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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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August beschloß der Sowjet des Verbandes der zwölf Kosakenarmeen, der Doner, Kubaner, Tersker und anderer, nicht ohne Mitwirkung Sawinkows, "laut und entschieden" zur Kenntnis der Regierung und des Volkes zu bringen, er lehne die Verantwortung ab für das Verhalten der Kosakentruppen an der Front Generals Kornilow. Die Konferenz des Verbandes der Georgsritter drohte der Regierung noch entschiedener: sollte Kornilow abgesetzt werden, so werde der Verband sofort "einen Kampfruf an alle Georgsritter zum gemeinsamen Auftreten mit dem Kosakentum" erlassen. Kein einziger der Generale protestierte gegen diese Verletzung der Subordination, und die Ordnungspresse druckte mit Begeisterung die Beschlüsse ab, die eine Androhung des Bürgerkrieges bedeuteten. Das Hauptkomitee des Offiziersverbandes der Armee und Flotte versandte ein Telegramm, in dem es alle seine Hoffnungen "auf den geliebten Führer, General Kornilow", setzte, und "alle ehrlichen Menschen" aufrief, diesem ihr Vertrauen auszusprechen. Die zur selben Zeit in Moskau tagende Konferenz "öffentlicher Persönlichkeiten" des rechten Lagers sandte an Kornilow ein Telegramm, in dem sie einstimmte in den Chor der Offiziere, Georgsritter und des Kosakentums: "Das gesamte denkende Rußland blickt auf Sie mit Hoffnung und Vertrauen." Klarer konnte man's nicht sagen. An der Konferenz beteiligten sich Industrielle und Bankiers, wie Rjabuschinski und Tretjakow, die Generale Alexejew und Brussilow, Vertreter der Geistlichkeit und der Professur und die Führer der Kadettenpartei mit Miljukow an der Spitze. Als Hülle figurierten Vertreter des halbfiktiven "Bauernbundes", der den Kadetten eine Stütze bei den Spitzen der Bauernschaft sein sollte. Aus dem Vorsitzendenstuhl ragte die Monumentalfigur Rodsjankos hervor, der der Delegation eines Kosakenregimentes für die Niederwerfung der Bolschewiki dankte. Die Kandidatur Kornilows für die Rolle des Landesretters war somit von den autoritärsten Vertretern der besitzenden und gebildeten Klassen Rußlands offiziell aufgestellt.
    Nach dieser Vorbereitung erscheint der Oberbefehlshaber zum zweitenmal beim Kriegsminister, um über das von ihm eingereichte Programm zur Rettung des Landes zu verhandeln. "Nach Ankunft in Petrograd", erzählt über diesen Besuch Kornilows dessen Stabschef, General Lukomski, "begab er sich in Begleitung der Tekiner* mit zwei Maschinengewehren in das Winterpalais. Diese Maschinengewehre wurden vom Automobil heruntergeholt, sobald General Kor-nilow das Winterpalais betreten hatte, und die Tekiner hielten vor dem Portal des Palais Wache, um dem Oberbefehlshaber nötigenfalls zu Hilfe zu kommen." Man rechnete damit, diese Hilfe könnte dem Oberbefehlshaber gegen den Ministerpräsidenten notwendig werden. Die Maschinengewehre der Tekiner waren die Maschinengewehre der Bourgeoisie, gerichtet auf die zwischen den Beinen herumirrenden Versöhnler. So sah die - von den Sowjets unabhängige -Regierung der Rettung aus!
    Sogleich nach dem Kornilowschen Besuch erklärte Kokoschkin, ein Mitglied der Provisorischen Regierung, dem Ministerpräsidenten Kerenski, die Kadetten würden demissionieren, "falls nicht noch heute Kornilows Programm akzeptiert wird". Wenn auch ohne Maschinengewehre, so sprachen die Kadetten mit der Regierung doch die ultimative Sprache Kornilows. Und dies half. Die Provisorische Regierung beeilte sich, den Bericht des Oberbefehlshabers zu prüfen, und kam zu dem Ergebnis, die Durchführung der vorgeschlagenen Maßnahmen sei im Prinzip möglich, "einschließlich der Todesstrafe für das Hinterland".
    Der Mobilisierung der Kräfte der Reaktion schloß sich naturgemäß die Allrussische Kirchenversammlung an, die, ihrem offiziellen Zweck nach, die volle Befreiung der rechtgläubigen Kirche aus bürokratischen Fesseln durchzuführen hatte, sie in Wirklichkeit jedoch vor der Revolution schützen sollte. Mit der Beseitigung der Monarchie hatte die Kirche ihr offizielles Haupt verloren. Ihr Verhältnis zum Staate, ihrem Beschützer und Gönner von altersher, war in der Luft hängen geblieben. Allerdings hatte der Heilige Synod in einer Botschaft vom 9. März sich beeilt, die vollzogene Umwälzung zu segnen, und das Volk aufgerufen, "sich der Provisorischen Regierung anzuvertrauen". Aber die Zukunft war doch von Gefahren bedroht. Die Regierung hatte sich wie über alle anderen Fragen auch über die der Kirche ausgeschwiegen. Die Geistlichkeit war völlig fassungslos. Mitunter traf aus irgendeinem

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