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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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organisierten Proletariats, beginnen, zur sozialistischen Revolution überzugehen. Wir sind für die ununterbrochene Revolution. Wir werden nicht auf halbem Wege stehenbleiben." Dieses Zitat, so seltsam das ist, diente Stalin zur Identifizierung der alten Prognose der Partei mit dem wirklichen Verlauf der Ereignisse im Jahre 1917. Es ist nur unbegreiflich, wie dann die Parteikader durch Lenins "Aprilthesen" überrascht werden konnten.
    In Wirklichkeit hätte sieh nach der alten Konzeption der Kampf des Proletariats um die Macht erst entwickeln können, nachdem die Agrarfrage im Rahmen der bürgerlich-demokratischen Revolution gelöst worden wäre. Das Unglück aber ist, daß die in ihrem Landhunger befriedigte Bauernschaft dann keine Veranlassung gehabt hätte, eine neue Revolution zu unterstützen. Da aber die russische Arbeiterklasse, als fraglose Minderheit im Lande, nicht in der Lage gewesen wäre, aus eigener Kraft die Macht zu erobern, so betrachtete Lenin, durchaus folgerichtig, es als unmöglich, von der Diktatur des Proletariats in Rußland zu sprechen vor dem Siege des Proletariats im Westen.
    "Der volle Sieg der gegenwärtigen Revolution", schrieb Lenin im Jahre 1905, "wird das Ende der demokratischen Umwälzung und der Beginn des entscheidenden Kampfes um die sozialistische Umwälzung sein. Die Verwirklichung der Forderungen der heutigen Bauernschaft, vollständige Zertrümmerung der Reaktion, Eroberung der demokratischen Republik wird das restlose Ende des Revolutionarismus der Bourgeoisie und sogar der Kleinbourgeoisie bedeuten -wird der Beginn des echten Kampfes des Proletariats um den Sozialismus sein ... " Mit der Bezeichnung Kleinbourgeoisie ist hier vor allem die Bauernschaft gemeint.
    Wie sollte unter diesen Umständen die "ununterbrochene" Revolution entstehen? Lenin antwortete darauf: die russischen Revolutionäre, auf den Schultern einer ganzen Reihe von revolutionären Generationen Europas stehend, haben das Recht, davon zu "träumen", daß es ihnen gelingen werde, "mit noch ungeahnter Fülle alle demokratischen Umgestaltungen, unser ganzes Minimalprogramm zu verwirklichen ... Und wenn das gelingt, - dann ... dann wird ein revolutionärer Brand Europa entzünden ... Der europäische Arbeiter wird sich seinerseits erheben und uns zeigen, "wie das gemacht wird"; dann wird der revolutionäre Aufschwung Europas eine Rückwirkung auf Rußland ausüben und aus der Epoche einiger Revolutionsjahre eine Epoche mehrerer Revolutionsjahrzehnte machen". Der selbständige Inhalt der russischen Revolution, sogar in ihrer allerhöchsten Entwicklung, geht noch über die Grenzen der bürgerlichdemokratischen Umwälzung nicht hinaus. Erst die siegreiche Revolution im Westen wird imstande sein, die Ära des Kampfes um die Macht auch für das russische Proletariat zu eröffnen. Diese Konzeption behielt in der Partei ihre volle Macht bis zum April 1917.
    Läßt man episodische Ablagerungen, polemische Übertreibungen und Einzelirrtümer beiseite, so drehte sich während der Jahre 1905-1917 der Kern des Streites in der Frage der permanenten Revolution nicht darum, ob das russische Proletariat, nachdem es die Macht erobert hat, imstande sein würde, eine nationale sozialistische Gesellschaft aufzubauen - das hat überhaupt kein russischer Marxist bis zum Jahre 1924 jemals mit einem Wort erwähnt -, sondern darum, ob noch in Rußland eine bürgerliche Revolution möglich sei, die tatsächlich fähig wäre, die Agrarfrage zu lösen; oder aber ob für die Verwirklichung dieser Arbeit die Diktatur des Proletariats notwendig ist.
    Welchen Teil der alten Anschauungen hat Lenin in den Aprilthesen einer Revision unterworfen? Er hat nicht für eine Minute weder die Lehre vom internationalen Charakter der sozialistischen Revolution preisgegeben, noch den Gedanken, daß der Übergang auf den Weg des Sozialismus für das rückständige Rußland durchführbar ist nur unter direkter Mitwirkung des Westens. Aber Lenin hatte hier zum erstenmal verkündet, daß das russische Proletariat, gerade infolge der Verspätung der nationalen Bedingungen, früher an die Macht kommen kann als das Proletariat der fortgeschrittenen Länder.
    Die Februarrevolution erwies sich als ohnmächtig, die Agrarfrage wie die nationale Frage zu lösen. Die Bauernschaft und die unterdrückten Völker Rußlands waren durch ihren Kampf um demokratische Aufgaben gezwungen, die Oktoberumwälzung zu unterstützen. Nur deshalb, weil die russische kleinbürgerliche

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