Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
erscheinen und mit ihm
sprechen dürften. Sie gestatteten mir aber keine Unterredung mit ihm und ich kam deßhalb zurück. Ueberlege nun, ob ich nicht
mit Recht diesen da tödten wollte, der, obschon er, wie man mir gesagt hat, ein Zwischenträger Atabaliba's ist, mit dir spricht
und an deinem Tische speist, und mir, einem Häuptlinge, gestattete man nicht mit Atabaliba zu sprechen, noch gab man mir zu
essen, und nur meinen guten Gründen habe ich es zu verdanken, daß man mich nicht ermordete.«
Der Gesandte Atabaliba's war sehr erschrocken, als er den andern Indianer mit so großem Eifer sprechen sah und erwiederte:
»Wenn sich keine Einwohner in der Stadt Caxamalca befanden,so hat dieß keine andere Ursache, als um die Wohnungen zur Aufnahme der Christen zu räumen, und Atabaliba steht nur deßhalb
im Felde, weil er es seit dem Beginne des Krieges so gewöhnt ist; wenn man dir keine Unterredung mit Atabaliba gestattete,
so geschah es aus keiner andern Ursache, als weil er fastete, wie es seine Gewohnheit ist; man ließ ihn dich nicht sehen,
weil er an seinen Fasttagen ganz zurückgezogen lebt und zu dieser Zeit mit Niemand spricht. Keiner wagte deßhalb ihm zu melden,
daß du angekommen seyst, denn wenn er es gewußt hätte, so hätte er dich vorgelassen und dir zu essen gegeben.« – Außer diesen
Gründen führte er noch viele andere an und betheuerte fortwährend, daß Atabaliba die Christen in friedlichen Absichten erwarte.
Wollte man alle Gespräche, welche zwischen diesem Indianer und dem Statthalter gewechselt wurden, ausführlich aufzeichnen,
so würde eine große Schrift daraus werden; wir geben also der Kürze wegen nur den Hauptinhalt. Der Statthalter erwiederte
dem Gesandten, er glaube, daß sich alles so verhalte wie er sage, weil er es nicht anders von seinem Bruder Atabaliba erwarten
könne. Er verfehlte demnach nicht ihn fernerhin ebenso gut zu behandeln wie vorher, grollte dagegen seinem eigenen indianischen
Botschafter und gab ihm zu verstehen, daß er über ihn ungehalten sey, weil er den Gesandten in seiner Gegenwart mißhandelt
habe. Für sich jedoch war er vollkommen überzeugt, daß sein Indianer die Wahrheit gesprochen habe, denn er kannte schon hinlänglich
das hinterlistige Benehmen der Indianer.
14. Einzug in Caxamalca. Beschreibung dieser Stadt. Die Spanier besetzen einen Theil derselben und die Festung.
Am nächsten Tag setzte der Statthalter seinen Weg fort und schlug sein Nachtlager in einer mit Gras bedeckten Fläche auf,
um am folgenden Nachmittage zu Caxamalca, wovon er, wie man ihm sagte, nicht mehr weit entfernt war, einzutreffen. Hier erschienen
wirklich die Boten Atabaliba's mit Lebensmitteln für die Christen. Am folgenden Morgen erhob sich der Statthalter mit Tagesanbruch
und rückte mit seiner Mannschaft in geschlossenen Reihen bis eine Meile von Caxamalca vor, wo er den Nachtrab erwartete und
Fußvolk und Reiterei sich in schlagfertigen Zustand setzen ließ. Er richtete alles zum Einzüge in die Stadt her, theilte seine
Leute in drei Haufen und setzte in dieser Ordnung seinen Weg fort, während er Atabaliba benachrichtigen ließ, er möge zu einer
Unterredung mit ihm nach Caxamalca kommen. Als man vor derStadt eintraf, sah man das Lager Atabaliba's eine Meile davon am Abhange eines Berges. – Der Statthalter rückte an einem
Freitage zur Stunde der Vesper am 15. November des Jahres 1532 in Caxamalca ein. In der Mitte der Stadt ist ein großer mit
Wohnhäusern besetzter und mit einer Erdmauer eingefaßter Platz; da der Statthalter nirgends einen Menschen fand, so ergriff
er Besitz von dem Platz und schickte einen Boten zu Atabaliba mit der Nachricht von seiner Ankunft und mit dem Ersuchen, er
möge zu einer Unterredung mit ihm herbeikommen und ihm zeigen, wo er seine Wohnung nehmen solle. Unterdessen ließ er die Stadt
besichtigen, ob sich nicht irgend eine andere bessere und festere Stelle, um das Lager aufzuschlagen, finde, und befahl, daß
Niemand sich aus dem Platz entfernen und die Reiterei nicht eher absteigen solle, als bis man wisse ob Atabaliba komme. Bei
der Besichtigung fand man, daß nirgends bessere Wohnungen zu finden seyen.
Diese Stadt, welche die bedeutendste dieses Thales ist, liegt auf dem Abhange eines Berges und nimmt einen Flächenraum von
einer Meile ein. Zwei Flüsse strömen durch das nirgends unterbrochene Thal, welches auf der einen Seite von einer gutbevölkerten
Gegend, auf der
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