Geschichte der O und Rückkehr nach Roissy
Lenden, dann ihres Schoßes ergoß. Mußte sie denn so lange duschen, erst die Lenden und dann das Innere der Schenkel und die Spalte ihres Schoßes? Bei ihrem ersten Aufenthalt in Roissy hatte sie nicht einmal von der Existenz der Umkleideräume gewußt. Außerdem war sie nie in anderen Zimmern außer ihrem eigenen gewesen. »Ach, O, jedesmal, wenn man hinaufgeht«, sagte ihr Noelle, als sie sie fragen konnte, »wird man geduscht, wenn man wieder herunterkommt.« - »Aber warum so lange und so kalt?« - »Ich mag das gern«, sagte Noelle. »Man ist ganz frisch hinterher und wieder schön eng.« Das Mädchen, das die Aufsicht hatte, trug ihnen beiden dann Parfüm und Rouge auf. Sie schminkten sich und bürsteten sich die Haare. Das Parfüm erwärmte O ein bißchen. Noelle nahm sie an der Hand. Sie besaß die Schönheit der Irinnen oder der Frauen von La Rochelle mit sehr schwarzen Haaren, weißer Haut und blauen Augen. Sie war nicht größer als O, aber ihre Schultern waren schmal und ihr Kopf ganz klein, ihre Brüste klein und spitz, ihre Hüften breit und rund. Ihre Stupsnase und die schwellenden Lippen, die immer halb geöffnet waren, verliehen ihr einen heiteren Ausdruck. Aber sie war wirklich fröhlich; wenn sie irgendwo eintrat, hätte man immer gedacht, daß sie zu einem Fest käme. Ihre Munterkeit hatte etwas Entwaffnendes. Sie bot sich mit einem so zauberhaften Lächeln an, sie hob mit solcher Beflissenheit ihre Röcke, um ihr schönes, weißes Hinterteil zu entblößen, daß sie selten ernstlich geschlagen wurde: »nur so viel, wie nötig ist«, sagte sie zu O, »aber mir steht es nicht, gezeichnet zu werden.« Als sie wieder in den Salon kamen, wo die Lampen angezündet waren, konnte O sowohl Noelles Grazie als auch den Erfolg bewundern, den diese Grazie erzielte. Die drei Männer, die auf den Ledersesseln saßen - zwei mit zwei blonden Mädchen zu ihren Füßen, und beim dritten Monique, die die Männer gar nicht beachteten (eins der Mädchen war die Madeleine vom vergangenen Jahr) - schauten sich um und erkannten Noelle. Einer der beiden rief sie sofort zu sich und sagte: »Komm und gib mir deine hübschen Brüste.« Sie beugte sich über den Sessel, die Hände auf den Lehnen, die Brüste genau in Höhe des Mundes des Mannes, ohne die geringste Hemmung, offenbar glücklich, ihm zu gefallen. Es war ein Mann in den Vierzigern, kahlköpfig, Sanguiniker, O sah seinen roten Nacken, der zwei Wülste über dem Kragen seines Jacketts bildete, und dachte an den falschen Deutschen, dem Sir Stephen sie erst am vorigen Abend ausgeliefert hatte; er sah ihm ähnlich. Der Mann, der bei Monique gesessen hatte, ging hinter Noelle vorbei und fuhr ihr mit der Hand über die Lenden. »Sie erlauben, Pierre?« sagte er zu dem ersten. »Noelle müßte man um Erlaubnis bitten«, antwortete er und fügte hinzu: »Aber es ist nicht der Mühe wert, nicht wahr, Noelle?« - »Nein«, sagte Noelle. O betrachtete sie: sie war hinreißend, wie sie Kopf und Hals nach hinten bog, um ihre Brüste besser zu präsentieren, und ein hohles Kreuz machte, um ihr Hinterteil besser darzubieten. War es wegen des Vergnügens, das es ihr bereitete, sich ansehen zu lassen, daß sie solch Begehren erweckte? Der Gefährte von Monique hatte ihr ein Zeichen gegeben, ihm die Kleider zu öffnen, und O sah zu, wie er sich zwischen Noelles Schenkeln hochreckte. Schließlich nahmen die drei Männer sie nacheinander, rosig und schwarz in der Tiefe ihrer Schenkel, heiter und weiß wie Milch in ihrem wirbelnden roten Kleid. Und sofort war sie es und O - »die Kleine, da sie bei ihr ist«, sagte der, der Pierre hieß - die sie einstimmig auswählten, als ein Diener kam und fragte, ob man zwei Mädchen entbehren könne, um sie in die Bar zu schicken. »Man darf sie nicht arbeitslos werden lassen«, sagte Pierre.
Es gab drei Gittertüren in Roissy. Der Teil des Gebäudes, in den man nur gelangen konnte, wenn man eine der drei Gittertüren durchschritt, wurde nicht ohne Kinderei die große Klausur genannt. Hier hatten nur die Genossen oder, einfacher gesagt, die Klubmitglieder, Zutritt. Hier lagen im Erdgeschoß rechter Hand ein großes Vestibül (zu dem eine der Gittertüren führte, die größte), die Bibliothek, ein Salon, ein Rauchzimmer, ein Umkleideraum und linker Hand das Refektorium der Mädchen und daneben ein Zimmer, das den Dienern vorbehalten war. Einige Zimmer im Erdgeschoß wurden von den Mädchen bewohnt, die von Klubmitgliedern hergebracht worden
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