Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution
gemeinsam in den großen Kampf eingetreten, der ein klassisches Beispiel bleiben wird in der Revolutionsgeschichte aller Völker.
Awilow hat von den allergrößten Schwierigkeiten gesprochen, die vor uns stehen. Zur Behebung dieser Schwierigkeiten schlägt er eine Koalition vor. Dabei aber macht er keinen Versuch, diese Formel aufzulösen und zu sagen: welcher Art Koalition - von Gruppen, Klassen, oder einfach eine Zeitungskoalition? ...
Es wird gesagt, die Spaltung bei der Demokratie sei ein Mißverständnis. Wenn Kerenski gegen uns Stoßtruppler anmarschieren läßt, wenn man uns mit Genehmigung des Zentral-Exekutivkomitees im schärfsten Moment unseres Kampfes gegen die Bourgeoisie des Telephons beraubt, wenn man uns einen Schlag nach dem anderen versetzt, - kann man da wirklich von Mißverständnis sprechen?
Awilow sagt uns: das Brot ist knapp, man braucht eine Koalition mit den Landesverteidigern. Würde aber diese Koalition das Brotquantum vergrößern? Die Frage des Brotes - das ist die Frage des Aktionsprogramms. Der Kampf gegen den Wirtschaftszerfall erfordert ein bestimmtes System von unten, nicht aber politische Gruppierungen an der Spitze. Awilow sprach von einem Bündnis mit der Bauernschaft; aber wiederum: von welcher Bauernschaft ist die Rede? Heute hat hier ein Bauernvertreter des Twerer Gouvernements die Verhaftung Awksentjews verlangt. Man muß wählen zwischen diesem Twerer Bauern und Awksentjew, der die Gefängnisse mit Mitgliedern der Bauernkomitees gefüllt hat. Eine Koalition mit den Kulakenelementen der Bauernschaft lehnen wir entschieden ab im Namen einer Koalition der Arbeiterklasse mit den ärmsten Bauern. Wir sind mit den Twerer Bauern gegen Awksentjew, wir sind mit ihnen bis ans Ende unzertrennlich.
Wer dem Schatten einer Koalition nachjagt, isoliert sich völlig vom Leben. Die linken Sozialrevolutionäre werden die Stütze in den Massen verlieren, wenn es ihnen einfallen sollte, unserer Partei entgegenzuwirken. Jede Gruppe, die sich in Gegensatz stellt zur Partei des mit der Dorfarmut verbundenen Proletariats, isoliert sich von der Revolution.
Offen, vor dem Angesicht des ganzen Volkes, haben wir das Banner des Aufstandes erhoben. Die politische Formel dieses Aufstandes ist: Alle Macht den Sowjets durch den Sowjetkongreß. Man sagt uns: ihr habt mit dem Umsturz nicht auf den Kongreß gewartet. Wir hätten schon gewartet, aber Kerenski wollte nicht warten: die Konterrevolutionäre haben nicht geschlafen. Wir als Partei haben es als unsere Aufgabe betrachtet, die reale Möglichkeit für den Sowjetkongreß zu schaffen, die Macht in seine Hände zu nehmen. Wäre der Kongreß von Junkern umstellt worden, wie hätte er die Macht ergreifen können? Um diese Aufgabe zu verwirklichen, war eine Partei nötig, die die Macht den Händen der Konterrevolution entwinden und euch sagen konnte: "Hier ist die Macht, ihr habt die Pflicht, sie zu nehmen!" [Stürmischer, nicht enden wollender Beifall.]
Ungeachtet dessen, daß die Landesverteidiger aller Schattierungen im Kampfe gegen uns vor nichts zurückschreckten, haben wir sie nicht weggestoßen, - wir haben dem Kongreß in seiner Gesamtheit angeboten, die Macht zu übernehmen. Wie muß man die Perspektive entstellen, um nach all dem, was vorgefallen ist, von dieser Tribüne herab von unserer Unversöhnlichkeit zu sprechen! Wenn die in Pulverrauch gehüllte Partei zu ihnen kommt und sagt: "Nehmen wir die Macht gemeinsam!", dann laufen sie in die Stadtduma und vereinigen sich dort mit den offenen Konterrevolutionären. Sie sind Verräter an der Revolution, mit denen wir uns niemals vereinigen werden!
Für den Kampf um den Frieden, sagt Awilow, sei die Koalition mit den Versöhnlern notwendig. Gleichzeitig gesteht er, daß die Alliierten einen Frieden nicht schließen wollen ... Den Margarinedemokraten Skobelew, berichtet Awilow, hätten die alliierten Imperialisten ausgelacht. Wenn ihr aber einen Block mit den Margarinedemokraten schließt, wäre die Sache des Friedens gesichert.
Es gibt zwei Wege im Kampfe um Frieden. Der eine Weg: den Regierungen der verbündeten und der feindlichen Länder die moralische und materielle. Macht der Revolution entgegenzustellen. Der zweite Weg: ein Block mit Skobeljew, was einen Block mit Tereschtschenko und völlige Unterwerfung unter den alliierten Imperialismus bedeutet. In unserem Friedensangebot wenden wir uns gleichzeitig an die Regierungen und an die Völker. Doch ist das nur eine formelle Symmetrie. Wir
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