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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Wege
     befanden, zuschicken. Der Statthalter fragte ihn auch, wie viel Zeit seine Boten brauchten, um die Stadt Cuzco zu erreichen. Atabaliba
     antwortete: wenn er etwas in Eile wolle melden lassen, so liefe von den Boten jeder nur eine Station, von Ort zu Ort, und
     die Nachricht käme in fünf Tagen an; wenn aber die Boten, welche er schicke, den ganzen Weg zurücklegten, so brächten sie,
     wenn es auch sehr schnelle Läufer seyen, fünfzehn Tage auf demselben zu. Der Statthalter fragte ihn ferner, warum er mehrere
     Indianer, welche die Christen, als sie die Umgegend recognoscirten, todt in seinem Lager gefunden, habe ermorden lassen. Atabaliba
     erwiederte, an dem Tage, wo der Statthalter seinen Bruder Hernando Pizarro in sein Lager geschickt um mit ihm zu sprechen,
     habe ein Christ sein Pferd gespornt; die Indianer nun, welche sie todt gefunden, seyen vor ihm zurückgewichen, und er habe
     deßhalb befohlen sie umzubringen. Atabaliba war ein Mann von dreißig Jahren und stattlichem Aussehen, gut gebaut und etwas
     dick, mit einem offenen, schönen, aber wilden Gesicht und mit blutdürstigen Augen. Er sprach mit vieler Würde, wie ein großer
     Herr und führte eine so lebhafte Unterhaltung, daß die Spanier, welche diese hörten, ihn für einen klugen Mann hielten. Er
     war auch bei seiner Grausamkeit munter; wenn er aber mit den Seinigen sprach, war er sehr hart und ließ seine Munterkeit nicht
     durchblicken. Unter andern sagte Atabaliba auch dem Statthalter, daß sich zehn Tagreisen von Caxamalca auf dem Wege nach Cuzco
     in einem Orte eine Moschee befinde, welche die Bewohner des Landes als ihren Haupttempel betrachteten und in welchem sie alle
     Gold und Silber als Opfer darbrachten; sein Vater habe große Ehrfurcht vor dem Tempel gehabt und diese sey auch auf ihn übergegangen.
     In dieser Moschee befanden sich nach der Angabe Atabaliba's große Reichthümer, denn obschon in jeder Stadt eine Moschee stand,
     wo die besonderen Ortsgötzen verehrt wurden, so befand sich doch in dieser Moschee der Hauptgötze aller. In der Moschee wohnte
     als Wächter ein großer Weiser, von dem die Indianer glaubten, daß er die Zukunft voraus wisse, weil er mit dem Götzen spreche
     und dieser sie ihm enthülle. Als der Statthalter, welcher schon früher etwas von dieser Moschee gehört hatte, solche Reden
     vernahm, gab er Atabaliba zu verstehen, daß alle diese Götzen Betrug seyen und daß der Teufel aus ihnen spreche, der sie verführe
     um sie zu verderben, wie er denn alle, die in diesemGlauben lebten und starben, ins Verderben gestürzt habe. Er sagte ihm ferner, daß es nur einen einzigen Gott gebe, der Himmel
     und Erde und alle sichtbaren und unsichtbaren Dinge erschaffen habe, und an welchen die Christen glaubten; nur diesen dürfe
     man für den wahren Gott halten; man müsse dessen Gebote erfüllen und sich taufen lassen. Alle welche so handelten, würden
     seines Reiches theilhaftig, die andern aber verfielen den Strafen der Hölle, wo alle, die nicht zu dieser Erkenntniß gelangten
     und dem Teufel durch Darbringung von Gaben und Opfern und Erbauung von Moscheen dienten, in Ewigkeit brennen müßten. Alles
     dieß müsse von jetzt an für immer aufhören, denn deßhalb habe ihn der Kaiser, welcher der Christen so wie auch ihr König und
     Gebieter sey, geschickt, und weil sie seither ohne die Erkenntniß Gottes gelobt hatten, so habe dieser zugelassen, daß ihre
     so bedeutende Kriegsmacht, welche sie versammelt hätten, von so wenigen Christen vernichtet und er selbst gefangen worden
     sey. Er möge nur bedenken, welchen schlechten Beistand ihm seine Götter geleistet, und könne schon daraus ersehen, daß es
     Niemand anders sey als der Teufel, welcher sie irre führe. Darauf erwiederte Atabaliba, da weder er noch seine Vorfahren je
     Christen gesehen, so hätten sie dieses nicht gewußt und er habe deßhalb gelebt wie seine Väter. Er sey aber, fuhr er fort,
     von dem was ihm der Statthalter gesagt, überrascht und sehe sehr gut ein, daß der welcher aus seinem Götzen gesprochen, der
     wahre Gott nicht sey, weil er ihm so wenig geholfen habe.

20. Vorkehrungen des Statthalters. Nachrichten aus St. Miguel. Ankunft frischer Mannschaft unter Diego de Almagro.
    Als der Statthalter mit den Spaniern von den Anstrengungen des Marsches und der Schlacht ausgeruht hatte, schickte er alsbald
     Boten nach der Stadt S. Miguel, um die Ansiedler von dem Vorgefallenen in Kenntniß zu setzen, und um selbst zu erfahren

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