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Geschichte der O und Rückkehr nach Roissy

Titel: Geschichte der O und Rückkehr nach Roissy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Réage
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Gelenks, das frei blieb, die Armreifen. Das Halsband und die Armreifen, die O im vergangenen Jahr getragen und bei anderen gesehen hatte, waren aus Leder und sehr viel enger gewesen: diese hier waren aus nichtrostendem Eisen mit einzelnen Gliedern und halb starr, wie man sie aus Gold für manche Armbanduhren herstellt. Sie waren fast zwei Fingerbreit hoch, und an jedem war ein Ring aus demselben Metall. Niemals waren O die Lederreifen des vergangenen Jahres so kalt vorgekommen und hatten bei ihr so sehr das Gefühl erweckt, nun endgültig angekettet zu sein. Das Eisen hatte dieselbe Farbe und denselben matten Glanz wie die Eisen an ihrem Schoß. Anne-Marie sagte ihr in dem Augenblick, als der letzte Haken einschnappte, der das Halsband schloß, sie dürfe, solange sie in Roissy sei, sie weder bei Tag noch bei Nacht ablegen, nicht einmal zum Baden. O stand auf, und Monique nahm sie an der Hand, führte sie vor den großen dreiteiligen Spiegel und schminkte ihr den Mund mit einem hellen Rouge, das ein wenig flüssig war und mit dem Pinsel aufgetragen wurde; als es trocknete, wurde es dunkler. Mit demselben Rouge malte sie ihr den Warzenhof und die Spitzen der Brüste an, und auch die kleinen Lippen zwischen ihren Schenkeln, und unterstrich damit die Falte ihres Schoßes. O erfuhr niemals, welches der Trägerstoff für die Farbe war, aber es war eher ein Färbemittel als Schminke: es verwischte nicht, wenn man darüberstrich, und Reinigungsmilch, selbst Alkohol entfernten es nur schwer. Man ließ sie ihr Gesicht pudern, nachdem es geschminkt war, und Pantoffeln in ihrer Größe auswählen; als sie aber einen der Spritzflakons vom Frisiertisch nehmen wollte, rief Anne-Marie: »O, bist du närrisch? Warum, glaubst du, hat Monique dich geschminkt? Du weißt genau, daß du nicht das Recht hast, dich jetzt zu berühren, da du alle Eisen hast.« Sie nahm den Flakon selbst, und im Spiegel sah O ihre Brüste und Achselhöhlen unter den feinen, gedrängten Tröpfchen glänzen, als ob sie mit Schweiß bedeckt seien. Dann brachte Anne-Marie sie wieder zu der Bank am Frisiertisch und sagte ihr, sie solle ihre Schenkel heben und öffnen, und Monique packte sie an den Kniekehlen und hielt sie gespreizt. Die Parfumwolke, die sich in der Höhlung ihres Schoßes und zwischen ihren Pobacken ausbreitete, brannte so stark, daß sie stöhnte und sich wand. »Halte sie so, bis es trocken ist«, sagte Anne-Marie, »und dann suchst du ihr ein Korsett.« O war erstaunt, welche Freude es ihr machte, wieder in das schwarze Korsett eingezwängt zu sein. Sie hatte gehorcht und tief eingeatmet, damit ihre Taille und ihr Bauch sich verengten, als Anne-Marie es ihr befohlen hatte, während Monique sie schnürte. Das Korsett reichte bis unter die Brüste, und durch ein leichtes Gestell wurden sie getrennt und von einer schmalen Einfassung so gut gestützt, daß sie nach vorn gedrängt wurden und nun um so natürlicher und zarter wirkten. »Deine Brüste sind wirklich sehr geeignet für die Reitpeitsche, O«, sagte Anne-Marie, »du bist dir wohl darüber klar, nicht wahr?« - »Ja, ich weiß«, sagte O, »aber ich flehe Sie an..« Anne-Marie lachte. »Ach, darüber entscheide doch nicht ich, aber wenn die Kunden Verlangen danach haben, dann kannst du immer noch flehen.« Ohne daß es ihr richtig bewußt wurde, war sie bestürzter über das Wort Kunde als über den plötzlichen Schrecken der Peitsche. Warum Kunden? Aber sie hatte nicht Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, so erschüttert war sie von dem, was ihr Anne-Marie, ohne sich etwas dabei zu denken, eine Minute später enthüllte. Sie stand vor dem Spiegel, hatte ihre Pantöffelchen an den Füßen und die Taille in das Korsett eingezwängt. Monique trat auf sie zu und hatte über dem Arm einen Rock und ein Mieder aus schwerer gelber Seide, mit grauen Ranken durchwirkt. »Nein, nein«, rief Anne-Marie, »erst ihre Uniform.« - »Was für eine Uniform?« fragte O. »Dieselbe, die Monique trägt, das siehst du doch«, sagte Anne-Marie. Monique trug ein Kleid, das deutlich denselben Schnitt hatte wie die langen Kleider, die O kannte, das aber zweifellos durch das Material strenger wirkte, einen sehr dunklen, blaugrauen Wollstoff, mit einem Fichu, das gleichzeitig die Schultern, die Brust und den Kopf bedeckte. Als O ein solches Kleid angezogen worden war und sie sich neben Monique im Spiegel sah, verstand sie, warum sie so erstaunt gewesen war, als sie Monique gesehen hatte: es war eine Tracht,

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