Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Jahre aber, oder etwas länger, habe sein Bruder Cuzco
die Waffen gegen ihn erhoben und zwar in der Absicht ihm seine Herrschaft zu entreißen. Atabaliba schickte darauf einen Boten
an ihn, um ihn zu bitten, doch keinen Krieg anzufangen und sich mit dem, was ihm sein Vater hinterlassen habe, zu begnügen.
Da dieser aber keine Rücksicht darauf nahm, brach Atabaliba aus seinem Gebiete, welches Quito heißt, mit so viel Kriegsvolk
als er zusammenbringen konnte, auf und kam nach Tomepomda, wo er seinem Bruder eine Schlacht lieferte; von dessen Heere mit
seinen Leuten 1000 Mann tödtete und ihn zur Flucht zwang. Die Stadt Tomepomba, welche sich zur Wehr setzte, brannte er nieder
und ermordete alle Bewohner derselben; auch alle übrigen Städte dieser Gegend wollte er zerstören, unterließ dieß aber, um
seinen Bruder Cuzco zu verfolgen, welcher in sein Gebiet entflohen war. Atabaliba eroberte schnell das ganze Land, weil es
das nämliche Loos, welches Tomepomba betroffen hatte, fürchtete. Vor sechs Monaten hatte er zwei seiner Hofleute, sehr tapfere,
Männer, von denen der eine Quisquis und der andere Chaliachin hieß, mit 40.000 Mann gegen die Hauptstadt seines Bruders geschickt.
Sie eroberten das ganze Land bis zu der Stadt wo Cuzco seinen Sitz hatte, nahmen diese mit Gewalt, ermordeten die sämmtlichen
Einwohner, bemächtigten sich der Person Cuzco's und erbeuteten den ganzen Schatz seines Vaters. Sie thaten dieß sogleich Atabaliba
zu wissen, und dieser befahl, ihm seinen Bruder gefesselt zu überschicken, und eben jetzt hatte er gerade die Nachricht erhalten,
daß man in kurzem mit ihm und einem großen Schatz ankommen werde. Die Anführer blieben in der eroberten Stadt, um die Stadt
und den Schatz welcher sich in derselben befand, zu bewachen, und behielten von den 40.000 Mann die sie mitgebracht hatten,
eine Besatzung von 10.000 Mann bei sich; die übrigen 30.000 Mann gingen mit der gemachten Beute nach Hause, um auszuruhen.
Atabaliba hatte also jetzt alles was sein Bruder Cuzco besessen hatte, in seiner Gewalt.
Atabaliba und seine Feldherren wurden in Sänften getragen. Sie hatten seit dem Beginne des Krieges eine Menge Menschen getödtet
und besonders hatte Atabaliba mit großer Grausamkeit gegen seine Feinde gewüthet. Die Caziken aller eroberten Städte führte
er mit sich und ließ diese durch Statthalter verwalten, denn anders konnte er das Land nicht so ruhig und unterwürfig erhalten,
wie er es wirklich erhielt. Auf diese Weise fürchtete man ihn sehr und leistete ihm unbedingten Gehorsam; sein Kriegsheer
wurde von den Eingeborenen gut unterhalten und von ihm selbst sehr gut behandelt. Atabaliba hatte, ehe ihm das Unheil widerfuhr
seine Freiheit zu verlieren, die Absicht in sein Land zurückzugehen, um auszuruhen und auf dem Heimwege noch alle übrigen
Orte des ganzen Bezirkes, welcher sich zur Wehr gesetzt, zu veröden und sie mit andern Einwohnern von neuem zu bevölkern,
und seine Feldherren sollten ihm deßhalb von dem in Cuzco gefangenen Volke 4000 verheirathete Leute schicken, um sie in Tomepomba
anzusiedeln. Auch versprach Atabaliba seinen Bruder, welcher aus seiner Hauptstadt von den Feldherren ihm gefangen zugeschickt
würde, dem Statthalter zu übergeben, damit dieser mit ihm verfahren könne wie ihm beliebe.
Da Atabaliba befürchtete, die Spanier möchten ihn umbringen, so machte er dem Statthalter das Anerbieten, er wolle den Spaniern,
welche ihn gefangen hielten, eine große Menge Gold und Silber geben. Der Statthalter fragte ihn, wie viel er geben wolle und
in welcher Zeitfrist? Atabaliba erwiederte, er wolle einen 22 Fuß langen und 17 Fuß breiten Saal bis zu einem weißen Striche
in der Hälfte der Höhe, welche nach seiner Angabe anderthalb Klafter betrug, mit Gold anfüllen und zwar solle das bis zu dem
bestimmten Maaße anzuhäufende Gold in Krügen, Töpfen, Platten und andern Stücken bestehen. An Silber aber wolle er doppelt
so viel geben als das ganze erwähnte Gemach fasse und alles solle in zwei Monaten vollständig beisammen seyn. Der Statthalter
sagte ihm, er möge also nur Boten abschicken, und wenn er sein Versprechen halte, so würde er nichts zu befürchten haben.
Atabaliba förderte sogleich Boten an die Feldherren, welche sich in Cuzco befanden, mit dem Befehle ab, ihm 2000 mit Gold
und noch weit mehr mit Silber beladene Indianer, außer denen welche sich mit seinem gefangenen Bruder bereits auf dem
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