Geschichte der O und Rückkehr nach Roissy
Sie war entzückt und dankbar. Wer sie so gesehen hätte, auf der Bank kniend, den Busen auf den Koffern plattgedrückt, ganz angezogen und zwischen ihrer Kostümjacke und ihren Strümpfen und den schwarzen Strumpfbändern, die sie hielten, ihren nackten Popo darbietend, genarbt wie Kofferleder, dem konnte sie nur ridikül erscheinen, und sie wußte es. Niemals vergaß sie, wenn man sie so hinlegte, wieviel Beschämendes, aber auch Demütigendes und Lächerliches die Redensart »leichtgeschürzt« enthielt, aber noch demütigender war jener andere Ausdruck, den Sir Stephen, und neulich auch René, verwendete, zumindest jedesmal, wenn er sie einem anderen zur Verfügung stellte. Diese Demütigung, die ihr Sir Stephens Worte jedesmal zufügten, wenn er sie aussprach, tat ihr wohl. Aber diese Wohltat war nichts gegen das mit Stolz, man könnte fast sagen mit Hochmut durchsetzte Glücksgefühl, wenn er sie nahm und geruhte, ihren Körper so weit nach seinem Geschmack zu finden, daß er in ihn einzudringen und ihm beizuwohnen wünschte, und es schien O, als sei keine Erniedrigung, keine Demütigung ein zu hoher Preis dafür. Während der ganzen Zeit, da er sie gleichsam aufgespießt hatte und sie durch das Schlingern des Zuges an ihn gepreßt wurde, stöhnte sie. Erst beim letzten Ruck und der letzten Erschütterung der aufeinanderprallenden Waggons, als sie in der Gare de Lyon zum Stehen kamen, zog er sich aus ihr zurück und sagte ihr, sie solle aufstehen.
Am Ausgang, noch auf dem Bahngelände, wo die großen Treppen abgehen und die Privatwagen vorfahren, richtete sich ein junger Mann in der Uniform eines Unteroffiziers der Luftwaffe, der an einem schwarzen, geschlossenen Wagen mit Frontantrieb gelehnt hatte, auf, als er Sir Stephen erblickte. Er grüßte, öffnete die Tür und trat zurück. Als O auf dem Rücksitz Platz genommen hatte und ihr Gepäck vorn verstaut war, beugte sich Sir Stephen gerade lange genug herab, um ihr die Hand zu küssen und sie kurz anzulächeln, dann schloß er die Tür. Er hatte nichts zu ihr gesagt, weder »Auf Wiedersehen« noch »Bis bald« oder »Adieu«. O hatte geglaubt, er würde auch einsteigen. Der Wagen fuhr so schnell an, daß sie nicht die Geistesgegenwart hatte, ihn zu rufen, und sie konnte sich noch so sehr ans Fenster drücken, um ihm ein Zeichen zu geben, es war schon zu spät: er sprach mit seinem Gepäckträger und wandte ihr den Rücken zu. So plötzlich, als ob ihr ein Verband von einer Wunde abgerissen worden wäre, fiel die Gleichgültigkeit, die O auf der ganzen Reise beschützt hatte, von ihr ab, und ein einziger Satz begann ihr immer wieder und wieder durch den Kopf zu gehen: »Er hat mir nicht Auf Wiedersehen gesagt, er hat mich nicht angesehen.« Der Wagen fuhr in westlicher Richtung, ließ Paris hinter sich, O sah nichts. Sie weinte. Ihr Gesicht war noch tränenüberströmt, als das Auto eine halbe Stunde später in einen Fußweg neben der Straße einbog und auf einem Waldweg anhielt, den große Buchen beschatteten. Es regnete, die geschlossenen Wagenfenster beschlugen von innen. Der Fahrer klappte seine Rückenlehne um, stieg drüber weg und legte O auf den Rücksitz. Der Wagen war so niedrig, daß Os Füße an die Decke stießen, als er ihre Beine hochhob, um in sie einzudringen. Fast eine Stunde verbrachte er damit, sich ihrer zu bedienen, ohne daß sie auch nur eine Sekunde versucht hätte, sich ihm zu entziehen, denn sie war überzeugt, daß er das Recht dazu habe, und der einzige Trost, den sie in dem Zustand der Angst fand, in den Sir Stephens brutaler Abschied sie versetzt hatte, war das absolute Stillschweigen, mit dem der junge Mann bis zur Erschöpfung seiner Kräfte sie immer wieder und wieder nahm und dabei im Augenblick der Lust kaum einen Schmerzensschrei ausstieß. Er war vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, hatte ein hageres, hartes und sensibles Gesicht und schwarze Augen. Zweimal war er O mit dem Finger über die nasse Wange gefahren, aber in keinem Augenblick hatte er seinen Mund dem ihren genähert. Es war klar, daß er es nicht wagte, während er es durchaus wagte, ihr ein so dickes und langgestrecktes Glied bis in die Kehle zu stoßen, daß jede Bewegung, durch die er mit diesem Sturmbock den Grund ihres Gaumens berührte, O neue Tränen vergießen ließ. Als er endlich fertig war, ließ O ihren Rock hinunter und schloß den Pullover und die Kostümjacke, die sie aufgeknöpft hatte, damit er ihre Brüste nehmen könne; sie hatte Zeit, sich
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