Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Absichten hege? Der Hauptmann erfuhr von ihnen, daß sich Atabaliba seit drei Tagen zu Caxamalca befinde und viel Kriegsvolk
bei sich habe; seine Absichten kennten sie zwar nicht, wohl aber hätten sie stets gehört, daß er mit den Christen Frieden
zu halten wünsche; die Einwohnerschaft des Ortes, wo man sich eben befinde, stände übrigens auf der Seite Atabaliba's.
Als die Sonne schon am Untergehen war, langte ein Mann von dem Gefolge des indianischen Häuptlings, welchen man als Botschafter
abgesendet hatte, an und meldete, daß er aus der Gegend von Caxamalca als Bote zurückkomme, weil man dort zwei Gesandten Atabaliba's
begegnet sey, welche ihm folgten und am andern Tage schon eintreffen würden, daß Atabaliba sich zu Caxamalca befinde und daß
sein Gebieter nicht rasten wolle, bis er mit diesem gesprochen habe und die Antwort zurückbringen könne; auf dem Wege habe
er übrigens nirgends Kriegsvolk angetroffen. Der Statthalter ließ sogleich den Hauptmann, welcher mit dem Gepäcke ihm nachfolgte,
durch ein Schreiben alles dieses wissen, so wie auch, daß er am nächsten Tage nur eine kleine Strecke vorrücken würde, um
ihn zu erwarten, und daß dann die ganze Mannschaft wieder zusammen weiterziehen solle. Am Morgen des folgenden Tages setzte
er mit seinen Leuten den Weg fort, erstieg vollends das Gebirge und blieb auf der Hochebene, in der Nähe einiger Bäche, um
die Nachkommenden zu erwarten. Die Spanier lagerten sich unter ihren baumwollenen Zelten, welche sie mit sich führten, und
zündeten Feuer an, um sich gegen die große Kälte, welche man auf dem Gebirge empfand, zu schützen, denn in den Ebenen von
ganz Castilien herrscht nirgends eine solche Kälte, wie auf dieser Höhe, welche eine zusammenhängende Fläche bildet und mit
einer Pflanze, welche kurzem Pfriemengras 17 gleicht, durchaus bedeckt ist. Nurwenige Bäume stehen hie und da zerstreut, und das Wasser ist so frisch, daß man es nicht ungewärmt trinken kann. Man hatte
erst kurze Zeit gerastet, als der Nachtrab ankam und von der andern Seite die Gesandten eintrafen, welche von Atabaliba geschickt
waren und zehn Schafe (Lamas) mitbrachten. Nachdem sie sich dem Statthalter genähert und ihn begrüßt hatten, meldeten sie,
daß Atabaliba diese Schafe den Christen sende und zu wissen wünsche, an welchem Tage sie zu Caxamalca einträfen, um ihnen
Lebensmittel auf den Weg entgegenschicken zu können. Der Statthalter empfing sie wohlwollend und erwiederte ihnen, daß er
sich über ihre Ankunft sehr freue, weil sie von seinem Bruder Atabaliba geschickt seyen, und daß er so schnell als möglich
vorrücken werde.
12. Ankunft der Gesandten Atabalida's; Pizarro's Unterredung mit denselben.
Nachdem sie gegessen und ausgeruht hatten, fragte sie der Statthalter nach den Angelegenheiten ihres Landes und nach den Kriegen,
welche Atabaliba führe. Einer von ihnen erwiederte, daß sich Atabaliba seit fünf Tagen zu Caxamalca aufhalte, um den Statthalter
zu erwarten, und daß nur wenige Kriegsleute um ihn versammelt seyen, weil er die übrigen in den Krieg gegen seinen Bruder
Cuzco geschickt habe. Als nun der Statthalter sich näher über die einzelnen Ereignisse dieser Kriege erkundigte und auf welche
Weise sein Gebieter seine Eroberungen begonnen habe, gab der Indianer folgenden Bescheid: »Mein Gebieter ist der Sohn Cuzco's
des Aeltern, welcher bereits gestorben ist und alle diese Länder beherrschte. Dieser vermachte seinem Sohne Atabaliba die
Herrschaft einer großen Provinz, welche jenseits Tomipunxa liegt und Quito heißt, seinem andern älteren Sohne aber alle übrigen
Länder und die Oberherrschaft, und dieser nannte sich, weil er Thronfolger war, Cuzco, wie sein Vater. Nicht zufrieden mit
dem ihm zugewiesenen Reiche, erklärte er seinem Bruder Atabaliba den Krieg; dieser schickte Gesandte und ließ ihn bitten,
ihn im ruhigen Besitze des von seinem Vater erhaltenen Erbtheils zu lassen. Cuzco wollte nichts davon hören, sondern ermordete
die Erben seines Bruders und den einen der beiden Brüder, welche bei der Gesandtschaft waren. Als Atabaliba dieses vernahm,
brach er mit einem großen Kriegsheere gegen ihn auf und zog bis zur Provinz Tumipomba, welche zu der Herrschaft seines Bruders
gehörte; und als die Bewohner Gegenwehr leisteten, steckte er den Hauptort der Provinz in Brand und ermordete die ganze Bevölkerung.
Hier erhielter die Nachricht, daß sein Bruder mit bewaffneter
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