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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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die gegen die Kadetten auszuspielen die Versöhnler sich vergeblich bemüht hatten. Das Exekutivkomitee bestätigte erneut seine Resolution, die die Rettungsregierung "mit allen Vollmachten" ausstattete: das bedeutete die Einwilligung in die Unabhängigkeit der Regierung von den Sowjets. Am gleichen Tage versandte Zeretelli in seiner Eigenschaft als Minister des Innern ein Zirkular über die Ergreifung "schneller und entschiedener Maßnahmen zur Unterbindung aller eigenmächtigen Handlungen auf dem Gebiete des Bodenbesitzes". Der Ernährungsminister Peschechonow seinerseits forderte die Unterbindung "des gewaltsamen und verbrecherischen Vorgehens gegen die Bodenbesitzer". Die Regierung zur Rettung der Revolution empfahl sich in erster Linie als Regierung zur Rettung des gutsherrlichen Eigentums. Doch nicht dessen allein. Der Industriegewaltige Ingenieur Paltschinski verfolgte in seiner dreifachen Eigenschaft, als Leiter des Ministeriums für Handel und Industrie, als Hauptbevollmächtigter für Heizstoff und Metall und als Leiter der Landesverteidigungskommission, energisch die Politik des Syndikatkapitals. Der menschewistische Nationalökonom Tscherewarin beklagte sich vor der Wirtschaftsabteilung des Sowjets, daß alle guten Vorsätze der Demokratie an der Sabotage Paltschinskis zerschellten. Ak-kerbauminister Tschernow, auf den die Kadetten die Beschuldigung der Verbindung mit den Deutschen ausdehnten, sah sich gezwungen, "zum Zwecke der Rehabilitierung" zu demissionieren. Am 18. Juli erläßt die Regierung, in der die Sozialisten überwiegen, ein Manifest über die Auflösung des ungehorsamen finnländischen Sejm* mit dessen sozialdemokratischer Mehrheit. In der feierlichen Note an die Alliierten anläßlich des dreijährigen Jubiläums des Weltkrieges wiederholt die Regierung nicht nur den rituellen Treuschwur, sondern berichtet auch von der glücklichen Niederwerfung der durch feindliche Agenten angezettelten Meuterei. Ein unerhörtes Dokument der Kriecherei! Gleichzeitig wird ein drakonisches Gesetz gegen Disziplinverletzung bei den Eisenbahnen erlassen. Nachdem die Regierung somit ihre Staatsreife vordemonstriert hatte, entschloß sich Kerenski endlich, das Ultimatum der Kadettenpartei in dem Sinne zu beantworten, daß die von ihr gestellten Forderungen "kein Hindernis für den Eintritt in die Provisorische Regierung bilden können". Eine verschleierte Kapitulation genügte jedoch den Liberalen schon nicht mehr. Sie wollten die Versöhnler in die Knie zwingen. Das Zentralkomitee der Kadettenpartei erklärte, daß die nach Auflösung der Koalition am 8. Juli erlassene Regierungsdeklaration - ein Sammelsurium demokratischer Gemeinplätze - für die Kadetten unannehmbar sei, und - brach die Verhandlungen ab.
    Die Attacke hatte konzentrischen Charakter. Die Kadetten handelten nicht nur in enger Verbindung mit den Industriellen und alliierten Diplomaten, sondern auch mit der Generalität. Das Hauptkomitee des Offiziersverbandes beim Hauptquartier stand faktisch unter Leitung der Kadettenpartei. Durch den obersten Kommandobestand drückten die Kadetten auf die Versöhnler von der empfindlichsten Seite. Am 8. Juli erließ der Oberbefehlshaber der Südwestfront, General Kornilow, einen Befehl, gegen zurückweichende Soldaten mit Maschinengewehr- und Artilleriefeuer vorzugehen. Unterstützt vom Frontkommissar Sawinkow, dem ehemaligen Haupt der terroristischen Organisation der Sozialrevolutionäre, hatte Kornilow vorher die Einführung der Todesstrafe an der Front gefordert und gedroht, andernfalls das Kommando niederzulegen. Das Geheimtelegramm wurde sofort in der Presse veröffentlicht: Kornilow hatte dafür gesorgt, daß es bekannt wurde. Der Höchstkommandierende Brjussilow, mehr zu Vorsicht und Lavieren neigend, schrieb schulmeisternd an Kerenski: "Die Lehren der Großen Französischen Revolution, von uns häufig vergessen, bringen sich dennoch gebieterisch in Erinnerung ... " Diese Lehren bestanden darin, daß die französischen Revolutionäre, nachdem sie vergeblich versucht hatten, die Armee "auf den Prinzipien der Humanität" aufzubauen, den Weg der Todesstrafe beschnitten, "und ihre siegreichen Fahnen sind durch die halbe Welt gegangen". Anderes hatten die Generale aus dem Buche der Revolution nicht herausgelesen. Am 12. Juli führte die Regierung die Todesstrafe wieder ein "während der Kriegszeit für Militärdienstpflichtige für einige, schwerste Verbrechen". Allein der Befehlshaber der Nordfront,

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