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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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ermahnt, eiligst Maßnahmen zu ergreifen, damit Kaledin nicht den Norden von der Kohle abschneidet. Es wird nicht wenig Zeit vergehen, bis die Revolution gelernt hat, Maßnahmen von solchem Umfange zu ergreifen. Endlich kann man zum ersten Punkt der Tagesordnung übergehen.
    Lenin, den der Kongreß noch nicht gesehen hat, erhält das Wort zur Friedensfrage. Sein Erscheinen auf der Tribüne ruft nichtendenwollende Begrüßungen hervor. Die Schützengrabendelegierten betrachten mit großen Augen den geheimnisvollen Mann, den man sie hassen gelehrt und den sie lieben gelernt haben, ehe sie ihn sahen. "Die Hände fest am Rand des Rednerpultes und mit seinen kleinen Augen die Menge betrachtend, steht Lenin wartend, offensichtlich ohne die nicht endende Ovation zu beachten, die Minuten andauert. Als der Beifallssturm verstummte, sagte er einfach: "Wir beginnen jetzt mit dem Aufbau der sozialistischen Ordnung.""
    Kongreßprotokolle sind nicht erhalten geblieben. Die zur Niederschrift der Verhandlungen hinzugezogenen Parlamentsstenographinnen hatten zusammen mit den Menschewiki und Sozialrevolutionären das Smolny verlassen: das war eine der ersten Sabotageepisoden. Die Aufzeichnungen der Schriftführer sind im Strudel der Ereignisse spurlos untergegangen. Es sind nur hastige und tendenziöse Zeitungsberichte erhalten geblieben, geschrieben unter den Klängen der Artillerie und dem Zähneknirschen des politischen Kampfes. Besonders gelitten haben Lenins Reden: infolge des schnellen Sprechens und der komplizierten Satzkonstruktion ließen sie sich auch unter günstigeren Bedingungen nicht leicht niederschreiben. Jener Einleitungssatz, den John Reed Lenin in den Mund legt, ist in keinem Zeitungsbericht enthalten. Doch er entspricht durchaus dem Geiste des Redners. Ausdenken konnte John Reed ihn nicht. Gerade so muß Lenin sein Auftreten auf dem Sowjetkongreß eingeleitet haben, einfach, ohne Pathos, mit unerschütterlicher Sicherheit: "Wir beginnen jetzt mit dem Aufbau der sozialistischen Ordnung."
    Aber dazu ist vor allem nötig, mit dem Kriege Schluß zu machen. in der Schweizer Emigration hatte Lenin die Losung erhoben: den imperialistischen Krieg in den Bürgerkrieg umzuwandeln. Jetzt heißt es, den siegreichen Bürgerkrieg in den Frieden umzuwandeln. Der Referent beginnt sofort mit der Verlesung des Entwurfs der Deklaration, die von der jetzt zu wählenden Regierung herausgegeben werden soll. Der Text wird nicht verteilt: der technische Apparat ist noch sehr schwach. Der Kongreß dringt gierig in jedes Wort des Dokuments ein.
    "Die Arbeiter- und Bauernregierung, aus der Revolution vom 25. und 26. Oktober hervorgegangen und gestützt auf die Sowjets der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten, schlägt allen kriegführenden Völkern und deren Regierungen vor, unverzüglich in Verhandlungen über einen gerechten und demokratischen Frieden einzutreten." Gerechte Bedingungen schließen Annexionen und Kontributionen aus. Unter Annexionen ist gewaltsame Einverleibung fremder Völker oder deren Festhaltung gegen ihren Willen zu verstehen, in Europa wie in den fernen überseeischen Ländern.
    "Gleichzeitig erklärt die Regierung, daß sie keinesfalls die obengenannten Friedensbedingungen als ultimativ betrachtet, das heißt, daß sie bereit ist, auch jede andere Bedingung zu prüfen", sie verlangt nur schnellste Einleitung der Verhandlungen vor aller Öffentlichkeit. Ihrerseits schafft die Sowjetregierung die Geheimdiplomatie ab und schreitet an die Veröffentlichung der bis zum 25. Oktober 1917 abgeschlossenen Geheimverträge. Alles, was in diesen Verträgen darauf abzielt, den russischen Gutsbesitzern und Kapitalisten Privilegien und Vorteile zu sichern und andere Völker durch die Großrussen zu unterdrücken, "wird von der Regierung bedingungslos und sofort annulliert". Um in die Verhandlungen einzutreten, regt die Regierung den Abschluß eines sofortigen Waffenstillstandes von mindestens drei Monaten an. Mit ihrem Vorschlag wendet sich die Arbeiter- und Bauernregierung gleichzeitig "an die Regierungen und an die Völker aller kriegführenden Länder ... , insbesondere an die klassenbewußten Arbeiter der drei fortgeschrittensten Nationen", England, Frankreich und Deutschland, in der Überzeugung, daß gerade diese "uns helfen werden, erfolgreich die Sache des Friedens und damit die Sache der Befreiung der werktätigen und ausgebeuteten Massen von jeglicher Sklaverei und jeglicher Ausbeutung zu Ende zu führen".
    Lenin

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