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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Durchsuchung der Häuser, aus denen geschossen worden war, fand man Maschinengewehrnester, mitunter auch die Schützen selbst.
    Hauptursache des Blutvergießens jedoch waren die Regierungsabteilungen, zwar ohnmächtig, mit der Bewegung fertigzuwerden, aber ausreichend für Provokation. Gegen 8 Uhr abends, als die Demonstration in vollem Schwunge war, begaben sich zwei Kosakenhundertschaften mit leichtem Geschütz zur Verteidigung des Taurischen Palais. Unterwegs Verhandlungen mit den Demonstranten hartnäckig ablehnend, was an sich ein schlimmes Zeichen war, fingen die Kosaken, wo sie nur konnten, bewaffnete Automobile ab und entwaffneten einzelne kleinere Gruppen. Kosakengeschütze in den von Arbeitern und Soldaten besetzten Straßen bedeuteten eine unerträgliche Herausforderung. Alles kündet Zusammenstöße an. An der Litejny-Brücke geraten die Kosaken auf kompakte Massen des Feindes, der hier Zeit gefunden hat, auf dem Wege zum Taurischen Palais einige Hindernisse zu errichten. Eine Minute unheilvoller Stille, die durch Schüsse aus den Nachbarhäusern zerrissen wird. "Die Kosaken gehen mit Schnellfeuer vor", schreibt der Arbeiter Metelew, "die Arbeiter und Soldaten, in Verstecken verstreut oder einfach unter Feuer auf dem Bürgersteig liegend, antworten mit gleichem." Das Feuer der Soldaten zwingt die Kosaken zum Rückzug. Sie schlagen sich zum Newa-Kai durch und geben von dort aus Geschützen drei Salven ab die Kanonenschüsse sind ebenfalls von der Iswestja registriert -, doch vom Gewehrfeuer erreicht, ziehen sie sich in Richtung des Taurischen Palais zurück. Eine ihnen entgegenkommende Arbeiterkolonne fügt den Kosaken den entscheidenden Schlag zu. Geschütze, Pferde und Gewehre preisgebend, verstecken sich die Kosaken in den Portalen der Bürgerhäuser und zerstreuen sich. Der Zusammenstoß auf dem Litejny, eine richtige kleine Schlacht, war die bedeutendste Kriegsepisode der Julitage, und seine Schilderung geht durch die Erinnerungen vieler Demonstrationsteilnehmer. Burssin, ein Arbeiter der Erikson-Fabrik, der zusammen mit den Maschinengewehrschützen demonstrierte, erzählt, wie bei der Begegnung mit ihnen "die Kosaken sogleich Gewehrfeuer eröffneten. Viele Arbeiter blieben tot liegen. Auch mich durchbohrte eine Kugel, sie ging durch das eine Bein hindurch und blieb im anderen stecken ... Als lebendiges Andenken an die Julitage dienen mir mein steifes Bein und der Krückstock ..." Beim Zusammenstoß auf dem Litejny wurden sieben Kosaken getötet, Verletzungen und Konfusionen erlitten neunzehn. Bei den Demonstranten gab es sechs Tote und etwa zwanzig Verwundete. Hier und dort lagen Pferdeleichen umher.
    Wir besitzen ein interessantes Zeugnis aus dem gegnerischen Lager. Awerin, derselbe Kornett, der seit dem frühen Morgen Partisanenüberfälle auf die regulären Aufständischen unternahm, berichtet: "Gegen 8 Uhr abends erhielten wir den Befehl des Generals Polowzew, in Stärke von zwei Hundertschaften mit zwei Schnellfeuergeschützen zum Taurischen Palais abzumarschieren ... Wir kamen an die Litejny-Brücke, wo ich bewaffnete Arbeiter, Soldaten und Matrosen erblickte ... mit meiner Spitzenabteilung ritt ich an sie heran und ersuchte sie, die Waffen abzugeben, doch wurde meine Bitte nicht erfüllt, und die ganze Bande flüchtete über die Brücke auf die Wyborger Seite. Bevor ich ihnen folgen konnte, drehte sich irgendein Soldat von kleinem Wuchs ohne Achselklappen nach mir um und schoß auf mich, verfehlte aber. Dieser Schuß wirkte wie ein Signal, von überall wurde auf uns ein regelloses Gewehrfeuer eröffnet. Aus der Menge ertönten Schreie: "Die Kosaken schießen." Tatsächlich war es auch so: die Kosaken stiegen von den Pferden und begannen zu schießen, es wurden sogar Versuche unternommen, aus den Geschützen zu feuern, doch die Soldaten eröffneten ein derartiges Trommelfeuer, daß die Kosaken gezwungen waren, sich zurückzuziehen; sie zerstreuten sich in der Stadt." Es ist nicht unwahrscheinlich, daß ein Soldat auf den Kornett geschossen hat: ein Kosakenoffizier konnte eher eine Kugel als einen Gruß von der Julimenge erwarten. Viel wahrscheinlicher jedoch sind die zahlreichen Zeugenaussagen, nach denen die ersten Schüsse nicht von der Straße, sondern aus dein Hinterhalt fielen. Ein einfacher Kosak aus derselben Hundertschaft wie der Kornett sagte mit Bestimmtheit aus, daß die Kosaken von der Richtung des Kriegsgerichts her und dann aus anderen Häusern in der Samurskigasse und auf dem

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