Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Titel: Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Kunze
Vom Netzwerk:
day I live, I want to be a day to give the best of me … Jetzt erkannte ich, was Marco da spielte. Das war Whitney Houston und One Moment in Time ! Ich liebte dieses Lied! Trotzdem, es half nichts, ich musste nach Hause. Und zu so einer Schnulze konnte man sowieso nicht tanzen. Als ich mich in Richtung Tür umdrehte, stand ich plötzlich Christian Engels gegenüber.
    Ich wusste gar nicht, dass er heute auch hier war! War er gerade erst gekommen? Wahrscheinlich hatte Marco ihn eingeladen, die beiden waren gleich alt und kannten sich ja vom Fußball. Ich hatte ihn seit dem Tag des Mauerfalls ein paar Mal von Weitem gesehen. Er mich auch, aber er hatte mich noch nicht mal gegrüßt. Davon, dass er auf mich stand, konnte also nicht die Rede sein. Außerdem hatte Silvia in Erfahrung gebracht, dass er zwischenzeitlich mit zwei anderen Mädchen gegangen war.
    Er war auch als Pirat verkleidet, aber um einiges profimäßiger als ich. Er hatte sich seine Augenklappe auf die Stirn geschoben und sah ziemlich cool aus. Plötzlich waren mir mein schwarz verschmiertes Gesicht und mein improvisiertes, fleckiges Kostüm total peinlich. Sich eine Augenklappe ins Gesicht zu malen, war ja wohl echt kindermäßig!
    »Hallo Janine!«, sagte er, lächelte und legte seine Hände um meine Taille.
    Eigentlich wollte ich cool und ein bisschen abweisend sein, aber dann sagte ich einfach: »Hallo!« Mehr fiel mir nicht ein.
    Aber mehr war anscheinend auch nicht nötig. Christian nahm meine Hände und legte sie um seinen Hals. Dann fasste er wieder locker um meine Taille. Wie in Zeitlupe bewegten wir uns im Takt der Musik über die Tanzfläche. Über seine Schulter hinweg sah ich in den Raum. Alle anderen tanzten genauso: Eng umschlungene Paare traten von einem Fuß auf den anderen. Manche der älteren Mädchen hatten ihren Kopf auf die Schulter ihres Tanzpartners gelegt. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich tanzte Blues mit Christian Engels! Wie cool war das denn?
    And in that one moment in time I will be, I will be, I will be free, I will be free … Beim Finale von Whitney Houstons Lied lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich verstand zwar nur Bruchstücke des englischen Textes, aber diese Sätze sprachen mir direkt aus der Seele. Was für ein unglaubliches Gefühl wäre es, endlich frei zu sein, endlich über mein Leben selbst entscheiden zu können! In weniger als zwei Monaten wurde ich sechzehn. Und dann dauerte es noch mal zwei Jahre. Eine Ewigkeit. Aber ich konnte es schon jetzt kaum erwarten.
    Nach Whitney Houston spielte Marco noch Stop! von Sam Brown und zwei weitere langsame Lieder, die ich noch nie gehört hatte. Christian und ich blieben die ganze Zeit auf der Tanzfläche. Wenn Christian seine Hände auf meinem Rücken leicht bewegte, kribbelte das komisch. Ob er doch in mich verknallt war?
    Als die Musik wieder schneller wurde, war es, als würde ich aus einem Traum aufwachen. Ich sah Silvia, die mit ihrem Zeigefinger auf ihr Handgelenk tippte und mich fragend anschaute.
    Was sollte das denn? Schlagartig wurde mir klar: Ach du Scheiße, ich hatte völlig die Zeit vergessen! Es musste längst nach zehn sein! Ich schaute auf die Uhr – Oh Gott! Halb elf. Mama würde mich killen. Ich wollte Christian noch tschüss sagen, aber er war schon wieder zu seinen Freunden gegangen, die in der Nähe der Bar am DJ -Pult standen. Er tat so, als hätte es die letzten zwanzig Minuten gar nicht gegeben.
    Aber ich hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich winkte Silvia kurz zu und rannte zur Tür. Wenige Sekunden später saß ich auf meinem Fahrrad. So schnell es irgendwie ging, fuhr ich nach Hause.
    Ich stellte das Fahrrad vor dem Haus ab und schickte ein Stoßgebet gen Himmel: Bitte mach, dass Mama schon im Bett ist und es gar nicht merkt, dass ich zu spät bin! Doch schon, als ich die Tür aufschloss, wusste ich, dass ich umsonst gehofft hatte. Mama saß auf der Treppe. Ich sah sofort, dass sie geweint hatte.
    »Dann weiß ich ja jetzt, dass alles in Ordnung ist«, sagte sie, stand auf und ging nach oben.
    Ich lief ihr hinterher: »Mama, es tut mir leid, ich hab total die Zeit vergessen. Es war so eine super Party!«
    »Gute Nacht, Janine«, sagte sie nur und ging ins Schlafzimmer.
    Mist. Mama war stocksauer. Mir blieb nichts anderes übrig, als schnell ins Bett zu gehen. Vielleicht war morgen ja ausnahmsweise mal wieder alles gut?
    Doch leider war nichts gut am nächsten Morgen. Ganz

Weitere Kostenlose Bücher