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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Demokratie nicht vermocht hatte, jene historische Arbeit zu leisten, die ihre ältere Schwester im Westen vollzogen hat, erhielt das russische Proletariat den Zutritt zur Macht früher als das Proletariat des Westens. Im Jahre 1905 beabsichtigte der Bolschewismus erst nach Vollendung der demokratischen Aufgaben an den Kampf um die Diktatur des Proletariats heranzugehen. Im Jahre
    1917 erwuchs die Diktatur des Proletariats aus der Nichtvollendung der demokratischen Aufgaben.
    Der kombinierte Charakter der russischen Revolution machte hierbei nicht halt. Die Machteroberung durch die Arbeiterklasse vernichtete automatisch die Scheidelinie zwischen "Minimalprogramm" und "Maximalprogramm". Unter der Diktatur des Proletariats - aber nur unter ihr! - wurde das Hineinwachsen der demokratischen Aufgaben in sozialistische unvermeidlich, obwohl die Arbeiter Europas noch nicht Zeit gehabt hatten, zu zeigen, "wie das gemacht wird".
    Die Umstellung der revolutionären Reihenfolge zwischen Westen und Osten ist jedoch bei all ihrer Wichtigkeit für die Geschicke Rußlands wie der ganzen Welt von historisch beschränkter Bedeutung. Wie weit auch die russische Revolution vorausgeeilt sei, ihre Abhängigkeit von der Weltrevolution ist nicht geschwunden und sogar nicht kleiner geworden. Unmittelbar ergeben sich die Möglichkeiten des Hineinwachsens demokratischer Reformen in sozialistische durch Verknüpfung innerer Bedingungen, vor allem des Verhältnisses zwischen Proletariat und Bauernschaft. Aber in letzter Instanz werden die Grenzen der sozialistischen Umgestaltungen vom Stande der Wirtschaft und der Politik in der Weltarena bestimmt. So groß auch der nationale Anlauf sein mag, die Möglichkeit, über den Planeten hinwegzuspringen, bietet er nicht.
    Bei ihrer Verurteilung des "Trotzkismus" fiel die Kommunistische Internationale mit besonderer Heftigkeit über jene Ansicht her, nach der das russische Proletariat, wenn es das Steuer ergreift und keine Unterstützung vom Westen bekommt, "feindlich zusammenstoßen wird ... mit den breiten Massen der Bauernschaft, mit deren Hilfe es zur Macht gekommen ist" ... Selbst wenn man glaubt, die historische Erfahrung habe jene Prognose vollständig widerlegt, die Trotz-ki im Jahre 1905 formulierte, als noch kein einziger der heutigen Kritiker auch nur den Gedanken an die Diktatur des Proletariats in Rußland zuließ, so bleibt es auch in diesem Falle unumstößliche Tatsache, daß die Meinung über die Bauernschaft, als einen unzuverlässigen und treulosen Verbündeten, Gemeingut aller russischen Marxisten, einschließlich Lenins, war. Die wirkliche Tradition des Bolschewismus hat nichts zu tun mit der Lehre von der prädestinierten Interessenharmonie zwischen Arbeitern und Bauern. Im Gegenteil, die Kritik dieser kleinbürgerlichen Theorie bildete stets ein wichtiges Element im langjährigen Kampfe zwischen Marxisten und Narodniki.
    "Ist für Rußland die Epoche der demokratischen Revolution vorbei", schrieb Lenin im Jahre 1905, "dann wird es lächerlich sein, vom "Einheitswillen" des Proletariats und der Bauernschaft auch nur zu sprechen" ... "Die Bauernschaft als bodenbesitzende Klasse wird in diesem Kampfe (um den Sozialismus) die gleiche verräterische, schwankende Rolle spielen wie jetzt die Bourgeoisie im Kampfe um die Demokratie. Dies vergessen, heißt den Sozialismus vergessen, sich und andere über die wahren Interessen und Aufgaben des Proletariats täuschen."
    Während er, Ende 1905, für sich an einem Schema der Klassenbeziehungen im Verlauf der Revolution arbeitete, charakterisierte Lenin mit folgenden Worten die Situation, die nach der Liquidierung des gutsherrlichen Bodenbesitzes entstehen würde: "Das Proletariat kämpft bereits um die Erhaltung der demokratischen Errungenschaften namens der sozialistischen Umwälzung. Dieser Kampf wäre fast hoffnungslos für das russische Proletariat allein, und seine Niederlage wäre unvermeidlich ... wenn dem russischen Proletariat nicht das europäische sozialistische Proletariat zu Hilfe kommt ... In diesem Stadium organisieren die liberale Bourgeoisie und die wohlhabende (plus teils mittlere) Bauernschaft die Konterrevolution. Das russische Proletariat plus europäisches Proletariat organisieren die Revolution. Unter diesen Bedingungen kann das russische Proletariat einen zweiten Sieg erringen. Die Sache ist nicht mehr hoffnungslos. Der zweite Sieg wird die sozialistische Umwälzung in Europa sein. Die europäischen Arbeiter werden uns

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