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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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schmutziger Wäsche, mit entzündeten Augen, schrien mit heiseren Stimmen, gestikulierten übertrieben, und fielen sie nicht bewußtlos um, so, wie es schien, nur infolge des sie umgebenden Chaos, das sie herumwirbelte und auf seinen ungezügelten Flügeln trug.
    Abenteurer, Hochstapler, der schlimmste Auswurf der alten Regime schnupperten in der Luft herum und suchten Passierscheine zum Smolny. Einige fanden auch. Sie wußten irgendein kleines Geheimnis der Verwaltung: wer die Schlüssel zum diplomatischen Briefwechsel hat, wie Kassenscheine geschrieben werden, wie man in den Besitz von Benzin oder einer Schreibmaschine gelangen kann, und hauptsächlich, wo die besten Schloßweine aufbewahrt werden. Ins Gefängnis oder vor die Kugel gerieten sie nicht sogleich.
    Seit Erschaffung der Welt waren nicht so viel Befehle erteilt worden, mündlich, mit Bleistift, auf der Schreibmaschine, telephonisch, einer dem andern nacheilend - Tausende, Myriaden Befehle -, nicht immer durch jene, die dazu befugt waren, und selten für einen, der fähig war, ihn auszuführen. Doch darin bestand eben das Wunder, daß in diesem verrückten Wirbel ein innerer Sinn war; den Menschen gelang es, sich zu verständigen, das Wichtigste und Dringlichste wurde doch erledigt; um den alten Verwaltungsapparat abzulösen, spannten sich die ersten Fäden des neuen, die Rs-volution erstarkte.
    Tagsüber arbeitete im Smolny das Zentralkomitee der Bolschewiki: Es stand die Frage der neuen Regierung in Rußland zur Entscheidung. Protokolle wurden nicht geführt oder sind nicht erhalten geblieben. Niemand sorgte sich um die künftigen Historiker, obwohl gerade für sie nicht wenig Mühe vorbereitet wurde. In der Abendsitzung des Kongresses soll das Ministerkabinett gebildet werden. Minister? Welch kompromittiertes Wort! Es stinkt nach hoher bürokratischer Karriere oder Krönung des Parlamentsehrgeizes. Man kommt überein, die Regierung als Rat der Volkskommissare zu bezeichnen: das klingt immerhin frischer. Da die Verhandlungen über eine Koalition der "gesamten Demokratie" vorläufig zu keinem Ergebnis geführt haben, vereinfacht sich die Frage der parteimäßigen und personellen Zusammensetzung der Regierung. Die linken Sozialrevolutionäre zieren sich und machen Umstände: sie, die soeben mit Kerenskis Partei gebrochen, wissen selbst noch nicht recht, was mit sich anzufangen. Das Zentralkomitee akzeptiert noch als das einzig Denkbare Lenins Vorschlag: eine Regierung nur aus Bolschewiki zu bilden.
    An die Türe dieser Sitzung klopfte Martow an, als Bittgänger für die verhafteten Minister-Sozialisten. Vor gar nicht so langer Zeit hatte er sich bei den Minister-Sozialisten für eine Befreiung der Bolschewiki verwendet. Das Rad hatte eine tüchtige Drehung gemacht. Durch ein zu Martow für Verhandlungen hinausgesandtes Mitglied, am wahrscheinlichsten Kamenjew, ließ das Zentralkomitee wiederholen, die Minister-Sozialisten würden in Hausarrest übergeführt werden: allem Anschein nach hätte man sie in der Arbeit vergessen, oder aber sie hatten die Privilegien abgelehnt, um auch in der Trubetzkoi-Festung das Prinzip der ministeriellen Solidarität zu wahren
    Die Kongreßsitzung begann um 9 Uhr abends. "Das Bild unterschied sich im allgemeinen nicht sehr vom gestrigen. Weniger Waffen, weniger Gedränge." Suchanow, nun nicht mehr als Delegierter anwesend, sondern unter dem Publikum, hat sogar einen freien Platz gefunden. In dieser Sitzung stand bevor, die Fragen über Frieden, Boden und Regierung zu entscheiden. Nur drei Fragen: den Krieg beenden, dem Volke Boden geben, die sozialistische Diktatur errichten. Kamenjew beginnt mit dem Bericht über die vom Präsidium während des Tages geleistete Arbeit die Todesstrafe an der Front, von Kerenski eingeführt, ist abgeschafft die Agitationsfreiheit in vollem Umfange wiederhergestellt Befehl erteilt, die wegen politischer Überzeugung festgesetzten Soldaten und die Mitglieder der Landkomitees aus den Gefängnissen zu befreien; sämtliche Kommissare der Provisorischen Regierung sind abgesetzt; es ist befohlen, Kerenski und Kornilow zu verhaften und herbeizuschaffen. Der Kongreß billigt und bestätigt.
    Wiederum treten unter Ungeduld und Mißfallen des Saales irgendwelche Splitter von Splittern auf: die einen erklären, sie gingen weg "im Augenblick des Sieges des Aufstandes, nicht aber im Augenblick der Niederlage", die anderen dagegen rühmen sich dessen, daß sie dableiben. Der Vertreter der Donez-Bergarbeiter

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