Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
wie
es ihnen gehe, und ob noch keine Schiffe angekommen seyen, was man ihm sogleich melden möge. Darauf ließ er auf dem Platze
von Caxamalca eine Kirche erbauen, um darin das allerheiligste Sacrament des Altars zu feiern, und befahl die Einfassungsmauer
des Platzes, weil sie zu niedrig war, niederzureißen und durch eine höhere zu ersetzen. In vier Tagen war eine 2 Klafter hohe
und 550 Schritte im Umfang messende Erdmauer vollendet. Außerdem traf der Statthalter noch andere Vorkehrungen zur Sicherung
des Lagers; jeden Tag zog er Erkundigung ein, ob sich nicht irgendwoKriegsvolk zusammenziehe, und bekümmerte sich überhaupt um alles was im Lande vorging.
Als die Caziken der Provinz die Ankunft des Statthalters und die Gefangennehmung Atabaliba's erfuhren, kamen viele derselben
friedlich herbei, um den Statthalter zu sehen. Manche dieser Caziken geboten über 30.000 Indianer und waren alle Atabaliba
unterthan. Wenn sie vor ihm erschienen, begrüßten sie ihn sehr ehrerbietig, indem sie ihm die Füße und Hände küßten; er aber
empfing sie ohne sie auch nur anzusehen, und man kann wirklich sein Erstaunen über seinen Ernst und über den unbedingten Gehorsam
welchen ihm alle leisteten, nicht genugsam aussprechen. Jeden Tag kamen eine Menge Geschenke für ihn aus dem ganzen Lande
an, und obschon er ein Gefangener war, so hatte er doch immer noch das Gefolge eines Königs und zeigte sich sehr heiter. Freilich
behandelte ihn der Statthalter auch wirklich sehr gut, obschon er ihn einigemal wissen ließ, wie mehrere Indianer den Spaniern
hinterbracht hätten, daß er in Guamachuco und an andern Orten Kriegsvolk zusammenziehen lasse. Atabaliba erwiederte ihm, daß
sich in dem ganzen Lande Niemand ohne seine Erlaubniß zu erheben wagen würde, daß er übrigens, wenn wirklich Kriegsvolk anrücke,
überzeugt seyn dürfe, daß dieses nur auf seinen Befehl anrücke, und er könne ja alsdann, da er in seiner Gewalt sey, mit ihm
verfahren wie er wolle. Die Indianer hinterbrachten freilich viele Lügen, beunruhigten aber nichtsdestoweniger dadurch die
Christen. Unter vielen andern Boten, welche zu Atabaliba kamen, erschien auch einer von denen welche seinen Bruder gefangen
herbeiführen sollten, und meldete ihm, daß die Hauptleute, als sie seine Gefangennehmung erfuhren, Cuzco bereits ermordet
hatten. Als der Statthalter dieses vernahm, zeigte er sich darüber sehr unwillig und rief, das sey eine Lüge; man hätte ihn
nicht ermordet und man solle ihn sogleich lebendig herbeiführen, wo nicht, so würde er Atabaliba hinrichten lassen. Atabaliba
versicherte indessen, seine Hauptleute hatten ihn wirklich ohne sein Vorwissen umgebracht. Der Statthalter erkundigte sich
nun näher bei den Boten und erhielt auch von diesen die Bestätigung seiner Ermordung.
Einige Tage nach diesen Ereignissen erschienen wieder Leute Atabaliba's, nebst einem seiner Brüder, welcher von Cuzco kam
und mehrere Schwestern und Weiber Atabaliba's mit sich führte. Erbrachte auch viele goldene Gefäße, Krüge, Töpfe und andere Stücke, nebst vielem Silber, und bemerkte, daß sich dessen noch
mehr auf dem Wege befände, da aber die Reise sehr weit sey, so müßten die Indianer, welche es trügen, ausruhen und könnten
nicht so schnell eintreffen; jeden Tag aber würde mehr von dem zurückgebliebenen Gold und Silber ankommen; und so trafen denn
auch wirklich an manchen Tagen 20.000, an andern 30.000, an andern 50.000 und wieder an andern 60.000 Pesos Gold an Krügen
und großen Töpfen, welche zwei bis drei Arroben 22 hielten, nebst großen silbernen Krügen, Töpfen und andern Gefäßen, ein. Der Statthalter befahl alles, so wie es ankam, in
ein Haus worin Atabaliba seine Wachen hatte, zu bringen, bis es mit dem was noch ankommen sollte, das versprochene Maaß voll
machen würde.
Am 20. December desselben Jahres (1532) kamen einige Indianer als Boten von der Stadt Miguel, mit einem Briefe, in welchem
der Statthalter benachrichtigt wurde, daß an jener Küste in einen Hafen, der Cancebi heiße und bei Quaque liege, sechs Schiffe
mit 150 Spaniern und 84 Pferden eingelaufen seyen; die drei größeren Schiffe, an deren Bord sich der Hauptmann Diego de Almagro
mit 120 Mann befände, kamen von Panama, die drei andern Caravellen mit 30 Mann von Nicaragua, und alle diese Leute seyen in
der Absicht Dienst zu nehmen in seine Statthalterschaft gelandet. Nach der Ausschiffung der Mannschaft und der
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