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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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verbannen. Die Boten liefen bis eine Viertelstunde vor die Stadt, wo sie die Lanzen an vier andere Incas abgaben, die wieder
     eine Viertelstunde weiter liefen, und so ging es fort bis auf fünf bis sechs Stunden Entfernung, wo die letzten Lanzenträger
     ihre Lanzen in den Boden pflanzten, als Beweis daß alle Uebel über die Gränze verbannt seyen. – In der folgenden Nacht zogen
     die Einwohner mit Fackeln, die wie Strohmatten geflochten waren und lange anhielten, durch die Stadt, indem sie dieselben
     an einem Faden durch die Straßen bis hinaus ins Freie schleiften, um dadurch anzudeuten, daß sie, mit den Fackeln die Uebel
     der Nacht vertilgten, wie sie mit den Lanzen die Uebel des Tags vernichtet hätten. Zuletzt warfen sie die brennenden Fackeln
     in den Fluß, in welchem sie sich Tags zuvor gebadet hatten, damit der Strom alle Uebel, die sie ausgetrieben, bis ins Meer
     fortschwemme. Begegnete Jemand am folgenden Tage einem Stück dieser Fackeln an dem Ufer des Flusses, so floh er wie vor der
     Pest von dannen, aus Furcht ermöchte von den Uebeln, die man mit ihnen verjagt hatte, ergriffen werden. – Nach dieser Doppelsühne mit Eisen und Feuer begannen
     die Festlichkeiten, Schmausereien, Tänze, Trinkgelage und Gesänge, wobei man nichts unterließ was die Heiterkeit und die Lust
     in den Häusern und auf öffentlichen Platzen erhöhen konnte. – Außer diesen vier Hauptfesten gab es noch andere, die aber weniger
     bedeutend sind und deren Beschreibung uns auch zu weit führen würde.
    Wir haben mehrmals der geheiligten oder auserwählten Jungfrauen erwähnt, und es wird nicht überflüssig seyn hier Näheres über
     dieselben mitzutheilen. Diese Jungfrauen lebten von jedem Verkehr mit der Welt abgeschlossen in großen Häusern oder Klöstern.
     Das Haupt- oder Stammkloster stand in der Stadt Cuzco und nach dessen Muster waren alle übrigen in den Provinzen erbaut. Die
     Jungfrauen mußten das Gelübde ewiger Keuschheit ablegen und wurden als Frauen der Sonne betrachtet. Die welche in der Stadt
     Cuzco ihren Sitz hatten, mußten aus königlichem Geblüte entsprossen seyn. In dem Kloster der Hauptstadt befanden sich gewöhnlich
     1500 solcher Jungfrauen, doch war ihre Zahl nicht beschränkt. Kein Mann oder sonst ein Weib durfte das heilige Haus, das ringsum
     von den Vierteln der Stadt völlig abgeschieden war, betreten. – Die Vorschriften welche diese Jungfrauen zu befolgen hatten,
     waren sehr streng: sie mußten stets eingeschlossen leben, durften nicht ausgehen, und keinen Mann und kein fremdes Weib sehen;
     sie hatten keinen weitern Umgang als miteinander selbst. Der Grund den man für diese strenge Regel anführte war, es dürften
     die Frauen der Sonne nicht gemein seyn und durch den Anblick anderer Menschen entheiligt werden; diese Vorschrift wurde auch
     so genau beobachtet, daß selbst der Inca von seinem Vorrechte, sie besuchen und sprechen zu dürfen, keinen Gebrauch machte.
     Nur die Königin (Coua) und ihre Töchter machten eine Ausnahme, indem sie in das Kloster gehen und mit den Jungfrauen sprechen
     durften. Wenn daher der König sich erkundigen wollte wie sie sich befanden oder ob sie etwas bedürften, so ließ er sie durch
     die Königin oder ihre Töchter fragen.
    Mitten durch das große Gebäude in welchem die heiligen Jungfrauen wohnten, führte ein schmaler ungefähr einen Schritt breiter
     Gang; rechts und links erblickte man die Zimmer, inwelchen die zum Dienste der Jungfrauen bestimmten Weiber arbeiteten; jedes Zimmer hatte eine Thüre nach dem Gange, die von
     einer Pförtnerin sorgfältig bewacht wurde. Das Hauptthor des Hauses wurde nur der Königin und ihren Töchtern geöffnet, und
     es befanden sich an dieser Pforte nach der Straße zwanzig Pförtnerinnen, die alles was in die Zimmer gebracht werden sollte
     bis an deren Thüren lieferten; sie durften sich nicht weiter als bis zu diesen zweiten Thüren wagen; wer dagegen handelte,
     wurde mit dem Tode bestraft? Zum Dienste der heiligen Jungfrauen waren 500 junge Mädchen bestimmt, die ebenfalls rein und
     keusch seyn mußten, sie stammten von den Incas, aber nicht von königlichem Blute ab, denn sie waren keine Dienerinnen der
     Sonne, sondern nur Dienerinnen der heiligen Jungfrauen. Sowohl diesen als den Dienerinnen standen Matronen (Mamacunas) vor,
     von welchen sie in ihre Verrichtungen und Pflichten eingeweiht wurden. Die Hauptbeschäftigung der Sonnenjungfrauen bestand
     in Spinnen, Weben und Verfertigen der

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