Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
zeigte einensolchen Hochmuth, daß er Chilicuchima, obschon in seinem ganzen Reiche niemand war den er mehr achtete, nicht einmal ansah
und ihn eben so wenig berücksichtigte als den elendesten Indianer der vor ihm erschien. – Daß man sich aber eine Last auflegte,
ehe man zu Atabaliba eintrat, ist eine alte Gewohnheit, die allen Herren, die in diesem Lande regiert haben, gegenüber beobachtet
wurde.«
»Diesen Bericht habe ich Miguel von Estete, der ich den Zug des Hauptmanns Hernando Pizarro als Aufseher mitmachte, abgefaßt
und zwar gerade so wie sich alles verlaufen hat.«
Miguel Estete.
28. Die Stadt Cuzco. Einschmelzung und Vertheilung des Goldes und Silbers. Hohe Preise der Lebensbedürfnisse.
Da der Statthalter einsah, daß die sechs Schiffe, welche im Hafen von San Miguel lagen sich nicht halten konnten, und wenn
man ihre Abreise verzögerte, Schaden leiden würden, da ferner auch die Führer der Schiffe, die für ihn eingelaufen waren,
ihn ersucht harten sie zu bezahlen und abzufördern, so versammelte er einen Rath um sie abzufördern und um an Seine Majestät
über das bis jetzt Geschehene Bericht abzustatten. Auch wurde im Einverständnisse mit den Beamten Seiner Majestät beschlossen
alles Gold einzuschmelzen, sowohl das was sich bereits in der Stadt befinde und von Atabaliba herbeigeschafft worden sey,
als auch das was noch vor der Beendigung der Einschmelzung ankommen werde. Nach der Einschmelzung und Vertheilung desselben
solle sich der Statthalter nicht länger hier verweilen, sondern nach dem Willen Seiner Majestät fortfahren Colonien anzulegen.
– Im Jahre 1533 am 13 Mai wurde die Einschmelzung des Goldes bekannt gemacht und damit begonnen.
Zehn Tage später kam in der Stadt Caxamalca einer der drei Christen, die man nach der Stadt Cuzco geschickt hatte, nämlich
der welcher als Schreiber mitgegangen war, an und berichtete, wie man im Namen Seiner Majestät von der genannten Stadt Besitz
genommen habe; auch gab er eine Beschreibung der Orte, welche auf dem Wege dahin liegen und sagte darin, daß man außer Cuzco
30 größere Orte und viele andere kleinere zähle. Die Stadt Cuzco, fuhr er fort, sey wirklich so groß als man angegeben habe
und liege auf einem Bergabhange dicht an einer Ebene; die Straßen seyen sehr regelmäßig und gepflastert und während deracht Tage, welche sie dort zubrachten, hätten sie nicht alles was sie aufzuweisen habe, sehen können; ein Haus des Cuzco
daselbst enthalte goldnes Getäfel; das Haus selbst sey sehr gut gebaut, viereckig und von einer Ecke zur andern 350 Schritte
breit; von dem in dem Hause befindlichen Getäfel hätten sie 700 Plättchen genommen, von denen eines in das andere 500 Pesos
wog; aus einem andern Hause hätten die Indianer eine Menge Gold von ungefähr 200.000 Pesos gebracht, man hätte es aber nicht
angenommen, weil es zu geringhaltig war und auf den Peso nur sechs bis sieben Karat kamen; sie hätten keine anderen mit Gold
getäfelten Häuser gefunden als diese zwei, weil die Indianer sie nicht die ganze Stadt sehen ließen; in der Stadt müsse aber
nach dem was sie gesehen und dem Scheine nach, so wie den hier befindlichen vielen Beamten nach zu urtheilen ein großer Reichthum
seyn; sie hätten daselbst auch den Häuptling Quizquiz getroffen, welcher die Stadt für Atabaliba mit einer Besatzung von 30.000
Mann bewache und vertheidige, weil sie an die Cariben und andere Stämme, welche Krieg gegen sie führten, gränze. Der Schreiber
erzählte noch außerdem vieles Merkwürdige von dieser Stadt und von der guten Ordnung in derselben so wie auch daß der Häuptling,
welcher mit den drei Spaniern nach Cuzco geschickt worden sey, mit den beiden andern auf dem Rückwege begriffen sey und von
dorther 600 Gold- und Silberplatten so wie, auch eine Menge Gold und Silber, welches ihnen zu Xaura der dort von Chilicuchima
zurückgelassene Häuptling gegeben habe, mitbrächten, so daß alles Gold das ankomme 168 Lasten ausmache; als Last rechne man
eine Bahre (Paliguere), welche von vier Indianer getragen werde; Silber bringe man nur wenig, auch das Gold käme den Christen
nur allmählich und langsam zu und sie würden sehr aufgehalten, weil man viele Indianer zum Fortbringen desselben nöthig habe
und weil man es erst, so wie man vorrücke von Ort zu Ort sammle; er glaube indessen, daß sie in Monatsfrist zu Caxamalca eintreffen
würden.
Das erwähnte von Cuzco kommende Gold traf am
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