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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Atabaliba
     selbst könne im Augenblicke nicht kommen, weil er faste. Der Statthalter erwiederte, er wolle dieß thun und er habe bereits
     seinen Bruder zu seinem Gebieter abgesendet, um ihn zu einer Unterredung einzuladen, weil er des vielen Guten wegen, was er
     von ihm gehört habe, sehr ihn zu sehen und kennen zu lernen wünsche.

15. Abgeordnete gehen in das Lager Atabaliba's. Unterhandlungen mit demselben.
    Der Bote entfernte sich mit dieser Antwort, und als es Nacht wurde, kam auch der Hauptmann Hernando Pizarro mit den Christen
     zurück. Sie begaben sich sogleich zu dem Statthalter und statteten ihren Bericht ab. Auf dem Wege hatten sie eine gefährliche
     mit Morast gefüllte Stelle gefunden, welche vorher aber gut und gangbar gewesen zu seyn schien, denn eine breite aus Steinen
     und Erde gebaute Straße lief von der Stadt bis zum Lager Atabaliba's; aber der Theil der Straße, welcher über die gefährliche
     Stelle führte, war absichtlich zerstört und sie mußten an einem andern Orte den Uebergang versuchen. Ehe sie zu dem Lager
     gelangten, setzten sie über zwei Flüsse und vor dem Lager selbst strömte ein Fluß, über welchen die Indianer auf einer Brücke
     gingen, so daß das Lager auf dieser Seite ganz mit Wasser umgeben war. Der zuerst ausgeschickte Hauptmann ließ seine Leute
     diesseits des Flusses, um die Eingeborenen nicht zu erschrecken, ging aber selbst nicht über die Brücke, weil er sein Pferd
     der Gefahr durchzubrechen nicht aussetzen wollte, sondern setzte sammtseinem Dolmetscher durch das Wasser. Er ritt durch eine Schaar Kriegsvolk, welches schlagfertig dastand, und kam dann zu
     der Wohnung Atabaliba's, wo er auf einem Platze 400 Indianer antraf, welche die Leibwache zu bilden schienen. Der Tyrann saß
     an der Thüre seiner Wohnung auf einem niedrigen Stuhle und vor ihm standen eine Menge Indianer und Weiber, welche ihn beinahe
     einschlossen. An der Stirne trug er eine zwei Hände breite Quaste von Wolle, welche wie carmoisinrothe Seide aussah; sie war
     an dem Kopfe mit Schnüren, die bis auf die Augen herabhingen, befestigt und gab ihm ein weit würdevolleres Aeußere, als er
     wirklich hatte. Als der Hauptmann nun bis zu ihm gekommen war, sagte er ihm durch seinen Sprecher oder Dolmetscher, daß er
     ein Hauptmann des Statthalters und von diesem zu ihm geschickt sey, um ihn in seinem Namen zu benachrichtigen, welch großes
     Verlangen er trage ihn zu sehen, und daß es ihn sehr freuen würde, wenn es ihm gefällig wäre ihn zu besuchen. Auf diese und
     andere Reden erwiederte Atabaliba nichts, er hob nicht einmal den Kopf auf, um den Hauptmann anzusehen, sondern ein Häuptling
     antwortete diesem auf das was er vorgebracht hatte.
    Während dieser Zeit erreichte der zweite Hauptmann den Ort, wo der erste seine Mannschaft zurückgelassen hatte, und fragte
     diese nach ihrem Anführer; er erhielt den Bescheid, daß dieser sich zu einer Unterredung mit Atabaliba begeben habe, worauf
     auch er seine Leute zurückließ, über den Fluß ging und an dem Orte, wo sich Atabaliba aufhielt, erschien. Der Hauptmann, welcher
     sich bei diesem befand, rief sogleich: »Hier ist ein Bruder des Statthalters; sprich mit ihm, denn er kommt, dich zu besuchen.«
     – Jetzt erst erhob der Cazike die Augen und sprach: »Maizabilica, ein Häuptling, der mir am Flusse Turicara dient, hat mir
     durch einen Boten sagen lassen, wie arg ihr die Caziken mißhandeltet und sie in Ketten legtet; auch hat er mir ein eisernes
     Halsband geschickt und gemeldet, daß er drei Christen und ein Pferd getödtet habe. Nichtsdestoweniger bin ich entschlossen,
     morgen frühe den Statthalter zu besuchen und der Freund der Christen zu werden, weil sie gut sind.« – Hernando Pizarro erwiederte:
     »Maizabilica ist ein Großsprecher und ein einziger Christ würde ihn und alle Indianer an jenem Fluß tödten; wie könnte er
     aber Christen oder ein Pferd umbringen, da diese Leute doch alle feige Memmen sind? Weder der Statthalternoch die Christen mißhandeln die Caziken, wenn diese nicht Krieg mit ihnen suchen; im Gegentheil erweisen sie denen, welche
     ihre Freunde zu seyn wünschen, alles Gute; mit denen aber, welche Krieg wünschen, wird er so lange geführt, bis sie vertilgt
     sind. Wenn du dich einmal überzeugt hast was die Christen, wenn sie dir im Kriege gegen deine Feinde Beistand leisten, vermögen,
     wirst du leicht einsehen, daß dich Maizabilica belogen hat.« – »Wohlan, nahm Atabaliba das Wort, ein

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