Fenster. »Ich habe mit ihm Schluss gemacht und ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass ich genauso viel zu verlieren habe wie er, und er hat gesagt, er sei nicht bereit, mich aufzugeben. Er hat gesagt, er würde mir niemals etwas antun, aber dem Rest der Band sei dieses Glück nicht vergönnt.« Er schlug sich die Hände vors Gesicht und ließ sich auf den Boden sinken. »Dieser Junge. Dieser Dean. Ich glaube, seine Männer haben ihn meinetwegen getötet – um mir eine Warnung zukommen zu lassen. Und dann hat er Prakenskij hergeschickt, als Warnung,
dass du die Nächste bist. Ich weiß nicht, was ich tun soll, Joley. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er dich töten ließe.«
Joley ging neben ihm in die Hocke und schlang einen Arm um ihn, ohne sich daran zu stören, dass sein Kummer und seine Furcht nur dazu beitrugen, ihren eigenen Kummer und ihre eigene Furcht zu verstärken. »Du weißt, dass wir zur Polizei gehen müssen.«
»Das wird ihn nicht zurückhalten, Joley. Du hättest ihn sehen sollen, als ich mit ihm gesprochen habe. Und, möge Gott mir beistehen, ich liebe ihn immer noch. Ich hatte keine Ahnung, dass er ein Ungeheuer ist. Er war so einsam, wie ich es war, und ich glaube, er hat sich wirklich etwas aus mir gemacht. Ich hoffe, dass es so war. Aber als ich ihm gesagt habe, dass wir Schluss machen müssen, ist er ausgerastet.«
»Ist er hier in Dallas?«
»Ja. Und er will, dass ich heute Abend nach dem Konzert seine Party besuche. Er hat gesagt, wir müssten miteinander reden, um die Dinge zu klären. Ich weiß nicht, was er tut, wenn ich nicht hingehe. Logan reist mit dem Baby und mit Trish ab. Denny können wir davon abhalten, die Party zu
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