Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
trugen, waren mit derselben Farbe angestrichen. Eine andere nach außen
hin gerichtete Abtheilung besteht aus vier runden glockenförmigen, ineinandergehenden Gewölben mit einem schneeweißen Anstriche.
Die beiden andern Abtheilungen waren für die Dienerschaft bestimmt. An der Vorderseite des Hauses strömte ein Fluß vorüber.
19. Atabaliba's Geschichte. Des Statthalters Unterredungen mit ihm und seine Anerbietungen.
Dieß mag genügen über den Sieg, welchen die Christen in der Schlacht davon trugen, über die Gefangennehmung Atabaliba's, über
die Einrichtung seines Lagers und seines Heeres; jetzt wollen wir über Atabaliba's Vater, über die Art und Weise wie er die
Herrschaft an sich riß und über andere Einzelheiten seiner Macht und seines Landes näheres mittheilen, gerade wie es Atabaliba
selbst dem Statthalter erzählte. – Der Vater Atabaliba's hieß Cuzco; er beherrschte die ganze Gegend und eine Landstrecke
von mehr als dreihundert Meilen gehorchte ihm und bezahlte Tribut. Er stammte aus einer Provinz jenseits Quito; als er aber
die Gegend, wo er sich später aufhielt, angenehm, fruchtbar und reich fand, ließ er sich daselbst nieder und legte einer großen
Stadt, worin er seinen Sitz hatte, den Namen Cuzco bei. Er war so sehr gefürchtet und der Gehorsam den man ihm leistete, so
groß, daß man ihn fast als einen Gott betrachtete und in vielen Städten sein Bildniß aufbewahrte. Er hatte hundert Söhne und
Töchter, von denen die meisten noch am Leben sind. Er starb vor acht Jahren und hinterließ als Erben einen seiner Söhne, welcher
denselben Namen wie er führte. Dieser war der Sohn seines rechtmäßigen Weibes, wie jenes Volk die erste und von ihrem Gemahle
am meisten geliebteFrau nennt, und älter als Atabaliba. Diesen letzteren machte der alte Cuzco zum Beherrscher der Provinz Quito, welche er
von dem übrigen Reiche trennte. Der Körper Cuzco's ist in der Provinz Quito, wo er starb, begraben, das Haupt aber brachte
man in die Stadt Cuzco, wo es von einem großen Reichthum von Gold und Silber umgeben ist und ihm hohe Verehrung gezollt wird.
Der Boden, die Wände und die Decke des Gemaches, worin es sich befindet, sind mit abwechselnd an einander gefügten goldenen
und silbernen Platten getäfelt; wie man denn in dieser Stadt noch zwanzig andere Häuser findet, deren Wände von innen und
von außen mit einer dünnen Goldplatte belegt sind. Außerdem sah man hier noch andere kostbare Gebäude, in denen Cuzco seinen
Schatz aufbewahrte, welcher aus drei Gemächern bestand, die mit Stücken Gold, und aus fünf, die mit Silber und hunderttausend
Goldtäfelchen, welche man in den Bergwerken ausgebeutet hatte, angefüllt waren. Jedes Täfelchen wog fünfzig Castellanos, und
das Ganze war der Tribut der von ihm unterjochten Länder. Jenseits dieser Stadt liegt eine andere, welche Collao heißt und
an welcher ein Fluß vorüberströmt, der eine große Menge Gold mit sich führt. Zehn Tagreisen von der Provinz Caxamalca, in
einer anderen Provinz, welche den Namen Guaneso führt, strömt ein anderer Fluß, welcher eben so goldreich ist. – In allen
Provinzen gibt es viele Gold- und Silberbergwerke. Das Silber gewinnen sie in dem Gebirge mit geringer Mühe und ein einziger
Indianer gewinnt dessen in einem Tage fünf bis sechs Mark. Bei dem Bruche ist es mit Blei, Zinn und Schwefel vermischt und
wird sodann erst gereinigt. Um es zu gewinnen, legt man Feuer in dem Berge an; dadurch entzündet sich der Schwefel und das
Silber fällt in Stücken los. Die ergiebigsten Bergwerke sind in Quito und in Chinca. Von hier nach Cuzco braucht ein mit einer
Last bepackter Indianer vierzig Tage; das Land ist gut bevölkert und Chinca, eine große Stadt, liegt auf der Hälfte des Weges.
In der ganzen Gegend gibt es große Heerden von Schafen (Lamas), und viele derselben werden wild, weil es unmöglich ist alle
Jungen aufzuziehen. Die Spanier, welche bei dem Statthalter stehen, schlachten deren jeden Tag hundert und fünfzig, bis jetzt
ist jedoch keine Abnahme zu bemerken und es würde wohl in diesem Thale kein Mangel seyn, wenn auch die Spanier ein ganzes
Jahr daselbstblieben. Sie sind übrigens im ganzen Lande das Hauptnahrungsmittel der Indianer.
Atabaliba erzählte auch, daß nach dem Tode seines Vaters er und sein Bruder, jeder in dem Gebiete welches ihm sein Vater gegeben,
sieben Jahre in Frieden neben einander gelebt hätten; vor ungefähr einem
Weitere Kostenlose Bücher