Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
über einen so zahlreichen Feind davon zu tragen. Wolle uns Gott, nachdem er die Gnade gehabt hat uns so großen Lohn
zu gewähren, auch in seiner Barmherzigkeit die Gnade verleihen, fernerhin ähnliche Thaten zu verrichten, auf daß wir uns sein
heiliges Reich erwerben. Da ihr aber gewiß ermüdet seyd, meine Gefährten, so begebe sich jetzt jeder in seine Wohnung, um
auszuruhen, laßt uns jedoch, obschon uns Gott den Sieg verliehen hat, fortwährend auf unserer Hut seyn. Unsere Feinde sind
freilich geschlagen, aber sie sind hinterlistig und gewandt im Kampfe; ihr Gebieter ist, wie wir wissen, gefürchtet und ihres
Gehorsams gewiß, und sie werden jede mögliche Tücke und List anwenden, um ihn unserer Gewalt zu entreißen. Achtet also in
dieser und in den folgenden Nächten auf gute Wache und Runde, damit sie unsimmer bereit finden.« Darauf entfernten sich alle, um zu essen; der Statthalter ließ Atabaliba an seinem Tisch Platz nehmen
und ihn aufmerksam behandeln und eben so bedienen wie seine eigene Person. Darauf befahl er, ihm von seinen Weibern, die man
ebenfalls gefangen hatte, so viele zu geben als er zu seinem Dienste verlange, und ihm ein gutes Bett in demselben Gemache,
wo er selbst schlief, zu bereiten, ohne ihn zu fesseln oder außer der dienstthuenden Wache andere Vorkehrungen zu seiner Festhaltung
zu treffen.
Die Schlacht hatte nicht viel länger als eine halbe Stunde gedauert, denn die Sonne war bereits untergegangen als sie begann;
und hätte die Nacht sie nicht unterbrochen, so wären von dreißigtausend Menschen, welche sich eingefunden hatten, nur wenige
davongekommen. Nach der Schätzung mehrerer, welche schon im offenen Felde Kriegsvolk beisammen gesehen hatten, waren mehr
als vierzigtausend Indianer anwesend. Auf dem Platze und auf dem Felde zählte man außer den Verwundeten zweitausend Todte.
In diesem Treffen bemerkte man noch einen andern seltsamen Umstand; die Pferde nämlich, welche am Tage vorher sich wegen Erkältung
nicht regen konnten, liefen an diesem Tage so schnell und muthig, als wenn sie nie an irgend einem Uebel gelitten hätten.
18. Große Beute. Freilassung der Gefangenen. Einiges über das Kriegswesen der Indianer. Atabaliba's Wohnung im Lager.
Der erste Hauptmann wachte in der Nacht die Runde und untersuchte die Wachposten, welche er an den geeigneten Punkten aufgestellt
hatte. Am Morgen des folgenden Tages schickte der Statthalter einen Hauptmann mit dreißig Reitern aus und befahl ihnen das
Feld zu durchstreifen und die Waffen der Indianer zu zerbrechen; unterdessen ließ die im Lager gebliebene Mannschaft durch
die gefangenen Indianer die Todten von dem Platze fortschaffen. Der Hauptmann mit den Reitern sammelte alles was er in dem
Lager und in den Zelten Atabaliba's fand ein und kam vor Mittag mit seiner Beute an Männern, Frauen, Schafen, Gold, Silber
und Zeugen in das Lager zurück. Bei der Beute befanden sich achtzigtausend Pesos Gold, siebentausend Mark Silber und vierzehn
Smaragden. Das Gold und Silber bestand in ungeheuern Stücken, in großen und kleinen Schüsseln, Krügen, Töpfen, Kohlenbecken,
großen Bechern und andern verschiedenen Gegenständen. Atabaliba bemerkte, daß all dieses Geschirr zu denfür seine Bedienung bestimmten Geräthen gehört habe, und daß eine noch größere Menge derselben von seinen Indianern, als
sie die Flucht ergriffen, müsse mitgenommen worden seyn. Der Statthalter befahl die Schafe, welche in so großer Menge vorhanden
waren daß sie im Lager hinderten, alle loszulassen und jeden Tag nur so viele zu schlachten als man nöthig hätte; die in der
vorhergehenden Nacht gefangenen Indianer ließ er auf den Platz führen und jeden Christen so viele auswählen, als er zu seiner
Bedienung bedurfte. Die übrigen ließ er frei und befahl ihnen nach Hause zu gehen, denn sie waren aus verschiedenen Provinzen
und Atabaliba hatte sie zum Kriegsdienste und zur Bedienung seines Heeres herbeigezogen.
Manche waren der Ansicht, man solle alle Kriegsleute tödten oder ihnen die Hände abschneiden. Der Statthalter gab aber seine
Einwilligung nicht und hielt es nicht für gut so grausam zu verfahren. Wenn auch, meinte er, die Macht Atabaliba's groß sey,
wenn dieser auch eine bedeutende Anzahl Kriegsvolk zusammenbringen könne, so sey doch die Macht Gottes, unseres Herrn, unvergleichlich
viel größer und er leiste in seiner unendlichen Güte den Seinen stets Beistand; sie dürften fest
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