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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Dieser bejahte es, nahm ein Kreuz in die eine und seine Bibel in die andere Hand, drängte sich mitten
     durch das Volk bis zu Atabaliba und sprach zu diesem durch den Dolmetscher: »Ich bin ein Priester Gottes; ich unterrichte
     die Christen in der Lehre des Herrn und bin gekommen auch euch darin zu unterrichten. Was ich lehre, ist Gottes Wort und sieht
     in diesem Buche. Im Namen Gottes und im Namen der Christen bitte ich dich, ihr Freund zu seyn, denn so will es Gott und du
     wirstdich wohl dabei befinden. Geh also und sprich mit dem Statthalter, welcher dich erwartet.« Atabaliba verlangte, daß man ihm
     das Buch gebe um es zu betrachten; man reichte es ihm geschlossen; da es ihm nicht gelang, es zu öffnen, streckte der Mönch
     seinen Arm aus, um ihm behülflich zu seyn, Atabaliba gab ihm aber mit großem Mißfallen einen Schlag auf den Arm und wollte
     es nicht geöffnet haben. Als es ihm endlich nach fortgesetzter Anstrengung gelang es zu öffnen, zeigte er sich weder über
     die Buchstaben, noch über das Papier erstaunt, gleich den übrigen Indianern, sondern schleuderte es fünf bis sechs Schritte
     von sich und erwiederte auf die Anrede, welche ihm der Mönch durch den Dolmetscher gehalten hatte, mit großem Stolze: »Ich
     weiß recht gut, was ihr auf dem Wege verübt, wie ihr meine Caziken mißhandelt, und wie ihr die Wohnungen geplündert habt.«
     – »Die Christen, antwortete der Mönch, haben dieß nicht gethan, und einige Indianer, welche ohne Vorwissen des Statthalters
     Beute machten, hat dieser sogleich damit zurückgeschickt.« – »Wohlan, sprach darauf Atabaliba, ich werde nicht eher von dieser
     Stelle weichen, bis sie mir alles zurückgebracht haben.« Mit dieser Antwort ging der Mönch zu dem Statthalter zurück, während
     Atabaliba sich oben auf seine Sänfte stellte und seine Leute ermahnte sich bereit zu halten. Der Mönch erzählte dem Statthalter,
     was ihm mit Atabaliba begegnet sey und daß dieser die heilige Schrift auf den Boden geworfen habe.
    Der Statthalter zog nun sogleich ein Panzerhemd an, nahm sein Schwert und seinen Schild, stürmte mit den Spaniern, die er
     bei sich behalten hatte, muthig mitten durch die Indianer und erreichte nur mit vier Leuten, die allein ihm hatten folgen
     können, die Sänfte worauf Atabaliba saß. Er ergriff diesen furchtlos am Arm und schrie: »Santiago!« Augenblicklich ertönte
     der Donner des Geschützes, die Trompeten schmetterten und Fußvolk und Reiterei brachen hervor. Als die Indianer die Pferde
     daher traben sahen, ergriffen die meisten von denen welche sich auf dem Platze befanden die Flucht und flohen mit solchem
     Ungestüm, daß sie ein Stück der Umfangsmauer des Platzes durchbrachen und viele einer über den andern herstürzten. Die Reiter,
     welche über sie hinstürmten, verwundeten und tödteten eine Menge und setzten den Fliehenden nach. Das Fußvolk griff die auf
     dem Platze Zurückgebliebenen mit solchemNachdruck an, daß in kurzer Zeit die meisten derselben über die Klinge gesprungen waren. Der Statthalter hielt immer noch
     den Arm Atabaliba's fest, denn er konnte diesen, weil die Sänfte zu hoch war, nicht herabziehen. Die Spanier richteten aber
     bald ein solches Gemetzel unter den Trägern an, daß die Sänfte zu Boden fiel, und wenn der Statthalter Atabaliba nicht geschützt
     hätte, so würde schon hier der Uebermüthige den verdienten Lohn für seine Grausamkeiten erhalten haben. Der Statthalter wurde
     bei der Vertheidigung Atabaliba's an der Hand leicht verwundet. Während dieses ganzen Vorgangs hatte kein Indianer gegen die
     Spanier die Waffen erhoben, denn sie waren dadurch daß der Statthalter plötzlich bis in ihre Mitte vordrang, durch das unvermuthete
     Donnern des Geschützes und durch das Traben der Pferde in solche Furcht gerathen, daß sie in ihrer großen Bestürzung weit
     eher an die Flucht und die Rettung ihres Lebens als an Kampf dachten. Die Träger der Sänfte Atabaliba's, welche insgesammt
     Leute von Bedeutung zu seyn schienen, fielen alle, eben so die welche sich in den andern Sänften und in den Hängematten befanden;
     auf einer der Sänften hatte der Leibdiener Atabaliba's, ein angesehener und von diesem sehr geachteter Herr, gesessen; die
     übrigen waren ebenfalls mächtige Herren und bildeten seinen Rath. Der Cazike und Gebieter von Caxamalca fiel auch, und außer
     ihm fanden viele andere Häuptlinge ihren Tod; man achtete aber ihrer großen Anzahl wegen nicht viel darauf, denn

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