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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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dankte ihm, dann empfahl er sich entzückt, daß Pizarro so sicher war und nicht
     den geringsten Argwohn zu haben schien. Sogleich eilte er in seine Wohnung, in welcher die übrigen Verschwornen versammelt
     waren, und sie beschlossen einstimmig Pizarro am nächstfolgenden Sonntag zu ermorden. Den Tag vorher am Samstag entdeckte
     einer der Verschwornen in der Beichte die ganze Sache dem Pfarrer der Hauptkirche; dieser ging noch den nämlichen Abend zu
     Pizarro's Secretär, Antonio Picado, und bat ihn, er möge seinem Herrn diese Entdeckung mittheilen. Der Secretär führte den
     Pfarrer in die Wohnung des Francisco Martin Pizarro, eines Bruders des Statthalters, bei welchem der letztere mit seinen Kindern
     an jenem verhängnißvollen Abend zu Nacht speiste. Als man ihm das Bekenntniß, welches der Pfarrer erhalten hatte, mittheilte,
     erhob er sich von der Tafel, um den genauen Bericht über die ganze Verschwörungvon ihm zu vernehmen. Pizarro gerieth anfänglich in einige Unruhe, doch einen Augenblick später setzte er sich schon wieder
     zu Tische, indem er seinem Secretär bemerkte, er könne die Sache nicht glauben, weil Herrada erst vor wenigen Tagen ihn besucht
     und sich sehr demüthig in seinen Reden benommen habe; wahrscheinlich hätte der Mensch, der Nachricht von der Verschwörung
     gegeben, eine Bitte an ihn, deren Gewährung er auf diese Weise leichter zu erlangen hoffe. Trotzdem schickte er an seinen
     Lieutenant Juan Velasquez den Befehl, er möge sich zu ihm verfügen; doch dieser kam nicht weil er unwohl war. Pizarro begab
     sich deßhalb selbst in Begleitung seines Secretärs und einiger Diener, die eine Fackel als Leuchte trugen, am Abend zu Velasquez.
     Er fand ihn im Bette und erzählte ihm was vorginge. Auch er glaubte die Sache nicht und beruhigte Pizarro allmählich mit den
     Worten, er solle nichts fürchten, niemand würde solange er seinen Stab in den Händen hielte (dabei zeigte er auf seinen Commandostab)
     es wagen eine Empörung zu unternehmen. Und wirklich sollte seine Behauptung, jedoch in einem andern Sinne als er gedacht hatte,
     in Erfüllung gehen. All dieser Versicherungen ungeachtet fühlte sich Pizarro beunruhigt, so zwar daß er am Sonntag Morgen
     nicht auszugehen beschloß, um die Messe in der Kirche zu hören, sondern sie seiner Sicherheit wegen in seinem Hause lesen
     ließ. Velasquez und der Hauptmann Francisco de Chaves, die damals den ersten Rang nach Pizarro im Lande einnahmen, begaben
     sich mit mehreren andern aus der Kirche zu ihm und gingen dann nach abgestattetem Besuche größtentheils nach Hause. Nur Velasquez
     und Francisco de Chaves blieben zum Mittagessen. Sie hatten kaum die Tafel beendet als zwischen 1 und 2 Uhr, zu welcher Zeit
     die Stadt ganz still war und sich die Leute Pizarro's zum Essen begeben hatten, Herrada und zehn bis zwölf der Verschwornen
     aus seinem Hause, das über 300 Schritte von der Wohnung Pizarro's entfernt lag, hervorstürmten und mit bloßem Degen und dem
     Rufe: »Tod dem Tyrannen, der den von dem König gesendeten Richter ermorden ließ,« durch die Straßen eilten. Sie thaten das
     um die Bewohner der Stadt glauben zu machen, ihre Partei sey sehr bedeutend, da sie es wagten offen hervorzutreten; wirklich
     schüchterten sie auch die Bevölkerung durch diese List so sehr ein, daß niemand sich gegen sieerhob oder sich gegen sie zu erklären wagte. Ferner hatten sie berechnet, daß man selbst bei größter Eile nicht so schnell
     anlangen könne, um sie an der Ausführung ihres Vorhabens zu hindern und daß sie es vollbracht haben würden, wenn auch wirklich
     Hülfe ankäme. Als sie in die Wohnung Pizarro's eindrangen, blieb einer der Verschwornen mit entblößtem und blutigem Degen
     am Thore zurück und rief laut aus: »Der Tyrann ist todt, der Tyrann ist todt.« Dieser Ruf brachte die erwartete Wirkung hervor;
     denn als einige Einwohner, die Pizarro zu Hülfe eilten, diese Worte mit solcher Bestimmtheit aus dem Munde dieses Bösewichts
     vernahmen, zweifelten sie keinen Augenblick an deren Wahrheit und begaben sich in ihre Häuser zurück. – Indessen stürmte Herrada
     mit seinen Leuten eiligst die Treppe hinauf. Als Francisco Pizarro durch einige herbeieilende Indianer das Eindringen der
     Verschwornen vernommen, befahl er dem Francisco de Chaves schnell die Thüren des Vorsaales und des Saales zu schließen, während
     er forteilte um seine Waffen zu ergreifen. Chaves gerieth so sehr außer Fassung, daß er ohne die

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