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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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rechtmäßigen Gattin hatte der König gewöhnlich mehrere Beischläferinnen,
     die zum Theil Fremde, zum Theil seine Verwandten im vierten Grade oder darüber waren. Die Kinder welche er mit den letzteren
     erzeugte, wurden als ehelich, alle übrigen als unehelich betrachtet, so daß er mithin drei verschiedene Arten von Kindern
     hatte, solche welche den Thron erbten, dann rechtmäßige und endlich Bastarde. Sobald eine Frau verheurathet war; kam sie die
     meiste Zeit nicht mehr aus dem Hause, indem sie sich mit Spinnen und Weben der Wolle und Baumwolle beschäftigte. Das Tuch
     diente zu ihrem und ihres Mannes Gebrauch; mit Nähen gab sie sich nur wenig ab, indem sowohl an den Manns- als Frauenkleidern
     fast keine Nath war; auch wurden die Kleider nicht geschnitten, sondern man machte sie aus Einem Stück. – Es gab bei ihnen
     weder Schneider noch Schuster noch Strumpfmacher, indem die Frauen die Kleider der Familie und der Mann die Fußbekleidung
     verfertigte; die Feldarbeiten wurden von den Männern und Weibern gemeinschaftlich verrichtet. Besonders große Freundinnen
     waren die Indianerinnen vom Spinnen, und so wenig müßig daß sie selbst auf Spaziergängen oder wenn sie einen Gang in der Stadt
     oder nach benachbarten Dörfern zu machen hatten, bei Visiten, kurz überall ihr Spinnzeug mitnahmen. Auf der Straße spannen
     jedoch nur Indianerinnen von niederer Herkunft; die Pallas, die von königlichem Geblüte waren, ließen sich wenn sie Besuche
     machten, das Spinnzeug durch ihre Dienerinnen nachtragen. Wenn die Damen zusammenkamen, spannen sowohl die besuchenden als
     jene welche man besuchte in Gesellschaft. Ihre Rocken wurden aus einer Art von Rohr oder Schilf gemacht und sie hefteten den
     Stoff, den sie zu Faden so breit als möglich spannen, an ihnen mit einer Spange fest. – Wenn eine Frau, die nicht zum Range
     der Pallas gehörte oder nicht an einen Curaca verheurathet war, einer Palla, das heißt einer Dame vom königlichen Geblüte,
     einen Besuch abstattete, so nahm sie keine Arbeit mit, sondern die Besuchende bat nach den vorgeschriebenenan Anbetung glänzenden Complimenten die Palla, sie möge ihr etwas zu arbeiten geben; sie mußte dieß thun um zu erkennen zu
     geben, daß sie die Palla nicht als ihresgleichen, sondern als unterthänige Dienerin besuche. Dann gab ihr die Palla als Zeichen
     hoher Herablassung etwas von ihrer eigenen Arbeit oder von der Arbeit ihrer Töchter.
    Noch verdient bemerkt zu werden auf welche Weise die Frauen niedern Standes ihre Kleider ausbesserten. Wenn sie sich ein Loch
     in ein Kleid rissen oder brannten, so bedienten sie sich einer aus einem Dorne gefertigten Nadel, denn eiserne waren ihnen
     unbekannt. In diese Nadel faßten sie einen Faden und stopften das Loch von einem Ende zum andern so fein und sauber, daß niemals
     ein Loch darin gewesen zu seyn schien, selbst wenn es handbreit war.
    Oeffentliche Mädchen wurden von den Incas geduldet um größere Uebel abzuwenden. Sie wohnten auf dem Felde, jede allein für
     sich in einer schlechten Hütte und durften die Stadt nicht betreten, weil man fürchtete die übrigen Frauen würden durch den
     Verkehr mit ihnen verdorben werden. Man nannte sie gemeinhin Pampayruna (Feldmädchen) und bezeichnete durch dieses Wort sowohl
     ihre Wohnung als auch ihre Lebensweise. Sie wurden von den Männern mit großer Verachtung behandelt, und es war ehrlichen Frauen
     verboten mit ihnen zu sprechen bei Strafe den nämlichen Namen als Zeichen der Schande tragen zu müssen; zugleich wurden sie
     öffentlich geschoren und wenn sie verheurathet waren von ihren Männern verstoßen.
    Das Erbrecht hatte bei den Indianern eine eigenthümliche Form. Wir haben bereits angeführt, daß dem Inca sein ältester Sohn
     den ihm seine rechtmäßige Gemahlin geboren, folgte; hatte er keinen solchen Sohn, so erbte der älteste von denen, welche rechtmäßig
     aus königlichem Blute entsprungen waren, den Thron; war der älteste gestorben, so kamen die andern Kinder an die Reihe, die
     keine Bastarde waren; im Fall sich aber keine rechtmäßige Nachkommenschaft vorfand, fiel das Reich an den nächsten rechtmäßig
     gebornen Verwandten. Dieß Gesetz war die Veranlassung, weßhalb Atabaliba alle aus königlichem Stamme Entprossenen, sowohl
     männlichen als weiblichen Geschlechts, umbringen ließ, denn er war ein Bastard und fürchtete man möchte ihm dieusurpirte Herrschaft entreißen und sie einem rechtmäßigen Erben verleihen. –

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