Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
einem Handtuch trocken. Sie war überall wund und so übersensibilisiert, dass Ströme von Feuer in ihre Schenkel flossen, als sie ihre Brüste berührte.
Sie starrte sich im Spiegel an. Ihre Augen waren dunkel, fast schwarz und von Schmerz erfüllt. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass ihre Empfindungen zu stark waren. Sie hatte ihn liebgewonnen. Sie wollte keinen Geliebten haben, der sie sitzen lassen konnte, denn das hätte sie niemals verkraftet – jemanden zu lieben und es unbeschadet zu überstehen, wenn er sie verließ.
Joley, bevor du heute Abend auf die Bühne gehst, müssen wir unbedingt miteinander reden.
Tut mir leid. Ich bezweifle, dass ich Zeit haben werde. Ich bin schon spät dran, und Trish ist hier. Brian hat mir gerade etwas zu essen gebracht. Später. Viel später. Nämlich nie. Sie würde Jerry bitten müssen, sich etwas einfallen zu lassen, wie sie ihn loswerden konnten, ohne dass es auf sie zurückfiel. Jerry war geschickt darin, Vorwände zu finden, hinter denen sie sich verstecken konnte.
Trish reichte ihr Kleidung durch die Tür, und Joley zog sich an. Trish kannte sie so gut. Sie presste sich die Fingerspitzen fest auf die Augen. Trish kannte sich mit Schmerz und Verlust aus. Sie liebte Logan, und er hatte sie betrogen. Joley verabscheute sich für ihre Selbstsucht, denn sie hatte Logan gedrängt, Trish zu bitten herzukommen und sich um das Baby zu kümmern. Jetzt verstand sie, wie schwer es für Trish gewesen war. Sie hatte Logan nicht sehen wollen, nicht mit ihm
reden wollen, nicht einmal Geld von ihm annehmen wollen. Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben, und jetzt konnte Joley sie verstehen.
Sie schminkte sich behutsam. Außer auf der Bühne trug sie selten Make-up, aber heute brauchte sie es, sowohl für ihr Selbstvertrauen als auch, um die dunklen Ringe unter ihren Augen zu verbergen.
»He.« Brian klopfte an die Tür des Badezimmers. »Das Essen, das ich unter Lebensgefahr für dich geholt habe, wird kalt. Und Trish hat dir eine Tasse Tee gekocht, die spezielle Mischung, die Hannah dir immer schickt.«
Joley lächelte. Es war schön, Freunde zu haben, die sich um einen sorgten. Sie kam aus dem Bad und umarmte Brian. Nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, drückte er sie auch an sich. Zum ersten Mal ertrank sie so sehr in ihrem eigenen Elend, dass sie außer der Sorge und dem Schuldbewusstsein, das er verströmte, so gut wie nichts wahrnehmen konnte.
»Danke, dass du es mit den Irren aufgenommen hast, um mir etwas zu essen zu besorgen, Brian.« Es gelang ihr, normal zu wirken, als sie auf den Tisch zuging und sich setzte. Sie brach nicht einmal in Tränen aus.
»Dallas spielt verrückt, Joley. Jerry und ich sind in den meisten Revolverblättern verurteilt und für schuldig erklärt worden, und es wird allgemein angenommen, dass sie mich davonkommen lassen, weil ich eine Berühmtheit bin. Es ist alles ziemlich fies. Spar dir die Mühe, dieses widerliche Zeug zu lesen. In der seriösen Presse sieht es auch nicht besser aus. Ich habe mich im Bus versteckt, bis Jerry gesagt hat, mit dir stimme etwas nicht.«
Trish nickte. »Trotz der strengen Sicherheitsmaßnahmen und der Absperrung hat sich draußen bereits eine Meute zusammengerottet. Die Sicherheitskräfte überprüfen gerade die üblichen Geschenke und Gaben, die für dich zurückgelassen
oder abgegeben worden sind.« Sie warf Brian einen bedrückten Blick zu, als sie den Tee neben dem Teller mit dem Essen auf den Tisch stellte. »Wir haben weitere beunruhigende Briefe bekommen, Joley. Jerry hat sie Prakenskij vorgelegt und Kopien an Jonas gefaxt. Er hat gesagt, es sei mittlerweile eine reine Routineangelegenheit, Jonas von allem Kopien zu übermitteln. «
Joley nickte. »Jonas ist für mich nicht nur ein Schwager, er ist auch mein Bruder. Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben lang, und wenn es um Fragen der Sicherheit geht, ist er ein Despot. Das sind sämtliche Männer in meiner Familie.«
Brian setzte sich, stützte sein Kinn auf die Hand und sah ihr beim Essen zu. »Das ist auch gut so.«
»Vermutlich«, stimmte Joley ihm zu.
Trish strich ihr sanft über das Haar. »Ich muss nach dem Baby sehen. Viel Zeit bleibt dir nicht mehr für den Soundcheck, Joley. Ihr habt nur noch etwa zwei Stunden bis zum Auftritt, und du musst dich bereitmachen. Die Band hat den Soundcheck für die Instrumente schon hinter sich gebracht, aber für den Rest brauchen sie dich.«
»Ich weiß. Es tut mir leid. Ich war so schrecklich
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