Geschichte der deutschen Sprache
Beispiele seien im Folgenden abschließend genannt.
So wird das Germanische neben dem Lateinischen auch vom Keltischen beeinflusst; keltische Entlehnungen sind beispielsweise Wörter wie
Eisen
,
Amt
oder
Reich
sowie einige Ortsnamenwie
Mainz
(
Mogontiacum
),
Worms
(
Borbetomagus
) oder
Kempten
(
Cambodunum
). Erste griechische Wörter im Deutschen gehen bereits auf die Spätantike zurück; mit der Christianisierung kehren einige Ausdrücke über das Lateinische in die voralthochdeutsche Sprache ein. Hierzu gehören beispielsweise
Kirche
(
kyriakón
),
Engel
(
ángelos
) oder
Bischof
(
epískopos
). Aber auch später, zur Zeit des Humanismus, gehen noch zahlreiche griechische Ausdrücke (über das Lateinische vermittelt) ins Deutsche über. Zu finden sind sie insbesondere in den Bereichen Recht und Verwaltung (zum Beispiel
Polizei
und
Archiv
), Medizin (etwa
Chirurgie
und
Epidemie
),
Mathematik
und
Geometrie
(wie
Parallele
und
Zylinder
),
Grammatik
und
Orthographie
sowie Schul- und Hochschulwesen (beispielsweise
Gymnasium
und
Akademie
).
Zur Zeit des Humanismus sind es dann auch zwei romanische Sprachen , aus denen das Deutsche neben dem Französischen weitere Wörter entlehnt. Die Entlehnung aus dem Italienischen ist dabei bereits seit dem 15. Jahrhundert aus dem Bereich der Buchführung, die in Italien erfunden und entwickelt wird, zu belegen (vgl. die Beispiele
Konto
,
Kredit
oder
Bilanz
). Im 16. und 17. Jahrhundert kommen dann Wörter aus den Bereichen der Musik (etwa
Allegro
,
Bass
oder
Violine
) und des Militärs (vgl.
Alarm
,
Kanone
oder
Soldat
) hinzu. Aus dem militärischen Bereich stammt auch spanisches Lehngut aus dem 16. und 17. Jahrhundert (so zum Beispiel
Armada
,
Infanterie
oder
Major
); Bezeichnungen für Speisen wie
Tacos
oder
Nachos
aus dem mexikanischen Spanisch stammen dagegen erst aus dem 20. Jahrhundert.
Neben den romanischen sind es auch slawische Sprachen , aus denen das Deutsche Wörter entlehnt hat. So finden sich Lehnwörter aus dem Russischen vor allem im früheren Wortschatz der DDR. Slawischen Ursprunges sind dabei jedoch nur wenige (so zum Beispiel
Datsche
‹Wochenendhaus› oder
Subbotnik
‹freiwillige, unentgeldliche Arbeit›). Die meisten russischen Lehnwörter sind ihrerseits lateinisch-griechischen Ursprungs (so beispielsweise
Kombinat
‹Großbetrieb, in dem verschiedene Produktionsstufen und -zweige verbunden sind› oder
Diversant
‹Gegner des Sozialismus, Volksfeind›). Oft finden sich auch Lehnübersetzungen, zum Beispiel
Volkswirtschaftsplan
(aus
narodnochozjájstvennyj plan
) oder
Held der Arbeit
(aus
gerój trudá
). – Viele der Ortsnamen im Osten Deutschlands sind im Übrigen slawischen Ursprungs (so etwa auch
Berlin
,
Leipzig
oder
Dresden
) und belegen so, dass in diesen Gebieten vormals viele Slawen gewohnt haben, die sich ihren Lebensraum im Zuge der sog. Ostsiedlung, deren Höhepunkt in der Zeit vom 12. bis 14. Jahrhundert liegt, mehr und mehr mit deutschen Bevölkerungsgruppen zu teilen hatten. Weitere slawische Wörter in der deutschen Alltagssprache sind zum Beispiel
Grenze
,
Quark
,
Säbel
oder
Zobel
.
In einigen sprachgeschichtlichen Abhandlungen zum Deutschen wird auf die Entwicklung des Jiddischen, einer aus dem Mittelhochdeutschen entstandenen Sondersprache der jüdischen Bevölkerung, die durch hebräische und slawische Bestandteile geprägt ist, näher eingegangen. Dies ist im Rahmen der vorliegenden kurzen Darstellung leider nicht möglich. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass in neuhochdeutscher Zeit einige Einflüsse aus dem Jiddischen zu beobachten sind. Um wenigstens ein paar Beispiele zu nennen:
meschugge
‹verrückt›,
mies
‹hässlich, schlecht›,
Schlamassel
‹Missgeschick› oder
Tinnef
‹Unsinn, wertloses Zeug›.
Weitere Einflüsse stammen aus dem sog. Rotwelschen (einer Gaunersprache; aus
rot
‹Bettler› und
welsch
‹unverständliche Sprache›); etwa
baldowern
‹auskundschaften› oder
Bulle
‹Polizist›.
Eng mit dem Deutschen verwandt sind die skandinavischen Sprachen und das Niederländische. Entlehnungen aus dem Skandinavischen entstammen meist jüngerer Zeit, so zum Beispiel
Knäckebrot
,
Ombudsmann
,
Schi
,
Slalom
oder (aus dem Schwedischen)
Sozialhilfe
. Demgegenüber sind niederländische Lehnwörter oft bereits älteren Datums: Einige Ausdrücke wie
Wappen
oder
Tölpel
(aus
dörper
‹Dorfbewohner›, später ‹ungebildeter Mensch›) gehen auf das Mittelniederländische zurück und werden bereits in
Weitere Kostenlose Bücher