Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
vergrößerte sich ihre Unzahl so sehr, daß Pizarro
sich des Gedankens kaum entschlagen konnte, Hernando Pizarro und die übrigen Spanier in Cuzco seyen umgekommen und die Empörung
der Indianer so allgemein, daß auch Don Diego und die Seinen in Chili den Tod gefunden hätten. Aber trotz dem ließ er den
Muth nicht sinken. Damit die Indianer nicht glauben sollten, er hielte seine Schiffe zur Flucht bereit, und damit die Spanier
sich nicht mit der Hoffnung schmeicheln möchten, auf den Schiffen sich retten zu können, sendete er diese nach Panama, um
seine Leute mit Gewalt zu kühnem Kampfe zu zwingen. Zugleich gab er dem Vicekönig von Neuspanien und allen Statthaltern Kunde
von der Lage, in der er sich befand mit der Bitte, sie möchten ihm Hülfe senden; er stellte ihnen die große Gefahr, von der
er bedroht war in Ausdrücken vor, die etwas weniger Festigkeit und Vertrauen als sonst zeigten. Jedoch gebrauchte er solche
Worte nicht aus eigenem Willen, sondern auf den Antrieb einiger nicht sehr muthigen Leute, die ihm dazu riethen. Ferner schickte
er seinem Stellvertreter zu Truxillo den Befehl, er solle diese Stadt räumen, alle Frauen und Kinder auf ein Fahrzeug, das
er ihm sandte, einschiffen und dieselben in Sicherheit nach Terra firma bringen lassen, alle Männer aber sollten mit ihren Waffen und Pferden zu seiner Hülfe herbeieilen. Er gab diesen Befehl,
weil er keinen Augenblick zweifelte, die Indianer würden Truxillo gleichfalls angreifen, und er nicht im Stande seyn es zu
entsetzen; auch glaubte er mit vereinter Kraft den Indianern leichter die Spitze bieten zukönnen. Dem Befehl fügte er die Bemerkung bei, daß sie so geheim als möglich sich zu ihm auf den Weg machen sollten, damit
die Indianer, wenn sie es erführen, nicht auf den Gedanken kämen sich zu theilen und gegen Truxillo zu ziehen. Während die
Einwohner dieser Stadt sich zum Abzuge rüsteten, traf der Hauptmann Alonzo de Alvarado mit seinen Truppen, an deren Spitze
er zur Entdeckung des Landes der Chachapayas ausgezogen war, daselbst ein; Pizarro hatte ihm nämlich den Befehl zukommen lassen,
die Eroberung aufzugeben um ihm zu Hülfe zu eilen, Alvarado ließ einen Theil seiner Truppen zur Vertheidigung der Stadt Truxillo
zurück, mit dem Reste machte er sich auf den Marsch um Pizarro in Los Reyes aufzusuchen. Als er daselbst angelangt war, setzte
ihn Pizarro als Generallieutenant an die Stelle des Pedro de Lerma; dieser wurde hierüber erbittert und stiftete deßhalb später
eine Empörung an. – Sobald Pizarro eine hinreichende Anzahl von Truppen um sich gesammelt hatte, war er darauf bedacht den
am meisten bedrohten Orten Hülfe zu senden. Er schickte also den Hauptmann Alonso de Alvarado mit 300 Spaniern sowohl Reiterei
als Fußvolk ab; sie raubten und plünderten auf dem Marsche alle Orte, durch die sie kamen, ohne großen Widerstand zu finden.
Vier Stunden von Pachacamac jedoch hatten sie einen heftigen Kampf gegen die Indianer zu bestehen, die aber von ihnen geschlagen
wurden. Darauf setzte Alonso seinen Marsch nach Cuzco fort. Seine Leute litten viel, als sie durch eine große Wüste zogen;
mehr als 500 von den indianischen Hülfstruppen kamen vor Durst um, ja alles Fußvolk wäre verschmachtet, hätten die Reiter
nicht aus weiter Ferne von Zeit zu Zeit Wasser herbeigebracht. In der Provinz Xauxa stieß Gomez de Tordoya mit 200 Mann zu
Alonso, so daß sein Corps jetzt 500 Spanier stark war. Alonso de Alvarado gelangte unter beständigen Gefechten mit den Indianern
bis zur Brücke bei Abancay, wo er die Gefangenschaft Gonzalo's und Hernando's Pizarro und die übrigen Vorfälle in Cuzco vernahm.
Dieses bewog ihn zu dem Entschlusse nicht weiter vorzurücken, sondern neue Befehle vom Statthalter einzuholen. Als Don Diego
de Almagro die Ankunft Alonso's erfuhr, rückte er ihm alsbald mit seiner Truppenmacht entgegen. Er war von dem Mißvergnügen
Pedro's de Lerma unterrichtet und wußte, daß er mit mehr als 400 Streitern zu ihm überzugehen geneigt war. Alonso,der Verdacht gegen Pedro hegte, wollte ihn verhaften, doch dieser erhielt Kunde von seinem Vorhaben, entfloh in der Nacht
und nahm die Unterschriften aller welche in die Verschwörung verwickelt waren, mit sich. Inzwischen näherte sich Almagro in
der Nacht der Brücke, wo ihn die Verschwornen nach der Verabredung erwarteten; er und seine Leute wurden von ihnen als Freunde
empfangen, ja ein Theil der Verschwörer
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