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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Kadettenpartei ins Ministerium einzuführen, so ist nicht die Tatsache entscheidend, ob der eine oder andere Kadett hinter den Kulissen mit Kornilow im Bunde war - nicht, daß Maklakow am Telegraphenapparat stand, als Sawinkow mit Kornilow verhandelte; nicht, daß Roditschew an den Don reiste und politische Unterhaltungen mit Kaledin führte, nicht das ist wesentlich; wesentlich ist, daß die gesamte bürgerliche Presse entweder offen Kornilow begrüßte oder aus Vorsicht schwieg, um Kornilows Sieg abzuwarten ... Und deshalb sage ich, ihr habt keine Konter-Agenten für eine Koalition."
    Am nächsten Tag sprach der Vertreter von Helsingfors und Sweaborg, der Matrose Schischkin, zum gleichen Thema kürzer und eindrucksvoller: "Ein Koalitionsministerium wird bei den Seeleuten der Baltischen Flotte und bei der Garnison von Finnland weder Vertrauen noch Unterstützung genießen ... Gegen die Schaffung eines Koalitionsministeriums haben die Matrosen die Kampffahne gehißt." Argumente der Vernunft blieben wirkungslos. Der Matrose Schischkin erhob das Argument der Seegeschütze. Ihm stimmten die anderen Matrosen durchaus bei, die an den Saaleingängen Wache standen. Bucharin erzählte später, wie die "von Kerenski zum Schutze der Demokratischen Beratung gegen uns, Bolschewiki, aufgestellten Matrosen sich an Trotzki wenden und mit den Bajonetten fuchtelnd fragen: "Nun, gibt es bald für dies Ding Arbeit?" Das war nur eine Wiederholung der Frage, die die Matrosen der Aurora bei dem Besuch im "Kresty" gestellt hatten. Doch nun näherte sich der Zeitpunkt.
    Sieht man von Nuancen ab, kann man in der Beratung mit Leichtigkeit drei Gruppierungen feststellen: das umfangreiche, aber äußerst labile Zentrum, das nicht wagt, die Macht zu ergreifen, einer Koalition zustimmt, aber die Kadetten nicht will; der schwache rechte Flügel, der für Kerenski und eine Koalition mit der Bourgeoisie ohne Einschränkungen ist; der doppelt so starke linke Flügel, der für die Macht der Sowjets oder eine sozialistische Regierung eintritt. In der Versammlung der Sowjetdelegierten der Demokratischen Beratung sprach Trotzki für die Übergabe der Macht an die Sowjets, Martow - für ein einheitliches sozialistisches Ministerium. Die erste Formel sammelte auf sich sechsundachtzig Stimmen, die zweite - siebenundneunzig. Formell vertraten die Bolschewiki in diesem Augenblick bloß etwa die Hälfte der Arbeiter- und Soldatensowjets, die andere Hälfte schwankte zwischen Bolschewiki und Versöhnlern. Doch sprachen die Bolschewiki im Namen der mächtigen Sowjets der größten industriellen und kulturellen Zentren des Landes; in den Sowjets waren sie unermeßlich stärker als in der Beratung, in Proletariat und Armee unermeßlich stärker als in den Sowjets. Die rückständigen Sowjets glichen sich ununterbrochen den fortgeschrittenen an.
    Für die Koalition stimmten in der Beratung 766 Deputierte gegen 688 bei 38 Stimmenthaltungen. Beide Lager befanden sich fast im Gleichgewicht! Die Korrektur, die die Kadetten aus einer Koalition ausschloß, versammelte eine Mehrheit: 595 Stimmen gegen 493 bei 72 Stimmenthaltungen. Jedoch machte die Beseitigung der Kadetten die Koalition gegenstandslos. Darum wurde die Resolution in ihrer Gesamtheit mit einer Mehrheit von 813 Stimmen zu Fall gebracht, das heißt vom Block der äußersten Flügel, der entschiedenen Anhänger und der unversöhnlichen Gegner einer Koalition, gegen das Zentrum, dessen Stimmen auf 183 zusammenschmolzen bei 80 Stimmenthaltungen. Das war die einmütigste von allen Abstimmungen; doch war sie ebenso hohl wie die Idee einer Koalition ohne Kadetten, die von ihr abgelehnt worden war. "In der Kernfrage", bemerkt mit Recht Miljukow, "blieb die Beratung somit ohne Meinung und ohne Formel."
    Was konnten die Führer nun noch tun? Den Willen der "Demokratie" ignorieren, die ihren eigenen Willen abgelehnt hatte. Es wird das Präsidium mit Vertretern von Parteien und Gruppen einberufen, um erneut über die vom Plenum bereits entschiedene Frage zu entscheiden. Resultat: fünfzig Stimmen für die Koalition, sechzig dagegen. Nun scheint's klar? Die Frage der Verantwortlichkeit der Regierung vor einem ständigen Organ der Demokratischen Beratung wird vom selben erweiterten Präsidium einstimmig bejaht. Für die Ergänzung dieses Organs durch Vertreter der Bourgeoisie erheben sich sechsundfünfzig gegen achtundvierzig Hände bei zehn Stimmenthaltungen. Kerenski erscheint, um zu erklären: an einer rein

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