Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Tagen einen Boten an den Statthalter,
um ihn über den Erfolg seiner Bemühungen zu unterrichten. Der Statthalter erwiederte ihm sogleich, daß er ihn an seinem Rastplatze
erwarte und daß er nach Vollbringung seines Auftrags sogleich zu ihm stoßen, auf dem Wege aber einen andern Ort, der in der
Nähe der StadtCaxas liege und Gicabamba heiße, besuchen und unterwerfen solle; zugleich that er ihm zu wissen, daß der Cazike von Çaran,
welcher gute Oerter und ein fruchtbares Thal beherrsche, in der Gewalt der Ansiedler von San Miguel sey. Der Statthalter wartete
acht Tage auf den Hauptmann, und während dieser Zeit setzten sich die Spanier in guten Stand und richteten ihre Pferde für
den Marsch und die Eroberung her.
9. Nachricht über Caxas und Cuzco. Der Ort Guacamba. Eine Gesandtschaft Atabaliba's.
Als der Hauptmann mit seinen Leuten angekommen war, berichtete er dem Statthalter alles was er an den erwähnten Orten gesehen,
daß er zwei Tage und eine Nacht gebraucht, um nach Caxas zu gelangen, obschon man nur während der Essenszeit gerastet und
hohe Berge überstiegen hatte, um die Stadt durch Ueberrumpelung zu nehmen, und daß er sie bei aller dieser Vorsicht und trotz
der guten Führer nicht erreichen konnte, ohne den Spionen der Stadt zu begegnen. Von einigen derselben, welche man festnahm,
erhielt man Nachricht über die Anzahl der Bevölkerung. Die Christen stellten sich darauf in Ordnung, setzten ihren Weg bis
zur Stadt fort und bemerkten bei dem Einzug in dieselbe Spuren eines Lagers, worin Kriegsvolk gestanden zu haben schien. Die
Stadt Caxas liegt in einem kleinen Thale zwischen Bergen; die Bevölkerung zeigte einige Bestürzung, der Hauptmann beruhigte
sie aber und that ihnen kund, daß er von dem Statthalter gesendet sey, um sie als Unterthanen des Kaisers in Pflicht zu nehmen.
Darauf erschien auch ein Beamter, welcher nach seinem Vorgeben in Atabaliba's Dienst stand und die Abgaben dieser Städte einzunehmen
hatte. Bei diesem erkundigten sie sich über den Weg nach Caxamalca, über die Gesinnung Atabaliba's und wie dieser wohl die
Christen empfangen würde, so wie auch über die Stadt Cuzco. Diese, erfuhren sie, liege noch dreißig Tagreisen weiter und habe
eine Meile 14 im Umfange; der Palast des Caziken sey vier Armbrustschüsse lang, darin befinde sich ein Saal, in welchem der alte Cuzco
gestorben sey, dessen Fußboden aus Silber bestehe und dessen Decke und Wände mit abwechselnd aneinandergefügten Gold- und
Silberplattengetäfelt seyen. Alle diese Städte hätten Cuzco, dem Sohne des alten Cuzco, angehört, bis vor einem Jahre sich sein Bruder
Atabaliba empört, das Land erobert, große Abgaben und Steuern aufgelegt und täglich schreckliche Grausamkeiten verübt habe,
wie denn die Bewohner außer dem Tribut, welchen sie von ihrem Besitzthum und ihren Einkünften bezahlten, auch noch einen solchen
von ihren Söhnen und Töchtern entrichten müßten. Man hörte ferner von dem Beamten, daß Atabaliba in dem erwähnten Lager gestanden
habe und erst vor wenigen Tagen mit einem Theile seines Heeres aufgebrochen sey, daß sich in der Stadt Caxas ein großes, festes,
mit Erdmauern umgebenes und mit Thoren versehenes Haus befinde, in welchem viele Weiber mit Spinnen und Kleiderweben für das
Heer des Atabaliba beschäftigt seyen und dem sich außer den Thürstehern, welche sie bewachten, kein anderer Mann nahen dürfe.
An dem Eingange der Stadt waren mehrere Indianer an den Füßen aufgehängt; man erfuhr jetzt, daß Atabaliba sie habe hinrichten
lassen, weil einer von ihnen in das Haus der Weiber geschlichen war, um bei einer derselben zu schlafen; er sowohl als auch
alle Thürsteher, welche um die Sache wußten, wurden gehängt.
Nachdem der Hauptmann den Ort Caxas unterworfen hatte, begab er sich nach einem andern, der Guacamba 15 heißt und eine Tagreise von dem ersten entfernt liegt. Er ist größer als Caxas und hat bessere Gebäude; die ganze Festung
ist schön aus Stein erbaut und die großen, fünf bis sechs Fuß breiten Steine sind so gut mit einander verbunden, daß keine
Fuge zwischen ihnen zu seyn scheint; das terrassenförmige Dach besteht ebenfalls aus behauenen Steinen und zwei steinerne
Treppen führen zwischen den beiden Flügeln des Gebäudes aufwärts. In der Mitte zwischen beiden Orten läuft ein kleiner Fluß,
welchen die Einwohner benützen, und über ihn führen Brücken und wohlunterhaltene Wege. Durch beide Orte
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