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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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dort eben auf den nächsten Zug warten!«
    »Nein, können Sie nicht! Wofür halten Sie mich eigentlich?«
    Nel holte tief Luft und tat alles in ihren Kräften Stehende, um ihren aufkeimenden Zorn zu unterdrücken. »Hören Sie, Jake, ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar für Ihre Unterstützung heute Abend. Wirklich dankbar«, wiederholte sie und dachte daran, wie wenig hilfsbereit Simon gewesen war. »Aber ich darf Ihnen keinen Augenblick länger zur Last fallen. Ich habe Ihnen schon den Abend ruiniert. Jetzt möchte ich einfach nach Hause fahren. Und wenn ich auf einen Zug warten muss, na wenn schon. Ich komme klar, bestimmt.«
    »Haben Sie jemals eine ganze Nacht auf einem Bahnhof verbracht, noch dazu im Winter?«
    »Darum geht es gar nicht ...«
    »Doch, genau darum geht es. Betrunkene werden Sie belästigen, Bettler werden Sie schikanieren, und man wird Ihnen Ihren Mantel stehlen.« Seine Mundwinkel zuckten, und zu Nels maßlosem Ärger taten es ihre ebenfalls.
    »Mein Mantel wird wie ein Zelt sein«, gab sie zurück und kämpfte wie ein Löwe, um nicht auf sein schiefes Lächeln zu reagieren, das ihr plötzlich so unglaublich sexy erschien.
    »Das wird er sicher, aber Sie werden nicht darin schlafen. Nicht heute Nacht.«
    »Nun, bei Ihnen werde ich nicht übernachten!«
    »Hören Sie, Nel, ich verstehe vollkommen, dass Sie mir in keiner Weise Ungelegenheiten bereiten wollen, und ich weiß Ihre Rücksichtnahme zu schätzen. Aber offen gesagt, ich bin müde, ich möchte nicht die ganze Nacht damit verbringen, mit Ihnen zu streiten, und wenn Sie sich weigern, mit mir nach Hause zu kommen, werde ich mich verpflichtet fühlen, Sie selbst aufs Land rauszufahren. Und ich denke, ich bin überm Limit.«
    »Oh.«
    »Oder ich könnte ein Minitaxi rufen, aber das wird ein Vermögen kosten. Ich bin nicht geizig, aber es widerstrebt mir doch, irgendjemandem mehr als fünfzig Pfund zu zahlen, der Sie vielleicht nicht einmal sicher nach Hause bringen wird.«
    »Ich könnte in ein Hotel gehen«, beharrte Nel halsstarrig.
    »Oh, hören Sie endlich mit diesem lächerlichen Theater auf. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die Fahrt. Ich habe ein hervorragendes Couchbett, auf dem Sie schlafen können.«
    »Ich habe keine Zahnbürste dabei oder was man sonst noch so braucht.«
    Jake seufzte tief und beugte sich dann vor, um mit dem Fahrer zu sprechen. »Könnten Sie wohl anhalten, wenn Sie eine Drogerie sehen, die die ganze Nacht geöffnet ist, bitte? Madam braucht eine Zahnbürste.«
    »Also wirklich! Jetzt wird er denken, dass wir miteinander schlafen!«
    »Unsinn. Ich habe schließlich nicht gesagt, Sie bräuchten Kondome.«
    Nel kuschelte sich in ihren Mantel, zitternd vor Entrüstung. Als an einer Straßenecke eine Nachtdrogerie in Sicht kam, stieg sie aus dem Taxi, ging in den Laden und fragte sich, ob sie sich später vielleicht weigern sollte, wieder in das Taxi einzusteigen. Während sie durch die Gänge stolzierte und nach den Dingen suchte, die sie brauchte, wurde ihr bewusst, dass es etwas unglaublich Zwielichtiges hatte, mitten in der Nacht eine Zahnbürste zu kaufen, ganz gleich, welch unschuldige Absichten man hegte. Sie legte noch einen Topf Feuchtigkeitscreme in ihren Korb, und einen Moment lang schwebte ihre Hand über den Kondomen. Sie wollte sie nicht; sie bezweifelte, ob sie sich überhaupt noch daran erinnerte, wie man sie benutzte; es war so lange her – bevor sie geheiratet hatten –, dass sie und Marc sich mit den schwer zu öffnenden Tütchen herumgeplagt hatten. Aber in einem Anfall von Trotz verspürte sie den Wunsch, sie einfach obendrauf auf ihre harmloseren Erwerbungen fallen zu lassen. Es hatte etwas mit dem Wunsch zu tun, dem Ruf wenigstens gerecht zu werden, den sie mittlerweile gewiss bereits haben musste.
    Sie tat es nicht. Wenn Jake sie zu Gesicht bekäme, und sie traute es ihm durchaus zu, dass er in ihre Einkaufstüte sah, würde er denken, sie wolle ihn ins Bett locken, und sie würde sterben, buchstäblich sterben, bevor sie das zuließ.
    »Sie haben sich aber Zeit gelassen«, sagte er, als sie sich wieder neben ihn setzte.
    »Nun, ich habe nur überlegt, welche Zeitschrift ich kaufen sollte.«
    Er blickte in ihre Tüte, gerade so, wie sie es vermutet hatte. »Aber Sie haben keine gekauft!«
    »Nein, und ich habe auch nicht herumgetrödelt, um nach einer zu suchen! Es hat einfach eine Weile gedauert, die Zahnpasta zu finden. Der Laden hat nämlich keine eigene Abteilung für die

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