Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
ein Zeichen zu geben, auf das er so schnell als möglich herbeieilen wolle. – Als Don Almagro
Chiucha verließ, um sich in Begleitung von zwölf Reitern nach Mala zu begeben, ertheilte er Rodrigo Orgonos seinem Generallieutenant
den Befehl stets auf der Hut zu seyn und alle Truppen bereit ;u halten, wenn allenfalls Pizarro feindliche Absichten gegen
ihn im Schilde führe. Als Pizarro und Almagro einander sich näherten, umarmten sie sich feurig; kaum hatten sie aber einige
Worte gewechselt, die mit ihren Angelegenheiten in gar keiner Berührung standen, als einer der Reiter, die den Almagro begleitet
hatten, ihm die Worte ins Ohr sagte: »Ihr werdet gut thun euch zurückzuziehen, ich erinnere euch daran als treuer Diener.«
Er hatte nämlich die Ankunft des Gonzalo Pizarro erfahren. Almagro darüber erschrocken ließ sogleich sein Pferd vorfuhren;
einige von dem Gefolge Pizarro's suchten diesen, als sie sahen daß Almagro im Begriff stand sich zurückzuziehen, zu überreden,
er möge seinen Gegner festnehmen lassen, weil dieß mit Hülfe der Schützen unter Castro leicht ausführbar wäre. Doch er gab
dieß nicht zu; er hatte sein Wort gegeben und wollte es getreulich halten; ja er konnte sich nicht einmal überreden daß Almagro
sich zurückziehen würde, ohne irgend eine Uebereinkunft bezüglich dessen weßhalb sie zusammengekommen waren, getroffen zu
haben. – Almagro eilte indessen von dannen und hielt die Aussage des Reiters, der ihn gewarnt hatte, beim Anblicke der im
Hinterhalt liegenden Schützen für eine unbezweifelte Wahrheit. Als er in seinem Lager angekommen war, beklagte er sich, Pizarro
habe ihn gefangen nehmen wollen und alle Gründe, mit denen sich Pizarro zu rechtfertigen suchte, fanden bei ihm kein Gehör.
Endlich willigte er in einen neuen Vertrag ein: er ließ Hernando Pizarro unter folgenden Bedingungen frei: der Statthalter
solle Almagro ein Schiff stellen, damit er seine Vorstellungen nach Spanien an den König absenden und Antwort von diesem erhalten
könne; beide sollten bis neue Befehle von Seiten Seiner Majestät einträfen mit einander in Frieden bleiben und nichts gegen
einander unternehmen, Rodrigo Orgonos widersetzte sich der Freilassung Hernando Pizarro's aus allen Kräften; er war nämlich
Zeuge der schlechten Behandlung gewesen, die Pizarro in seiner Gefangenschaft erfahren hatte und fürchtete deßhalb, er würde
sich, sobalder in Freiheit sey, dafür zu rächen suchen; seine Ansicht war deßhalb, man solle Pizarro enthaupten. Diego de Alvarado rieth
dagegen ihn frei zu geben. Sein Rath drang durch und Hernando Pizarro wurde in Freiheit gesetzt. Almagro gab ihm sogar seinen
Sohn und einige Reiter als Bedeckung bis ins Lager seines Bruders mit. Doch kaum hatte Pizarro die Stadt Cuzco verlassen,
als Almagro bereute ihn freigegeben zu haben und man glaubt, er hätte ihn sicher wieder ins Gefängniß zurückbringen lassen,
wenn sich Pizarro nicht durch die größte Eile aus seinem Bereiche ins Lager seines Bruders gerettet hätte. So standen die
Dinge, als Befehle von dem Könige von Spanien im Lager Pizarro's eintrafen: sie enthielten die Weisung, daß jeder der beiden
Statthalter Pizarro und Almagro auf das Land sich beschränken sollte, das er entdeckt und erobert und in welchem er bereits
zu der Zeit, in welcher ihnen dieser Befehl zukomme, eine Niederlassung gegründet habe; keiner sollte in dem Gebiete des andern
etwas bis auf weitere königliche Entscheidung unternehmen. Pizarro schickte diese Befehle an Almagro mit der Bitte, er möge
das Land, das er (Pizarro) entdeckt und in welchem er seine Colonien angelegt habe, räumen. Almagro gab hierauf zur Antwort:
er sey bereit den Befehlen Seiner Majestät zu gehorchen und sich genau an den Ausdrücken derselben zu halten, durch welche
bestimmt würde daß jeder im Besitz der Länder und Niederlassungen verbleiben solle, in welchen er sich zur Zeit der Mittheilung
des Befehls befände; er bitte deßhalb Pizarro ihn diesem gemäß in Ruhe und in friedlichem Besitze des Landes, über welches
er im Augenblick gebiete, zu lassen, bis es Seiner Majestät gefalle anders darüber zu verfügen. –Pizarro ließ ihm erwiedern:
er habe zuerst die Stadt Cuzco und die umliegende Gegend erobert, er habe dieß Land zuerst entdeckt und Niederlassungen daselbst
angelegt, Don Diego de Almagro habe ihm mit Arglist diese Besitzungen entrissen, er habe sie deßhalb dem Befehle des
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