Geschenke aus dem Paradies
anderen Hunde mit der Begrüßung des kleinen Whippets fertig waren und sie es sich alle übereinander vor dem Ofen gemütlich gemacht hatten, fiel ihr auf, dass ihr Anrufbeantworter blinkte.
Zuerst war nur Gemurmel zu hören, dann räusperte sich jemand, und schließlich erklang eine Stimme: »Tut mir Leid, dass Sie nicht zu Hause sind, damit ich mit Ihnen reden kann, Mädel, und ich muss gleich selbst noch los, aber ich dachte, Sie wüssten gern, dass ich eine Kopie des Testaments bekommen habe, und dieser besagte Streifen Land gehört tatsächlich dem Hospiz! Sir Gerald hat es in seinem Testament ...« Abraham wurde unterbrochen, bevor er seinen Satz beenden konnte, aber er hatte genug gesagt. Was für eine wunderbare Neuigkeit! Nel tanzte in ihrer Küche herum und rief ein paarmal laut »Ja!«, bevor die tadelnden Blicke der Hunde sie wieder etwas zur Vernunft kommen ließen. Die Neuigkeit war zu aufregend, um sie für sich zu behalten. Obwohl Vivian gerade ihre eigenen Probleme hatte, beschloss Nel, sie anzurufen. Es würde sie vielleicht ein wenig aufheitern.
Sie erreichte sie auf ihrem Handy.
»Viv! Entschuldige, dass ich dich störe, obwohl ich weiß, dass du so beschäftigt bist, aber ich muss es dir einfach erzählen! Als ich wieder nach Hause kam, hatte ich eine Nachricht von Abraham auf dem Anrufbeantworter! Das Stück Land gehört uns! Sir Gerald hat es uns in seinem Testament vermacht!«
»Oh, das ist ja fantastisch!«
»Ich kann es gar nicht glauben, es ist eine so großartige Neuigkeit!« Nel hüpfte noch immer auf und ab, während sie ins Telefon sprach.
»Aber du musst immer noch Pierce davon überzeugen, dass er Abraham als Bauunternehmer engagiert und nicht den verdammten alten Gideon Freebody. Sonst verlieren wir den Zugang zum Fluss.« Vivian, die im Verkehr feststeckte und sich um ihre Mutter sorgte, war weniger euphorisch.
Nel hörte es am Klang ihrer Stimme und fragte: »Wie sieht es bei dir aus?«
»Nun, wie man sich leicht denken kann, habe ich Mum noch nicht gesehen. Ich bin noch auf dem Weg zum Krankenhaus, aber das ist wirklich eine gute Neuigkeit. Da kann ich ihr wenigstens etwas Positives erzählen. Vorausgesetzt, wir können die übrigen Mitglieder des Ausschusses auf unsere Seite ziehen ...«
»Wir müssten sie nicht einmal alle überzeugen – ich glaube, eine Dreiviertelmehrheit würde genügen ...«
»Oh, ich muss weiterfahren. Die Ampel ist grün geworden. Wir reden später!«
Es dauerte eine ganze Weile, bis Pierce Hunstanton sich überreden ließ, mit Nel zu sprechen, teils, weil er sich nicht an sie erinnerte, und teils, weil er, als er sie endlich einordnen konnte, davon ausging, dass sie ihn wegen der Baupläne belästigen wollte.
Nel beschloss, sich in der Weinstube mit ihm zu treffen. Sie hatten sich für sechs Uhr verabredet. Nel würde vorher den ganzen Tag lang kreuz und quer durchs Land fahren, um die Unterschriften von Bauern einzuholen, die den Markt unterstützen wollten. Außerdem musste sie mit Leuten sprechen, die bereit waren, zu einem noch nicht näher bestimmten Preis eine noch nicht näher bestimmte Menge Landes zu kaufen. Alkohol würde unumgänglich sein, und sie konnte zu Fuß nach Hause gehen, wenn sie wollte. Außerdem kannte sie die meisten Kellner der Weinstube und fühlte sich dort zu Hause. Natürlich stärkte ihr das Wissen, dass dieses entscheidende Stückchen Land dem Hospiz gehörte, den Rücken. Sie wollte Pierce überreden, sich für den richtigen Bauunternehmer zu entscheiden, aber in seiner Habgier würde er sich womöglich nicht darauf einlassen.
Sie hatte bereits ihre erste Weißweinschorle getrunken, als ihr Opfer auf der Bildfläche erschien, daher lehnte sie sein Angebot, ihr ein zweites Glas zu spendieren, nicht ab. Natürlich war es schlecht, Alkohol als Krücke zu benutzen, aber sie brauchte Krücken. Die Tatsache, dass man das Recht auf seiner Seite hatte, war nicht immer ausreichend.
»Trinken Sie den Wein mit Wasser oder mit Limonade?«
»Mit Wasser, bitte. Ich versuche, die Kalorien zu reduzieren und nicht zu vermehren.«
Er bedachte sie mit der Art von Lächeln, wie Menschen sie benutzten, die nicht viel Humor hatten und wussten, dass das ein Mangel war. Diese Leute lächelten daher, wann immer eine Gesprächspause entstand – manchmal an den vollkommen falschen Stellen. Dass er es geschafft hatte, nichts von dem beträchtlichen Charme seines Vaters zu erben, war sowohl ein Rätsel als auch eine Schande. Man
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