Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
die Boten
nach der Stadt San Miguel befördert hatte, brach er auf und rückte drei Tage vorwärts, ohne einen Ort oder ein Wasser anzutreffen,
mit Ausnahme einer geringen Quelle, aus der man sich nur sehr mühsam mit dem nöthigen Vorrath versehen konnte. Am Abend des
dritten Tages erreichte man einen großen ummauerten Platz, in dem man aber keine Bewohner fand; man erfuhr übrigens, daß er
dem Caziken, welcher Gebieter eines in einem nahen Thale liegenden Ortes sey, der Copiz heiße, angehöre und daß die Festung
aus Mangel an Wasser verlassen sey. Am folgenden Tage brach der Statthalter beim Mondscheine auf, weil der nächste Ort eine
große Tagreise weiter lag; um Mittag erreichte er ein mit einer Mauer umgebenes Haus mit sehr schönen Gemächern, aus welchem
ihm einige Indianer zu seinem Empfange entgegenkamen; weil aberdaselbst weder Wasser noch Mundvorrath anzutreffen war, ging er zwei Meilen weiter bis zu dem Orte des Caziken und ließ nach
seiner Ankunft daselbst die ganze Mannschaft an einer Stelle beisammen ihr Lager nehmen. Er erfuhr hier von den indianischen
Häuptlingen des Dorfes, welches Motur hieß, daß sich der Cazike zu Caxamalca befinde und dreihundert Kriegsleute ausgehoben
habe; auch traf er daselbst einen von Atabaliba bestellten Befehlshaber. Er rastete hier vier Tage und während derselben besuchte
er einen Theil der Besitzungen des Caziken, welche sich weithin in einem fruchtbaren Thale auszudehnen schienen.
Alle Oerter von hier bis zur Stadt San Miguel sind in Thälern erbaut, und ebenso verhält es sich mit allen übrigen, von denen
man Kenntniß erhielt und welche bis zu dem Berge in der Nähe von Caxamalca hin liegen. Auf diesem ganzen Wege hat die Bevölkerung
eine und dieselbe Lebensweise; die Frauen tragen ein weites Kleid, welches bis zum Boden herabreicht, gerade wie es bei den
Frauen Castiliens Sitte ist, die Männer aber kurze Hemden. Das ganze Volk ist schmutzig, ißt Fleisch und Fische völlig roh
und nur den Mais gekocht oder geröstet. Ebenso abscheulich sind seine Opfer und seine Moscheen, 16 welchen es große Verehrung zollt und darin stets das Beste seiner Habe darbringt. Diese Leute opfern jeden Monat ihre eigenen
Angehörigen und Kinder, bestreichen mit dem Blute derselben die Gesichter der Götzen und die Thüren der Moscheen und sprengen
davon auch auf die Gräber der Verstorbenen. Die zur Opferung Bestimmten weihen sich gern dem Tode, lachen, tanzen und singen
und verlangen selbst, nachdem sie erst weidlich getrunken haben, daß man ihnen die Köpfe abschlage. Uebrigens werden auch
Schafe geopfert. Die Moscheen unterscheiden sich dadurch von den übrigen Häusern, daß sie mit Mauern aus Steinen oder Erde
umgeben, sehr gut gebaut und stets auf dem höchsten Punkte des Ortes errichtet sind. Zu Tumbez und an den übrigen Orten haben
die Bewohner dieselbe Tracht und dieselben Opfer. Sie bestellen ihr Feld dicht an den Flüssen und vertheilen das Wasser in
Canälen.Sie ernten viel Mais und andere Saatfrucht und Wurzeln, die ihnen zur Nahrung dienen. Es regnet nur sehr wenig in diesem
Lande.
Der Statthalter setzte seinen Weg zwei Tage lang durch sehr bevölkerte Thäler fort und nahm nach jedem Tagmarsche sein Nachtlager
in einem befestigten, mit einer Erdmauer umgebenen Hause. Die Befehlshaber der einzelnen Orte sagten, daß der ältere Cuzco
in diesen Häusern rastete, wann er auf der Reise war. Die Bevölkerung dieser Gegend benahm sich friedfertig. Am folgenden
Tage kam man durch eine sandige, dürre Gegend, bis man wieder zu einem gut bevölkerten Thale gelangte, durch welches ein großer
reißender Fluß strömt. Da dieser sehr angeschwollen war, so schlug man das Nachtlager am diesseitigen Ufer auf, und der Statthalter
befahl einem Hauptmanne mit einigen des Schwimmens kundigen Leuten hinüberzuschwimmen und sich an einem der Wohnplätze des
andern Ufers festzusetzen, damit die Eingeborenen nicht etwa den Uebergang streitig machten. Der Hauptmann Hernando Pizarro
setzte über den Fluß; die Indianer eines am andern Ufer liegenden Ortes kamen ihm friedlich entgegen und er nahm seinen Aufenthalt
in einer ummauerten Festung. Obschon einige Indianer sich ihm friedlich nahten, so bemerkte er doch bald, daß die Bewohner
der Umgegend, im Aufstande begriffen, alle Orte verlassen und die Hausgeräthe fortgeschafft waren. Er erkundigte sich nach
Atabaliba und fragte, ob dieser friedlich oder mit den
Weitere Kostenlose Bücher