Geschenke aus dem Paradies
schlug Vivian vor.
»Das könnten wir, aber es wäre einfacher, wenn Chris die Sitzung einberiefe. Zum einen hat er die Sitzungen früher immer einberufen, und niemand würde etwas Merkwürdiges daran finden, wenn er es jetzt tut. Und zum Zweiten würde er, wenn wir eine Sitzung einberufen, mit Sicherheit wissen, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind.«
»Stimmt. Aber angenommen, er legt die Karten auf den Tisch, das heißt, er präsentiert dem Ausschuss die Baupläne und alles, was dazu gehört – einschließlich des Verkaufes unseres Grundstücks an Gideon Freebody –, und der Ausschuss würde seine Zustimmung geben? Das ganze Projekt würde sehr reizvoll aussehen. Keine Sorgen mehr wegen der Unterhaltskosten des Gebäudes, kein elendes Spendensammeln mehr, weil irgendwann ein brandneues Hospiz gebaut wird. Es würde allen so viel Arbeit ersparen.«
»Er wird die Leute davon überzeugen müssen, dass es keine Rolle spielt, wenn das Hospiz für ein paar Jahre schließen muss«, erklärte Nel. »Hast du Block und Bleistift da? Ich muss einfach kritzeln.«
Vivian förderte sie aus der ersten Schublade zu Tage, in die sie hineinblickte.
»Alles an seinem Platz, wie?«, bemerkte Nel mit leisem Neid. »Meine Sorge ist unter anderem, dass niemand vorhat, das Hospiz wieder aufzubauen, dass das Geld einfach still und leise in den Taschen von Chris Mowbray und Konsorten versickern würde.«
Vivian seufzte. »Wir brauchen wirklich Rat von einem Juristen. Ich weiß, natürlich nicht von Jake, obwohl ich mir immer noch sicher bin, dass du dich irrst, was ihn betrifft.«
»Viv! Ich habe ihn mit Kerry Anne gesehen. Und er war auf diesem Foto! Ich weiß, dass die Kameras pausenlos lügen, aber sie tun es nicht, wenn sie es nicht beabsichtigen.«
»In Ordnung, wir müssen uns also zusammentun? Wir müssen überlegen, welche Mitglieder des Ausschusses auf unserer Seite stehen, und unseren eigenen Plan vorlegen.« Vivian räumte die Gläser ab und machte sich dann daran, ihren Entsafter zu spülen.
Nel griff nach dem Bleistift und begann, auf das Blatt zu kritzeln.
Viv sah sie über die Schulter an. »Als du sagtest, du wolltest kritzeln, wusste ich nicht, dass du es buchstäblich so meintest.«
Nel beachtete sie nicht. »Warte mal. Da kommt mir eine Idee!«
»Schon wieder eine«, erwiderte Viv ironisch.
»Warte, ich erkläre es dir gleich. Ich muss es nur erst für mich selbst auf die Reihe kriegen. Wenn das, was Abraham sagt, der Wahrheit entspricht, und Gideon Freebody so viele Häuser wie möglich bauen will, dann muss er das Hospiz abreißen.«
»Ja. In diesem winzigen Augenblick, in dem ich die Pläne sehen konnte, kam es mir tatsächlich so vor, als wären da verdammt viele Häuser drauf.«
»Aber er braucht dieses Stückchen Land, denn ohne das hätte er keinen Zugang zum Grundstück des Hospizes. Ohne das hätte es keinen Sinn, das Gebäude abzureißen.« Nel dachte kurz nach. »Anscheinend weiß niemand, wem dieses Stückchen Land gehört ...«
»Deshalb will Abraham sich ja auch das Testament vornehmen«, unterbrach Vivian sie. »In dem Testament muss drinstehen, wem Sir Gerald das Land hinterlassen hat.«
»Ja, genau das meine ich«, fuhr Nel aufgeregt fort. »Sir Gerald hat mir vor seinem Tod erzählt, dass er für uns Vorsorge getroffen habe, damit das Hospiz in Sicherheit ist. Also, was ist, wenn dieser Streifen Land uns gehört? Was ist, wenn es das war, wovon er gesprochen hat? Er hat dem Hospiz ein Stückchen Land hinterlassen, um es zu schützen.«
»Aber wenn es so wäre, würde der Leitungsausschuss des Hospizes es doch sicher wissen«, wandte Vivian ein.
»Nicht unbedingt. Da wir im Augenblick keinen richtigen Direktor haben, würden die Anwälte nur Chris Mowbray davon erzählen müssen. Und wenn wir Recht haben, was sein Interesse an den Bauplänen betrifft, dann wäre das wohl kaum die Art von Information, die er weitergeben würde.«
Vivian schwieg kurz. »Aber das Haus gehört dem Hospiz. Was für einen Unterschied würde ein Stückchen Land machen?«
»Der Unterschied wäre der, dass wir das Land verkaufen könnten! An andere Leute! Wir teilen es in winzige Parzellen ein und verkaufen sie einzeln! Auf diese Weise hätte Chris Mowbray keine Kontrolle darüber und kann den Ausschuss nicht überreden, das Land an Gideon Freebody zu verkaufen!«
»Wie können wir denn Chris Mowbray – oder Gideon – daran hindern, das Land selbst aufzukaufen?«
Nel runzelte die Stirn. »Wir
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