Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
eine oder andere Thüre zu
schließen nach der Treppe eilte und rief was der fürchterliche Lärm bedeute. Da versetzte ihm, ehe er sich's versah, einer
der Verschwornen einen Hieb mit dem Degen. Als er fühlte daß er verwundet war, zog er erst selbst seinen Degen mit der Worten:
»wie, man greift sogar seine Freunde an?« im nämlichen Augenblick wurde er von mehreren Stichen durchbohrt und stürzte sogleich
todt nieder. – Nun drangen die Verschwornen mit Ungestüm in den Saal ein und 10 bis 12 Spanier die sich darin befanden, ergriffen
eiligst die Flucht, indem sie durch die Fenster sprangen: Velasquez befand sich unter ihnen; er hielt seinen Commandostab
mit dem Munde um sich seiner Hände beim Herabsteigen aus dem Fenster besser bedienen zu können, so daß seine Prophezeyung
sich auf eine lächerliche Weise erfüllte. Der Statthalter, sein Bruder Martin, zwei andere Edelleute und zwei erwachsene Pagen
hatten sich unterdessen bewaffnet. Als Pizarro seine Feinde so nahe sah, schnallte er nicht einmal seinen Panzer völlig zu
sondern stürzte mit seinem Schwert und Schild bewaffnet gegen die Thüre, wo er sich mit denen, welche ihm ins Zimmer gefolgt
waren, mit vielem Muthe eine ziemlich lange Zeit vertheidigte ohne daß die Verschwornen einzudringen vermochten. Pizarro riefwährend des Kampfes beständig: »Muth Bruder, die Verräther müssen vernichtet werde»!« Endlich gelang es den Verschwornen
Martin Pizarro zu tödten, doch sogleich nahm einer der Pagen seine Stelle ein und das Gefecht entbrannte mit neuer Wuth. Als
die Feinde sahen, daß sich Pizarro mit solcher Entschlossenheit wehrte, und fürchteten es könne Hülfe kommen und sie möchten
dann von vorn und im Rücken her angegriffen werden, so beschlossen sie das Äußerste zu wagen. Sie schoben daher einen von
ihnen, der am besten bewaffnet war, vor und dieser stürzte sich mit solchem Ungestüm in die Thüre, daß, während Pizarro um
ihn zurückzudrängen alle Kraft aufbot, die andern Mittel fanden ins Zimmer einzudringen; sie stürzten nun alle mit solcher
Wuth auf Pizarro los, daß er sich gegen die Anzahl der auf ihn fallenden Hiebe nicht zu schützen vermochte, indem er vom Kampfe
ermattet kaum noch sein Schwert schwingen konnte. Endlich erreichten die Verschwornen ihr Ziel, einer von ihnen versetzte
ihm einen Stoß in die Gurgel, so daß er sterbend zu Boden fiel; im Fallen verlangte er mit lauter Stimme die Beichte, und
da er nichts mehr sprechen konnte, so machte er auf den Boden mit der Hand das Zeichen des Kreuzes und gab seinen Geist auf,
wahrend er wiederholt dieses Kreuz küßte. Die beiden Pagen wurden ebenfalls ermordet, von den Verschwornen fielen vier und
die übrigen waren alle mehr oder weniger verwundet.
Als sich die Nachricht von dem Tode Pizarro's in der Stadt verbreitete, erklärten sich mehr als 200 Mann, die auf den Ausgang
der Sache gewartet hatten, laut zu Gunsten Diego's de Almagro, indem sie dieß früher wegen der Ungewißheit des Ausganges nicht
gewagt hatten. Nun eilten sie kühn nach allen Seiten, und entwaffneten und verhafteten jeden der es mit der Partei Pizarro's
zu halten schien. Als die Verschwornen aus dem Hause Pizarro's heraustraten, ließ Herrada den Diego de Almagro eiligst zu
Pferde steigen und durch die Stadt reiten. Er erließ eine Proclamation, Almagro sey allein rechtmäßiger Statthalter, einziger
König von Peru. Das Haus Pizarro's so wie die seines Bruders und seines Secretärs Picado wurden geplündert. Dann berief mau
den Rath der Stadt und zwang ihn Don Diego de Almagro als Statthalter anzuerkennen. Außerdem tödteten die Verschwornen noch
einige Diener und Anhänger Pizarro's. DerAnblick des Jammers und das Geheul der Weiber und Kinder derer welche man ermordet hatte, war herzzerreißend. Einige Elende
schleiften den Leichnam Pizarro's zur Kirche, und niemand wagte es ihn zu begraben, bis Juan de Barbatan, der zu Truxillo
seinen Wohnsitz hatte und früher in seinen Diensten gewesen war, von seiner Frau und seinem Bruder unterstützt ihn so gut
er konnte beerdigte, nachdem er dazu die Erlaubniß von Diego de Almagro erhalten hatte. Dieser Mann und seine Frau beeilten
sich so sehr dem Ermordeten die letzten Ehren zu erweisen, daß sie sich kaum Zeit nahmen ihm den Mantel des Ordens von St.
Jago umzuhängen und die Sporen anzuschnallen, wie dieß beim Begräbnisse der Ritter jenes Ordens gebräuchlich, war, denn sie
hatten
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