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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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ersetzen.
    Am schärfsten empfand seine ungenügende taktische Orientiertheit Lenin selbst. Am 24. September schreibt er im Ra-botschyj Putj: "offenkundig wächst eine neue Revolution heran wir wissen leider wenig über Ausdehnung und Tempo dieses Anwachsens". Diese Worte bilden sowohl einen Vorwurf an die Adresse der Parteileitung wie Klage über die eigene Uninformiertheit. In seinen Briefen an die wichtigsten Aufstandsregeln erinnernd, vergißt Lenin nicht, hinzuzufügen: "Das alles als Beispiel, nur zur Illustration natürlich." Am 8. Oktober schreibt Lenin an den Sowjetkongreß des Norddistrikts: "Ich will versuchen, mit meinen Ratschlägen eines Außenstehenden hervorzutreten, für den Fall, daß die wahrscheinliche Aktion der Arbeiter und Soldaten Petrograds ... bald stattfinden wird, aber noch nicht stattgefunden hat." Seine Polemik gegen Sinowjew und Kamenjew beginnt Lenin mit den Worten: "Der Publizist, der durch den Willen des Geschicks ein wenig abseits vom Hauptstrom der Geschichte gestellt ist, läuft ständig Gefahr, sich zu verspäten oder sich uninformiert zu erweisen, besonders wenn seine Beiträge mit Verspätung das Licht der Welt erblicken." Hier wiederum die Klage über seine Isoliertheit neben dem Vorwurf an die Redaktion, die die Veröffentlichung allzu scharfer Artikel Lenins zurückhält oder die stacheligsten Stellen aus ihnen hinauswirft. Eine Woche vor der Umwälzung schreibt Lenin in einem konspirativen Brief an die Parteimitglieder: "Was die Frage des Aufstandes betrifft, jetzt, so nah an den 20. Oktober, so kann ich aus der Ferne nicht beurteilen, wieweit die Sache durch das streikbrecherische Auftreten (Sinowjews und Kamenjews) in der außerparteilichen Presse verdorben ist." Die Worte "aus der Ferne" hat Lenin selbst unterstrichen.
    Wie erklärt nun die Epigonenschule das Mißverhältnis zwischen Lenins taktischen Vorschlägen und dem tatsächlichen Verlauf des Aufstandes in Petrograd? Sie verleiht den Konflikten entweder anonymen und formlosen Charakter oder geht an den Meinungsverschiedenheiten vorüber, mit der Erklärung, daß sie keine Aufmerksamkeit verdienten; oder versucht, feststehende Tatsachen zu bestreiten; oder Trotzkis Namen dort vorzuschieben, wo bei Lenin die Rede vom Zentralkomitee als Ganzem oder von den Gegnern des Aufstandes innerhalb des Zentralkomitees die Rede ist; oder aber sie kombiniert schließlich alle diese Methoden, ohne um deren Übereinstimmung besorgt zu sein.
    "Als Muster der (bolschewistischen) Strategie", schreibt Stalin, "kann man die Durchführung des Oktoberaufstandes betrachten. Die Verletzung dieser Bedingung (der richtigen Wahl des Moments) führt zu dem gefährlichen Fehler, der sich "Tempoverlust" nennt, wo die Partei- hinter dem Gang der Bewegung zurückbleibt oder ihr vorauseilt und dabei die Gefahr des Zusammenbruchs heraufbeschwört. Als Beispiel eines solchen "Tempoverlusts", als Beispiel dafür, wie man den Zeitpunkt des Aufstandes nicht wählen darf; kann der Versuch eines Teiles der Genossen gelten, den Aufstand mit der Verhaftung der Demokratischen Beratung im August 1917 zu beginnen." Unter der Bezeichnung "eines Teiles der Genossen" figuriert in diesen Zeilen Lenin. Niemand außer ihm hat vorgeschlagen, den Aufstand mit der Verhaftung der Demokratischen Beratung zu beginnen, und niemand hat diesen Vorschlag unterstützt. Lenins taktischen Plan empfiehlt Stalin als "Beispiel dafür, wie man den Zeitpunkt des Aufstandes nicht wählen darf". Die anonyme Formel der Darstellung erlaubt Stalin gleichzeitig, die Meinungsverschiedenheiten zwischen Lenin und dem Zentralkomitee rundweg abzuleugnen.
    Noch einfacher zieht sich Jaroslawski aus den Schwierigkeiten. "Es handelt sich natürlich nicht um Einzelheiten", schreibt er, "es handelt sich nicht darum, ob der Aufstand in Moskau oder Petrograd begonnen hat", es handelt sich darum, daß der gesamte Verlauf der Ereignisse "die Richtigkeit der Leninschen Linie unserer Partei" bewies. Der findige Historiker vereinfacht aufs äußerste seine Aufgabe. Daß der Oktober eine Nachprüfung der Leninschen Strategie gegeben und im besonderen gezeigt hat, welche Bedeutung sein Aprilsieg über die führende Schicht der "alten Bol-schewiki" hatte - ist unbestreitbar. Handelt es sich aber überhaupt nicht darum, wo zu beginnen, wann zu beginnen und wie zu beginnen, so bleibt nicht nur von den episodischen Meinungsverschiedenheiten mit Lenin, sondern auch von der Taktik überhaupt nichts übrig.
    In John

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