Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Waffen in der Hand die Christen erwarte. Niemand wagte aber aus Furcht
vor Atabaliba ihm die Wahrheit zu sagen, bis er einen Häuptling auf die Seite nahm und ihn auf die Folter legte, von welchem
er dann erfuhr, daß Atabaliba sie mit einem Kriegsheere erwarte, welches aus drei Abtheilungen bestehe, von denen die eine
am Fuße des Berges, die andere auf der Höhe und die letzte zu Caxamalca lagere. Der Häuptling versicherte auch selbst gehört
zu haben, wie Atabaliba sich mit großem Uebermuthe rühmte alle Christen umbringen zu wollen. – Am Morgen des folgenden Tages
setzte der Hauptmann den Statthalter von dem was er gehört hatte in Kenntniß, und dieser befahl sogleich an beiden Ufern Bäume
zu fällen, um die Mannschaft und das Gepäck überzusetzen. Es wurden drei Floße erbaut, auf denen während des ganzen Tages
die Truppen übersetzten; die Pferde mußten schwimmen. Während dieser ganzen Arbeit blieb der Statthalter anwesend, bis die
gesammte Mannschaftdas andere Ufer erreicht hatte. Nachdem er endlich selbst über den Fluß gegangen war, schlug er sein Lager in der Festung
auf, wo sich der Hauptmann bereits befand und ließ einen Caziken zu sich kommen, von welchem er erfuhr, daß Atabaliba auf
dem Wege nach Caxamalca zu Guamachuco mit einem großen Kriegsheere, das sich auf 50.000 Mann belaufe, stehe. Als er von dieser
großen Truppenzahl hörte, glaubte er der Cazike irre sich in der Zählung. Er erkundigte sich also nach seiner Art und Weise
zu zählen und erfuhr, daß diese Leute von eins zu zehn und von zehn zu hundert zählen, für tausend sagen sie zehnhundert und
das Heer Atabaliba's bestand aus fünfmalzehn zehnhundert (50.000). Der Cazike, von welchem der Statthalter diese Auskunft
erhielt, war der bedeutendste von allen an diesem Flusse; er erzählte, daß er sich zur Zeit als Atabaliba in sein Land kam
aus Furcht verborgen gehalten habe, und dieser habe ihm, als er ihn an seinen Wohnplätzen nicht fand, von 5000 Indianern,
die ihm unterthan gewesen seyen, 4000 getödtet und 600 Weiber und 600 Kinder hinweggenommen, um sie unter sein Kriegsvolk
zu vertheilen. Der Cazike, sagte er ferner, welcher Herr des Ortes und der Festung, wo sie sich aufhielten sey, heiße Cinto
und befinde sich bei Atabaliba.
11. Absendung eines Caziken als Gesandten an Atabaliba. Fortsetzung des Wegs.
Der Statthalter blieb hier noch vier Tage mit seiner Mannschaft. Am Tage vor seinem Aufbruch hatte er eine Unterredung mit
einem indianischen Häuptling der Provinz San Miguel und fragte ihn: ob er sich getraue als Spion nach Caxamalca zu gehen und
über das was in jener Gegend vorginge Nachricht einzuziehen. Der Indianer erwiederte, daß er als Spion nicht hinzugehen wage,
daß er aber als Gesandter zu Atabaliba sich verfügen und mit ihm sprechen wolle; er würde dann erfahren, ob sich Kriegsvolk
im Gebirge befinde und welche Absichten Atabaliba habe. Der Statthalter gab ihm sonach den Auftrag, so wie ihm gut dünke zu
thun und ihn, wenn sich, wie er vernommen, Kriegsvolk im Gebirge befinde, sogleich durch einen der ihn begleitenden Indianer
davon zu benachrichtigen. Er solle ferner mit Atabaliba und seinen Leuten sprechen und ihnen erzählen, wie die friedlich gesinnten
Caziken von ihm und den Christen gut behandelt würden und daß diese nur solche bekämpften, welche sich ihnen feindlich entgegenstellten.
Er solle über alles was er gesehen die Wahrheit sagen und daß er, wenn Atabaliba sich redlich benehmen würde, seinFreund und Bruder werden, ihn begünstigen und mit ihm in den Krieg ziehen wolle. – Mit diesem Bescheide reiste der Indianer
ab, der Statthalter aber setzte seinen Weg durch die Thäler weiter fort und erreichte jeden Tag einen Ort mit einem gleich
einer Festung ummauerten Hause. Nach drei Tagen kam er an einen Ort, welcher am Fuße des Gebirgs liegt, und hier ging er rechts
von dem Wege ab, welchem er bis jetzt gefolgt war, denn dieser lief durch die Thäler weiter fort bis nach Chincha, der andere
aber führte gerade nach Caxamalca. Der Weg nach Chincha, an welchem stattliche Wohnorte lagen, war, wie man erfuhr, bis zum
Flusse San Miguel als Heerstraße hergerichtet, und an ihm lief auf beiden Seiten eine Erdmauer hin. Er war so breit, daß zwei
Wagen nebeneinander fahren konnten und reichte von Chincha bis nach Cuzco; an vielen Stellen war er an beiden Seiten mit Bäumen
bepflanzt, um ihn schattig zu machen. Cuzco der Aeltere
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