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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Erinnerungen von Iwanow, "in den Dörfern Bolschewiki sehr rar, auch in den Kreisen waren ihrer sehr wenig, bolschewistische Zeitungen gab es nicht, Flugblätter erschienen sehr selten ... Und dennoch, je näher an den Oktober, um so mehr wandte sich das Dorf den Bolschewiki zu"
    In den Kreisen, wo schon vor dem Oktober der bolschewistische Einfluß in den Sowjets bestand", schreibt derselbe Iwanow, "trat die elementare Welle der Güterplünderungen gar nicht oder in schwachem Maße in Erscheinung." Allerdings verhielt es. sich nicht überall gleich "Die Forderung der Bolschewiki, den Boden den Bauern zu übergeben", erzählt beispielsweise Tadejusch, "wurde besonders schnell von der Bauernmasse des Mohilewer Kreises aufgenommen, die die Güter plünderte, manche niederbrannte, Wiesen und Wälder wegnahm." Ein Widerspruch zwischen diesen Zeugnissen besteht eigentlich nicht. Die gesamte Agitation der Bolschewiki nährte zweifellos den Bürgerkrieg im Dorfe. Doch dort, wo es den Bolschewiki gelungen war, festere Wurzel zu fassen, waren sie naturgemäß bestrebt, ohne den Bauerndruck abzuschwächen, seine Formen in geordnetere Bahnen zu lenken und die Verwüstungen einzudämmen.
    Die Bodenfrage stand nicht isoliert da. Der Bauer litt, besonders in der letzten Kriegsperiode als Verkäufer wie als Käufer: das Getreide wurde ihm zu festgesetzten Preisen abgenommen, die Industrieprodukte wurden für ihn immer unerschwinglicher. Das Problem der ökonomischen Wechselbeziehungen zwischen Dorf und Stadt, das später unter dem Namen "Schere" zum Zentralproblem der Sowjetwirtschaft werden soll, zeigt bereits sein bedrohliches Antlitz. Die Bolschewiki sagten den Bauern: Die Sowjets müssen die Macht übernehmen, dir Boden geben, den Krieg beenden, die Industrie demobilisieren, Arbeiterkontrolle in den Betrieben einführen, das Verhältnis der Preise zwischen Industrie-und Landwirtschaftsprodukten regulieren. So summarisch das auch klang, aber es bezeichnete den Weg. "Zwischen uns und der Bauernschaft", sagte Trotzki am 10. Oktober in der Konferenz der Fabrikkomitees, "stehen als Scheidewand die Awksentjewschen Sowjetgestalten. Wir müssen diese Wand durchbrechen. Wir müssen im Dorfe erklären, daß alle Versuche der Arbeiter, dem Bauern durch Belieferung des Dorfes mit landwirtschaftlichen Geräten zu helfen, so lange resultatlos bleiben müssen, wie nicht die Produktion organisiert und unter Arbeiterkontrolle gestellt ist." In diesem Sinne erließ die Konferenz ein Manifest an die Bauern.
    Die Petrograder Arbeiter schufen währenddessen in den Fabriken eigene Kommissionen, die Metall sammelten, Bruch und Ausschuß, und es einer besonderen Zentrale "Der Arbeiter dem Bauern", zur Verfügung stellten. Der Abfall wurde verwandt zur Herstellung einfachster landwirtschaftlicher Geräte und Ersatzteile. Dieser erste planwirtschaftliche Einbruch der Arbeiter in die Produktion, noch unbedeutend dem Umfange nach, mit dem Übergewicht agitatorischer Ziele vor ökonomischen, eröffnete jedoch die Perspektive der nahen Zukunft. Erschrocken durch das Eindringen der Bolschewiki in das geheiligte Gebiet des Dorfes, machte das Bauernexekutivkomitee einen Versuch, sich des neuen Beginnens zu bemächtigen. Doch mit den Bolschewiki in der städtischen Arena sich zu messen ging bereits über die Kräfte der altersschwachen Versöhnler, die auch auf dem Lande immer mehr den Boden unter den Füßen verloren.
    Das Echo der bolschewistischen Agitation "brachte die arme Bauernschaft derart in Aufruhr", schrieb später der Twe-rer Bauer Worobjew, "daß man bestimmt sagen kann: Wäre der Oktober nicht im Oktober, er wäre im November gekommen." Diese plastische Charakteristik der politischen Macht des Bolschewismus steht keineswegs im Widerspruch zu der Tatsache seiner organisatorischen Schwäche. Nur durch solch scharfe Disproportionen kann sich eine Revolution den Weg bahnen. Gerade deshalb läßt sich, nebenbei gesagt, ihr Lauf nicht in die Rahmen der formalen Demokratie zwängen. Damit die Agrarumwälzung geschehen könne, im Oktober oder November, blieb der Bauernschaft nichts anderes übrig, als das zerfallende Gewebe der sozialrevolutionären Partei auszunutzen. Deren linke Elemente gruppieren sich hastig und ungeordnet unter dem Druck der Bauernbewegung, streben den Bolschewiki nach, rivalisieren mit diesen. Während der nächsten Monate vollzieht sich die politische Verschiebung der Bauernschaft hauptsächlich unter dem zerfetzten Banner der

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