Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
alle, welche
sich bei der Leibwache Atabaliba's befanden, waren Leute von Rang. 21
17. Atabaliba's Gefangenschaft. Verlust der Peruaner.
Der Statthalter begab sich nun in seine Wohnung zurück und nahm Atabaliba, seinen Gefangenen, mit sich. Dieser war seiner
Kleidung beraubt, denn die Spanier hatten ihm diese, als sie ihn von der Sänfte herabzuziehen versuchten, zerrissen, undes war wirklich eine erstaunenerregende Sache, einen so gewaltigen Herrn, der mit so großer Macht erschienen war, in so kurzer
Zeit in Gefangenschaft gerathen zu sehen. Der Statthalter ließ sogleich einheimische Stoffe herbeischaffen und ihn bekleiden;
er setzte sich darauf zu ihm um seine Verlegenheit und seinen Schmerz, sich so schnell seines Reiches beraubt zu sehen zu
mildern. Unter andern Trostworten sprach er auch zu ihm: »Du darfst dir es nicht zur Schande anrechnen so bald gefangen und
besiegt worden zu seyn, denn obschon die Zahl der Christen welche ich anführe gering ist, so habe ich doch mit ihnen größere
Länder, als das deinige ist, erobert, und mächtigere Herrscher, als du bist, besiegt und der Botmäßigkeit des Kaisers unterworfen,
dessen Dienstmann ich bin, der über Spanien und die ganze Welt gebietet, und auf dessen Befehl wir kommen diese Ländern zu
erobern, damit ihr alle zur Erkenntniß Gottes und des heiligen katholischen Glaubens gelanget. Dieser guten Absicht wegen,
die wir haben, gestattet Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde und aller vorhandenen Dinge, daß wir, so wenige wir auch
sind, eine so große Menge Kriegsvolk besiegen, damit du ihn erkennen und das viehische und teuflische Leben welches du führest
verlassen mögest. Wenn ihr einmal den Irrthum, in welchem ihr seither gelebt, eingesehen habt, so werdet ihr erst die Wohlthat,
die euch dadurch, daß wir auf Befehl Seiner Majestät in dieses Land gekommen sind, zu Theil geworden ist, zu schätzen wissen,
und du mußt es als ein besonderes Glück betrachten, daß ihr nicht durch ein so grausames Volk, wie ihr seyd, welches keine
Gnade gibt, überwunden wurdet. Wir behandeln unsere besiegten Feinde mit Schonung und bekämpfen nur die welche uns angreifen,
und obschon wir sie vernichten könnten, so thun wir es doch nicht, sondern verzeihen ihnen. Als ich den Caziken und Gebieter
der Insel (Santiago) gefangen genommen hatte, schenkte ich ihm die Freiheit wieder mit der Mahnung, sich in Zukunft gut aufzuführen;
ebenso verfuhr ich mit den Caziken und Gebietern von Tumbez und Chilimasa und andern, welche sich in meiner Gewalt befanden;
ich verzieh ihnen, obschon sie den Tod verdient hatten. Wenn du in Gefangenschaft gerathen bist und deine Leute besiegt und
getödtet wurden, so geschah es nur, weil du mit einem großen Kriegsheere gegen uns anrücktest, obschon wir dich ersuchen ließen
friedlich zu kommen, und weil du das Buch, worin dasWort Gottes steht, zu Boden geschleudert hast. Unser Herr und Gott gab deßhalb auch zu, daß dein Stolz gedemüthigt wurde
und daß kein Indianer einem Christen etwas anhaben konnte.« – Auf diese Rede des Statthalters erwiederte Atabaliba, er sey
von seinen Hauptleuten, welche ihm gesagt hatten er solle nicht so viel von den Spaniern halten, betrogen worden; er habe
friedlich kommen wollen, die Seinigen aber hätten ihn daran gehindert, alle übrigens welche ihm so gerathen, seyen umgekommen;
er habe jetzt wohl die Güte und den Muth der Spanier gesehen und sich überzeugt, daß Maszabilica alles was er ihm über die
Christen berichtet, gelogen habe.
Als der Statthalter sah, daß es Nacht wurde und die auf der Verfolgung der Feinde Begriffenen noch nicht zurückkamen, ließ
er zum Zeichen des Rückzuges das Geschütz abfeuern und die Trompeten blasen. Bald darauf rückten alle mit ihren Gefangenen,
die sich auf mehr als dreitausend beliefen, in das Lager ein. Auf die Frage des Statthalters, ob sie alle wohlbehalten zurückkamen,
erwiederte der erste Hauptmann, welcher an ihrer Spitze stand, daß nur ein Pferd eine unbedeutende Wunde erhalten habe. Der
Statthalter rief nun voll Freude: »Ich danke inbrünstig Gott unserm Herrn und wir alle, meine Gefährten, sind ihm inbrünstigen
Dank schuldig für daß große Wunder, welches er am heutigen Tage für uns gewirkt hat, denn wir dürfen in Wahrheit überzeugt
seyn, daß wir ohne seinen besonderen Beistand nicht im Stande gewesen wären in dieses Land einzudringen und noch viel weniger
den Sieg
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