Geschenke aus dem Paradies
dachte, du hättest diesen Zeitungsartikel aus dem Netz gezogen und ihn mir gezeigt, um mir klar zu machen, dass Gideon Freebody eben keinen guten Ruf hat.« Sie hielt inne. Simon war ziemlich rot im Gesicht geworden. »Oder wolltest du mir damit nur beweisen, dass Jake Demerand nicht ganz sauber ist?«
»Ich wollte nur das Beste!«
»Davon bin ich überzeugt, Simon. Da bliebe nur die Frage, wessen Bestes du wolltest!«
Sie verließ das Büro, während er noch versuchte, alles zu erklären, aber keine passenden Worte dafür finden konnte.
Müde und entmutigt fuhr sie nach Hause. Sie hätte eigentlich triumphieren sollen; das Hospiz war für den Augenblick außer Gefahr. Jetzt brauchte sie nur noch ihren Sohn von der Universität zu holen, damit er das Land für sie in Parzellen einteilte. Außerdem musste sie sich einen Anwalt suchen, um das Ganze legal zu machen.
Selbst wenn nichts Persönliches zwischen ihnen gewesen wäre, wäre Jake nicht infrage gekommen. Er arbeitete für die Opposition. Pierce Hunstanton musste fuchsteufelswild sein, dass jemand – sie – ihm die Möglichkeit geraubt hatte, an Gideon Freebody zu verkaufen. Auch Gideon Freebody und Chris Mowbray waren bestimmt sehr schlecht auf sie zu sprechen. Nel, die normalerweise nicht zu derartigen Gedanken neigte, überlegte plötzlich, ob sie sich irgendwie an ihr rächen würden. Würden sie Fleur entführen, ihr eine Bande Rowdys auf den Hals hetzen oder ihr Haus in Brand stecken? Oder würden sie ihr zumindest einen Stein durchs Fenster werfen? Sie wünschte, dass die Dinge zwischen ihr und Simon in Ordnung gewesen wären. Wenn sie Freunde gewesen wären, hätte sie ihn einfach bitten können, ein paar Tage bei ihr zu wohnen, bis sich ihre irrationalen Ängste gelegt hatten. Wenn sie in der gegenwärtigen Situation auch nur erwähnte, dass sie befürchtete, Gideon Freebody verärgert zu haben, würde er ihr lediglich einen Vortrag darüber halten, dass sie ihre Nase in Zukunft nicht in Angelegenheiten stecken sollte, von denen sie nichts verstand. Und dann würde er sie dazu überreden, den Ausschuss doch noch dazu zu bewegen, das Gebäude zu verkaufen.
Als sie den Wagen endlich abstellte und ins Haus ging, sah sie, dass jemand einen Zettel unter ihrer Tür hindurchgeschoben hatte. Sie hob ihn auf und steckte ihn in die Tasche, während sie die Hunde begrüßte. Als sie endlich alle festgestellt hatten, dass es wirklich Nel war und dass sie sie nicht für alle Zeit und Ewigkeit verlassen hatte, nahm sie den Zettel wieder heraus.
Darauf stand: Falls du einen guten Anwalt brauchst ... Es folgten ein Name und eine Telefonnummer. Alles Liebe, Jake.
Den Zettel fest an sich gedrückt, ging sie in die Küche. Sie war dankbar für den Namen und würde ihn ohne zu zögern benutzen, aber im Augenblick war sie noch dankbarer für ein paar Worte auf einem Fetzen Papier – von Jake.
Selbst seine Handschrift war irgendwie sexy. Eine Spur altmodisch, sehr schwarz, eckig. Sie las den Brief noch einmal. Was bedeutete »alles Liebe«? Konnte sie aus diesen beiden Worten möglicherweise den Schluss ziehen, dass er doch nicht aus berechnenden Motiven mit ihr geschlafen hatte? Dass er nicht einfach glaubte, sie sei über vierzig, Witwe und dankbar für jede Art von Zuwendung?
Sie legte das Blatt auf den Küchentisch zwischen zwei ihrer schönsten antiken Krüge und füllte dann den Teekessel.
Jake hatte einiges an Boden gewonnen bei dem Beweis, dass er zu den Guten gehörte. Er hatte ihr den Tipp gegeben, sich das Testament anzusehen, und er war bei der Sitzung für sie eingetreten. Und die Tatsache, dass er ihr den Namen eines Anwalts nannte, bedeutete ebenfalls, dass er in Ordnung sein musste. Er wusste, dass sie einen Anwalt brauchen würde, und um ihr Zeit zu sparen, hatte er ihr einen genannt. Das waren zumindest drei große Pluspunkte für Jake.
Sie hängte einen Beutel mit Frauentee in einen Becher. Und was war mit Simon? Konnte sie ein solches Verhalten dulden? Sollte sie seine Erkundigungen nach dem Wert ihres Gartens als Geste der Hilfsbereitschaft deuten oder als eine unverschämte Einmischung?
Es fiel ihr schwer, keine Einmischung darin zu sehen. Er mochte eine ganze Zeit ihr Freund gewesen sein, und sicher hatte er ihr viele Male geholfen, aber sie hatte seit Marcs Tod auf eigenen Füßen gestanden und ihre eigenen Entscheidungen getroffen. Konnte sie einen Mann in ihrem Leben dulden, der an ihrer Stelle entschied?
Sie dachte an den
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