Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
hatte ihn angelegt und dieser reiste auf ihm, wenn er sein Land besuchte
und nahm in den erwähnten ummauerten Häusern sein Nachtlager. Einige Spanier waren der Ansicht, daß der Statthalter besser
thue, wenn er mit ihnen den Weg nach Chincha einschlage, denn auf dem anderen Wege müsse man, ehe man nach Caxamalca gelange,
ein schwieriges Gebirge übersteigen, welches Atabaliba mit Kriegsvolk besetzt habe und wo man auf dem Durchzuge leicht Schaden
leiden könne. Der Statthalter aber erwiederte, Atabaliba wisse bereits, daß er ihm, seit er vom Flusse San Miguel aufgebrochen,
entgegengehe; wenn er nun einen andern Weg wähle, so würden die Indianer sagen, er wage nicht ihnen entgegenzukommen, und
der Hochmuth, den sie jetzt schon hätten, würde sich noch steigern; aus dieser und aus vielen andern Ursachen hielte er es
für besser von dem einmal eingeschlagenen Weg nicht abzuweichen, sondern Atabaliba aufzusuchen, wo er sich befände; sie sollten
nur alle den Muth zeigen, welchen er von ihnen erwarte, und sich nicht durch die Nachrichten über die Menge Kriegsvolk, welche
Atabaliba bei sich habe, schrecken lassen; seyen auch die Christen der Zahl nach weniger, so sey doch der Beistand unseres
Herrn hinreichend die Feinde zu besiegen und diese zur Erkenntniß des heiligen katholischen Glaubens zu führen; er habe noch
jeden Tag unsern Herrn bei andern weit größeren Gefahren als die gegenwärtige sey Wunder thun sehen, und außerdem kämen sie
ja auch in der guten Absicht,diese Ungläubigen zur Erkenntniß der Wahrheit zu führen, ohne irgend einem andern ein Leid oder Schaden zuzufügen, als denen,
welche sich ihrem Willen zu widersetzen oder sie mit den Waffen zu bekämpfen versuchten.
Nachdem der Statthalter auf diese Weise seine Gründe dargelegt, erklärten alle, er möge nur den Weg, welchen er für den geeignetsten
halte, einschlagen, sie würden ihm alle beherzt folgen, und wenn die Zeit zum Handeln gekommen sey, so solle er sehen, was
jeder von ihnen zu leisten vermöge. – Nach der Ankunft am Fuße des Gebirges rasteten sie einen Tag, um die zum Uebergange
nöthigen Vorkehrungen zu treffen. Nachdem der Statthalter mit sachverständigen Leuten Berathung gepflogen hatte, entschloß
er sich eine Nachhut mit dem Gepäcke zurückzulassen und nahm nur 40 Reiter und 60 Fußgänger mit sich; die andern übergab er
einem Hauptmanne mit dem Befehle, ihm stets in gleicher Entfernung nachzufolgen, und mit dem Bedeuten, daß er ihm stets würde
Bescheid zukommen lassen, wie er sich zu verhalten habe. Nach dieser Verständigung fing der Statthalter an aufwärts zu steigen;
die Reiter führten ihre Pferde an der Hand. Um Mittag kam man an eine ummauerte Festung auf einer Anhöhe in einem so schwierigen
Passe, daß sich hier wenige Christen gegen ein großes Kriegsheer vertheidigen könnten, denn der Weg war so steil, daß man
an manchen Stellen wie auf Leitern aufwärts klettern mußte, und man konnte an keinem andern Punkte das Gebirg übersteigen,
als nur auf diesem einzigen Wege. Man zog durch den Paß, ohne daß ihn Jemand vertheidigte; die Festung ist durch eine Steinmauer
eingeschlossen und liegt auf einer von Felsspitzen umgebenen Anhöhe; der Statthalter ruhte hier aus und nahm sein Mittagsmahl
ein. Auf dieser Höhe war es so kalt, daß manche von den Pferden, welche schon die in den Thälern herrschende Hitze gewöhnt
waren, sich erkälteten. Von hier ging der Statthalter weiter, um an einem anderen Orte zu übernachten, zuvor aber schickte
er einen Boten an die Nachkommenden und ließ ihnen melden, daß sie völlig sicher durch den Paß ziehen könnten, daß sie sich
aber eilen sollten, um die Nacht in der Festung zubringen zu können. Er selbst schlug sein Nachtlager an dem erwähnten weiteren
Orte auf, in einem festen Hause, das mit einer aus gut behauenen und verbundenen Steinen erbauten, mit Thoren versehenen Mauer,
gleich einer derbesten Festungen in Spanien, umgeben war; und hätte man in diesem Lande spanische Bauleute und Werkzeuge verwendet, so würde
die Einfassungsmauer nicht besser gerathen seyn. Die Einwohner des Ortes waren entflohen, mit Ausnahme einiger Weiber und
weniger Indianer. Der Statthalter befahl einem Hauptmanne einige der letzteren aufzuheben, und dieser ergriff zwei der angesehensten;
man fragte jeden derselben einzeln über die Beschaffenheit des Landes, wo Atabaliba stehe und ob er friedliche oder kriegerische
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