Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
Joley. Dieser Mann hatte sich der bekloppten Herde des Reverend angeschlossen. Er hat eine Sprühdose in der Hand gehalten, um dich als Hure des Teufels zu kennzeichnen. Deine Stimme hat ihm wirklich zugesetzt, und deshalb war er zu langsam, um Schaden anzurichten. Es war ein reiner Glücksfall, dass ich bei ihm war, bevor er an dich rankommen konnte.«
Sie glaubte nicht, dass es ein Glücksfall war. Ilja verließ sich nicht auf sein Glück. »Danke, dass du es mir erspart hast, mit Farbe besprüht zu werden. Das wäre bestimmt nicht angenehm gewesen.«
»Es hätte ohne weiteres ein Messer sein können.«
»Das ist mir klar. Durch Hannah ist mir deutlich bewusst geworden, was man mit Messern anrichten kann und wie leicht sie sich verbergen lassen.«
Er strich ihr das Haar wieder aus dem Gesicht, und diesmal war seine Berührung tröstlich. »Ich wollte keine schlimmen Erinnerungen wachrufen, Laskovaja moja . Denk nicht an den Angriff auf Hannah. Erzähl mir lieber, worüber du dich mit
Brian gestritten hast. Du hattest Musik aufgelegt, und ich habe nur ein paar Sätze aufgeschnappt.«
Sie seufzte. »Ich hätte ihn nicht anschreien sollen. In Wirklichkeit war ich wütend auf mich selbst, weil ich mich nicht eher nach diesem vermissten Mädchen erkundigt habe, und das habe ich an ihm ausgelassen. Seit jenem Abend wünschte ich, ich hätte etwas unternommen. Wenn ich es nicht Brian überlassen hätte, die Mädchen aufzuspüren, wäre dieses Mädchen jetzt vielleicht heil und unbeschadet bei ihrer Mutter.«
» Wann hast du herausgefunden, dass sie verschwunden ist?«
»Nach dem Konzert in Chicago, vor einer Woche. Ja, sie wird immer noch vermisst; ich habe die Polizei angerufen und nachgefragt. Nach einem Auftritt gebe ich oft den Fans Autogramme, die mir von einem Konzert zum nächsten nachreisen. Die Mutter des Mädchens war unter ihnen, und sie hat mich gepackt.« Sie rieb ihren Arm, ohne weiter darüber nachzudenken.
Ilja zog ihren Ärmel zurück, um sich die Kratzer in dem schwachen Licht anzusehen. Seine Fingerkuppen strichen über die verblassenden Kratzspuren. »Das hat sie getan? Wo zum Teufel hat dein Leibwächter gesteckt? Und wo war Jerry? Es ist seine Aufgabe, auf dich aufzupassen.« Er führte ihren Arm an seinen Mund und streifte die Kratzer mit seinen Lippen.
Ihr Magen schlug einen kleinen Purzelbaum, als sie seine Lippen zart und fest auf ihrem nackten Arm spürte. »Mach dir keine Sorgen, alle haben verrückt gespielt und sie von mir weggezerrt. Ich habe versucht, ihnen klarzumachen, dass ich mit ihr reden will, aber keiner hat auf mich gehört. Steve ist losgefahren und hat selbst dann nicht angehalten, als ich ihm gesagt habe, er müsse es tun. Das Letzte, was ich von der Frau gesehen habe, war, dass man sie fortgezerrt hat.«
»Gut. Wenigstens haben sie ihre Arbeit getan – nachdem es passiert war. Sie hätte niemals so dicht an dich herankommen dürfen.«
Joley schlug die Augen wieder auf und sah ihn finster an. »Ich glaube nicht, dass man bei dir jemals seine Ruhe hat. Die Frau war besorgt um ihre Tochter und hatte Angst um sie. Sie hat nicht versucht, mich anzugreifen.«
Ilja sah mit einem langen, anklagenden Blick auf sie hinunter. Aus irgendwelchen Gründen bewirkte sein Gesichtsausdruck, dass sie sich vor Unbehagen wand. Sie verdrehte die Augen.
»Okay, sie hat versucht, mich aus dem Fahrzeug zu ziehen, aber das kam nur daher, weil sie außer sich war.«
»Demnächst wird vielleicht jemand verletzt werden, Laskovaja moja , und das Leben, das du bisher kanntest, wird vorbei sein.«
Sie stieß gegen seinen unnachgiebigen Körper. »Genau deshalb kommen wir nicht miteinander aus. Ich tue mein Bestes, um ein möglichst normales Leben zu führen, und du wirfst mit blöden Bemerkungen wie dieser um dich. Was soll das heißen? Ist das eine verschleierte Drohung?«
»Ich weiß nicht, ob sie unbedingt verschleiert war.« Sein Tonfall war mild. »Ich glaube, die Drohung war deutlich genug. Sowie wir dauerhaft zusammen sind, wirst du einen Leibwächter haben, der dich tatsächlich beschützt.«
Sie schniefte zum Zeichen ihrer Geringschätzung seiner Zuversicht, doch ihr eigensinniger Körper reagierte. »Mit dauerhaften Beziehungen habe ich nichts im Sinne.« Sie sah ihn böse an. »Und du auch nicht.«
»All das wird sich ändern.«
Es widerte sie an, dass sie sich körperlich derart zu einem Mann hingezogen fühlte, der Befehle erteilte, als sei er dafür geboren. Ein Teil von ihr
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