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Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Titel: Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Kunze
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bis nach Hause, denn Mama wäre sicher nicht begeistert gewesen, wenn sie mich mit einem drei Jahre älteren Jungen gesehen hätte. Er erzählte mir, dass er am Wochenende in irgendwelchen Diskos, deren Namen ich noch nie gehört hatte, tanzen gewesen war. Er stand auf schwarze Musik, Michael Jackson, Prince und solche Sachen. Ich musste mir mittlerweile eingestehen, dass ich ihn wirklich cool fand.
    Trotzdem konnte ich nicht vergessen, was Silvia mir gesagt hatte: Nachdem er mich im Herbst angequatscht hatte, war er mit zwei anderen Mädchen gegangen. Ich war nicht die Einzige, die er um den Finger wickelte. Es gab noch jede Menge andere, da brauchte ich mir nichts vorzumachen. Und mit denen knutschte er bestimmt sogar. Oder machte sonst was. Deshalb ließ ich mir nicht anmerken, dass ich ihn cool fand.
    Als wir an der Straßenecke vor unserem Haus angekommen waren, sagte ich, dass es besser wäre, wenn er jetzt nach Hause ging.
    Er grinste und sagte zum Abschied: »Bis bald, Eisprinzessin!«
    Ich musste auch grinsen. Da war meine Botschaft wohl angekommen. Er wusste, dass er mich nicht so schnell rumkriegen würde.
    Kerstin hatte mittlerweile ein Auto: einen grasgrünen Fiat 500. Ich fand den ein bisschen peinlich, aber es war toll, dass wir damit jetzt unabhängig von meinen Eltern mobil waren. Wenn Anne da war, machten wir manchmal zu dritt oder zu viert Tagesausflüge, nur wir Geschwister, ohne die Eltern. Wir besuchten die Verwandten in Wuppertal oder fuhren ins Freilichtmuseum Kommern. Mama gab uns Geld mit und wir gingen mittags essen. Manchmal war es gar nicht so schlecht, zwei ältere Schwestern zu haben.
    Dummerweise war auch Papa ein großer Fan des grünen Fiat 500. Weil er wusste, dass mir das peinlich war, holte er mich, wann immer ihn Kerstin nicht brauchte, damit vom Tanztraining ab. Ich dachte mir jedes Mal: Das kann doch nicht wahr sein, dass der schon wieder mit der Karre ankommt. Wenn ich sagte: »Kannst du mich nicht einfach mit unserem normalen Auto abholen?«, grinste er nur und sagte: »Das würde ich ja gerne, mein Schatz, aber das braucht Mama heute. Was hast du gegen den Kleinen hier? Er fährt doch prima und ist so schön grün!« Ich verdrehte die Augen. Er würde es nie kapieren!
    An einem Samstag Ende Februar hatten wir einen Auftritt mit der Tanzgruppe. Am Mittwoch hatte mich Christian nach Hause begleitet und seitdem hatte ich insgeheim jeden Mittag gehofft, dass er wieder an der Bahn auf mich warten würde. Tat er aber nicht. Ich war fast froh, dass heute Samstag war und ich mir keine Hoffnungen machen brauchte, ihn heute zu sehen.
    Papa ließ es sich nicht nehmen, mich mit dem Fiat zur Turnhalle zu fahren. Mama hatte in der Gemeinde zu tun, also würde heute nur er zusehen. Es war Tag der offenen Tür in der Turnhalle, in der wir immer probten, und die einzelnen Gruppen präsentierten sich mit kleinen Aufführungen. Wir hatten die neue Choreografie wochenlang geprobt. Das Lied dazu war I Will Survive von Gloria Gaynor, das ich super fand. Die Schrittfolge war diesmal mit vielen Drehungen. An manchen Stellen waren wir in zwei Gruppen aufgeteilt, die aufeinander zutanzten. Das war ein bisschen wie in den Videos, die ich immer bei Formel Eins guckte. Manchmal stellte ich mir beim Tanzen vor, ich wäre bei einem Videodreh dabei. Mittlerweile war ich in der Fortgeschrittenengruppe. Silvia und ich waren die jüngsten, die anderen waren alle sechzehn, siebzehn oder achtzehn.
    Papa musste den grünen Fiat auf dem Parkplatz der Turnhalle abstellen, wo ihn zum Glück keine meiner Freundinnen sehen konnte. Er ging schon in den Zuschauerraum, ich in den Umkleidebereich. Ich war eine der Letzten: Silvia, die meisten anderen Mädchen und Frau Grundel, die unsere Gruppe seit Jahren leitete, waren schon da. Ich schlüpfte in meine schwarze Leggins und eines der schwarzen T- Shirts, die wir mit Nieten und hellgrauer Stofffarbe rockig gestylt hatten. Diese Kostüme waren richtig cool.
    »Ist Susanne schon da?«, fragte Frau Grundel. Susanne war das älteste Mädchen, sie war gerade neunzehn geworden. Sie hatte einen kleinen Solopart in unserem Tanz. Wahrscheinlich wollte Frau Grundel das noch mal mit ihr durchsprechen.
    »Keine Ahnung, ich hab mich auch schon gefragt, wo sie bleibt. Normalerweise ist sie doch immer eine der Ersten«, sagte Kathrin, Susannes Freundin.
    In zehn Minuten waren wir dran, lange hatte Susanne also nicht mehr Zeit. Als Susanne auch eine Minute vor dem Auftritt noch nicht

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